Am 7. November 2017 fand im Gustav-Stresemann Institut in Bonn die 58. Fachtagung des DLG-Ausschuss „Gräser, Klee und Zwischenfrüchte“ statt , die traditionell gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft „Futterpflanzen, Gräser“ der GPZ ausgerichtet wird.
Das Thema, welches gegenwärtig die größte Unsicherheit innerhalb unserer Branche auslöst, ist die Novellierung der Düngeverordnung. Herr Stefan Hüsch vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hier aus Bonn informierte über den aktuellen Stand der Umsetzung der Düngeverordnung, speziell für die Vermehrung von kleinkörnigen Futterpflanzen. Dazu sprach Professor Dr. Friedhelm Taube von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und legt dar, dass sich die Saatgutproduzenten von Futterpflanzen auf geänderte Anbaustrategien einstellen müssen. Das ´letzte Wort` in den Diskussionen hatte ein Praktiker. Herr Wolfgang Knon, Leiter der Saatgutproduktion der Saatzucht Steinach und Ansprechpartner in allen Fragen rund um die Vermehrung von Futterpflanzen hat sich bisher intensiv in die Diskussionen um die Novellierung der Düngeverordnung eingebracht. Er stellt Wege vor, wie die aktuellen Vorschläge in der Praxis umgesetzt werden können, bei noch vielen offenen Fragen.
Im zweiten Themenblock bildeten Züchtungsfragen den Schwerpunkt. Als internationaler Referent bot Herr Kopecky aus Prag einen Einblick in die spezielle Genomforschung bei Gräsern. Die Universität in Hohenheim hat als einzige Universität in Deutschland einen Lehrstuhl für Saatgutwissenschaft und -technologie, der von Prof. Dr. Michael Kruse geleitet wird. Wir sind froh, dass es diese Einrichtung gibt, damit die offenen Fragen der Saatgutwirtschaft mit wissenschaftlichen Mitteln untersucht werden können. Dr. Sebastian Bopper berichtete zum Projekt „Ackerhellerkraut als neue Zwischenfruchtpflanze“. Neben der bereits angesprochenen Düngung ist der Pflanzenschutz eine sehr wichtige Maßnahme, um die Vermehrung von Futterpflanzen in Richtung Quantität und Qualität abzusichern. Immer schärfere Gesetzgebungen und immer weniger Wirkstoffe schränken die Möglichkeiten der Bekämpfung von Unkräutern und -gräsern sowie pflanzlichen und tierischen Schaderregern weiter ein. So betrifft auch das aktuell hart diskutierte Thema `Glyphosat´ unsere Arbeit, insbesondere wenn Grassamenvermehrungen umgebrochen und in die nächste Frucht überführt werden sollen. Frau Dr. Franziska Waldow vom Julius Kühn-Institut, Kleinmachnow, berichtete über den aktuellen Zulassungsstand von Pflanzenschutzmitteln für kleine Kulturen in Deutschland und den übrigen europäischen Ländern.
Neben der jährlichen Fachtagung unternimmt unser Ausschuss alle 2 Jahre eine Exkursion, um sich Einblick in die Saatgutwirtschaft unserer europäischen Nachbarn zu verschaffen. In diesem Jahr war die Gruppe in der Schweiz. Herr Dr. Jürgen Bestajowski berichtete detailliert von der Reise und konnte denen, die nicht dabei waren, die wichtigsten Erkenntnissen in Wort und Bild darlegen. Über Nutzen und die Umsetzung von Forschungsprojekten in der praktischen Züchtung berichtete Herr Christof Böhm von der Saatzucht Steinach. Hier stehen vor allem die Antracnoseresistenz bei Rotklee und multiresistente Lolium-Arten im Mittelpunkt. Den Abschluss der Vortragstagung gestaltete Herr Michael Haman von der DSV, Lippstadt, mit seinem Referat über aktuelle Entwicklungen in Wirtschaft und Handel bei Futtergräsern und kleinkörnigen Leguminosen.
Ein Novum der Fachtagung war die abschließende Podiumsdiskussionzum Thema „Netzwerk Kleinkörnige Leguminosen“. Benno Frehner, Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG, Enrico Nozinski, RUDLOFF Feldsaaten GmbH, Willi Pütter, Deutsche Saatveredelungs AG, und Dr. Stephan Hartmann, Bayer. Landesanstalt für Landwirtschaft, äußerten in kurzen Impulsbeiträgen ihren Standpunkt zum kommenden Projekt, der dann in intensiver Diskussion mit den Tagungsteilnehmern zu einer handlungsfähigen Grundlage verdichtet wurde.
Die Teilnehmer verließen den Tagungsort mit vielen neuen Erkenntnissen aus den Beiträgen der Lektoren oder den intensiven Gesprächen in den Tagungspausen. Ein wichtiger Teil der Wertschöpfungskette „Futterbau“ hat in seinem Branchentreff die Justierung der kurz- und mittelfristigen Arbeit vorgenommen und schaut mit Erwartung auf die neue Vegetationsperiode.
Der Vorsitzende
gez.
Joachim Hütter
Geschäftsführung
gez.
Dr. Reinhard Roßberg