- Digital Workshop “Cereals 2021: Cereal stress adaptation and resilience” 1. und 2. Juni 2021
The German Society of Plant Breeding (GPZ), the German Association for Plant innovation (GFPi) and Participants of the Joint Project BREEDING INNOVATIONS IN WHEAT (BRIWECS) are planning to hold a Digital Workshop “Cereals 2021: Cereal stress adaptation and resilience” on Tuesday 1st June and Wednesday 2nd June 2021
Cereal crops play a vital role in global nutrition, and yield stability in the face of environmental change is essential to maintain sustainable production. Future cereal production systems require further yield gains, improved resource efficiency and stable crop performance under increasingly fluctuating environmental conditions. Important prerequisites to achieve these goals include continued breeding progress to generate resilient cereal cultivars adapted to the consequences of climate change, along with innovative cropping systems driven by improved knowledge of the interactions of crop genotypes (G) with environmental (E) and crop management (M) factors.
Established in 2014 and funded by Germany’s Federal Ministry of Education and Research (BMBF), the public research consortium BRIWECS – Breeding Innovation in Wheat for Resilient Cropping Systems – performed interdisciplinary research at the interface of wheat breeding, genetics, agronomy, physiology and agroeconomics. The overriding aim of BRIWECS was to better understand G*E*M interactions in elite wheat cultivars and deliver knowledge for innovations in future breeding and cropping systems.
Alongside presentations of key results from the BRIWECS consortium, the CEREALS 2021 workshop also includes invited presentations from leading international experts on wheat genetics, genomics, physiology and breeding, along with complimentary highlights from current research in the cereals sections of Germany’s Society for Plant Breeding (GPZ) and Society for the Promotion of Plant Innovation (GFPi e.V.), respectively. In cooperation with these two organisations, the BRIWECS consortium is very happy to invite participants in Germany and abroad to this free, completely digital workshop at a time when international scientific discourse is essential to address pressing global issues. Please join us online to discuss future opportunities and challenges for stress adaptation and resilience with leading international personalities in the field of cereal breeding and genetics.
- Internationale wissenschaftliche Veranstaltung: 8th International Triticeae Symposium Wernigerode, Gatersleben, 11.06.2017 bis 16.06.2017
Das 8th International Triticeae Symposium fand vom 11. bis 16. Juni 2017 im Harzer Kultur- und Kongresshotel in Wernigerode statt. Die alle drei bis vier Jahre stattfindende Tagung wurde zum ersten Mal in Deutschland ausgerichtet. Herausragende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 26 Ländern kamen zusammen, um sich mit der für die globale Ernährung wichtigen Pflanzengruppe der Triticeae zu befassen. Es wurden Informationen über Fortschritte ausgetauscht und zukünftige Forschungsrichtungen von gemeinsamem Interesse diskutiert: die Triticeae zum Nutzen der Menschheit zu studieren und effektiv zu nutzen. Die Organisation vor Ort übernahm ein achtköpfiges Team aus dem IPK, das von Helmut Knüpffer geleitet wurde.
Die Triticeae sind die wirtschaftlich wichtigste Gruppe der Pflanzenfamilie der Gräser (Poaceae). Hierzu zählen unsere wichtigsten Brot- und Futtergetreide wie Weizen, Gerste, Roggen und Triticale, aber auch einige Futtergräser. Wegen ihrer nahen Verwandtschaft mit wichtigen Kulturpflanzen werden Triticeae-Arten häufig in der angewandten und Grundlagenforschung verwendet und mit anderen Gräserarten verglichen.
Das internationale Triticeae-Symposium ist eine interdisziplinäre Konferenz, die vom Internationalen Triticeae-Konsortium organisiert wird. Die ersten sieben Tagungen wurden in Schweden (1991), den USA (1994), Syrien (1997), Spanien (2001), Tschechien (2005), Japan (2009) und China (2013) abgehalten. Das Internationale Organisationskomitee (IOC) bestand aus acht Mitgliedern und wurde von Taihachi Kawahara (Japan) geleitet:
Taihachi Kawahara (chair) (Kyoto University, Japan)
Mary Barkworth (Utah State University, USA)
Vojtěch Holubec (Crop Research Institute, Prague, Czech Republic)
Helmut Knüpffer (secretary) (IPK Gatersleben, Germany)
Steven Larson (Forage and Range Research Laboratory, Agricultural Research Service, USA)
Baorong Lu (vice chair) (Institute of Biodiversity Science, Fudan University, Shanghai, China)
Genlou Sun (Department of Biology, Saint Mary’s University, Canada)
Yonghong Zhou (Chengdu Academy of Science, Sichuan Agricultural University, Chengdu, China)
Advisory Board des IOC
Roland von Bothmer (Nordic Genetic Resources Centre, NordGen, Alnarp, Sweden)
Chi Yen (Triticeae Research Institute, Sichuan Agricultural University, Chengdu, China)
Benjamin Kilian (Global Crop Diversity Trust, Bonn, Germany)
Hisashi Tsujimoto (Tottori University, Japan)
Local Organizing Committee (LOC)
Helmut Knüpffer (chair), IPK Gatersleben
Nadine Bernhardt, IPK Gatersleben
Frank Blattner, IPK Gatersleben
Andreas Börner, IPK Gatersleben
Regina Devrient, IPK Gatersleben
Andreas Houben, IPK Gatersleben
Katrin Menzel, IPK Gatersleben
Sabine Odparlik, IPK Gatersleben
Gudrun Schütze, IPK Gatersleben
Stephan Weise, IPK Gatersleben
Das Symposium umfasste vier Hauptthemen: (1) Taxonomie, Phylogenie und Phytogeographie, (2) Biodiversität, Genetische Ressourcen und Erhaltung, (3) Genetik und Genomik, und (4) Züchtung und Nutzbarmachung.
Die 120 Teilnehmer des Symposiums kamen neben Deutschland unter anderem aus China, Polen, Japan und den USA.
Das Programm umfasste insgesamt acht eingeladene 40-minütige Hauptvorträge (ein weiterer Keynote Speaker aus Äthiopien hatte zunächst zugesagt, sich dann aber nicht mehr gemeldet) und 40 20-minütige eingereichte Vorträge, und es wurden insgesamt 48 Poster vorgestellt. Folgende eingeladene Vorträge wurden gehalten:
Michiel W. van Slageren (Royal Botanic Gardens Kew, UK)
On the taxonomy of wheatNadine Bernhardt (Leibniz Institute of Plant Genetics and Crop Plant Research, Gatersleben, Germany)
Multi-locus analyses of Triticeae relationships: Is there a phylogenetic tree at all?Jacques L. David (SupAgro, Montpellier, France)
Phylogenomics unravels the complex reticulated history in the diploid Aegilops and Triticum and the impact of mating systems evolutionDag Endresen (Natural History Museum in Oslo, University of Oslo, Norway)
Predictive characterization of wheat and barley landracesTakao Komatsuda (Institute of Crop Science, National Agriculture and Food Research Organization, Japan)
The acquisition of rachis brittleness in the evolution of TriticeaeLee DeHaan (The Land Institute, Kansas, USA)
Genomics and breeding for rapid domestication of Thinopyrum intermedium as a perennial grain cropJaroslav Doležel (Institute of Experimental Botany, Olomouc, Czech Republic)
Dissecting genomes of wild wheat relatives to support alien introgression breedingKazuhiro Sato (Institute of Plant Science and Resources, Okayama University, Kurashiki, Japan)
Exploring Triticeae genetic resources to adapt crops to climate changeAm Abend des Anreisetages (Sonntag 11. Juni) fand ein Welcome Come-Together mit Imbiss statt. An den folgenden beiden Tagen gab es ein ganztägiges Vortragsprogramm, jeweils gefolgt von einer Postersession (Schwerpunkt ungerade bzw. gerade Posternummern). Während einer ganztägigen Brockenexkursion mit der Brockenbahn am Mittwoch, die in vier verschiedenen Varianten (darunter ein Aufstieg ab Bahnhof Schierke) angeboten wurde, vertieften die Teilnehmer zwanglos die Diskussionen und lernten neue Kollegen kennen. Der höchste Berg Norddeutschlands zeigte sich bei schönem Sommerwetter von seiner besten Seite. Am Donnerstag gab es vormittags wieder Vorträge; am Nachmittag wurde das gastgebende Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben besucht. Hier lernten die Teilnehmenden in parallelen Führungen die Arbeiten der Genbank, des Herbars und der Pflanzenphänotypisierung kennen und konnten sich beim Grillen im Freien mit IPK-Wissenschaftlern treffen. Am Freitag dem 16. Juni endete das Programm nach einer Reihe von weiteren Vorträgen mittags mit einer Abschluss-Session, in der Resümee gezogen und der nächste Tagungsort vorgestellt wurde. In vier Jahren soll das nächste Triticeae-Symposium in Novosibirsk (Russland) stattfinden.
Das Gruppenfoto wurde wiederholt, da beim ersten Termin nicht alle Teilnehmer zugegen waren. Auf jedem der Fotos sind mehr als 80 der 120 Teilnehmer zu sehen.
Vor Beginn der Tagung und am Donnerstag traf sich das Internationale Organisationskomitee (soweit angereist), erweitert um ausgewählte Teilnehmer, um organisatorische Fragen des Symposiums zu besprechen und die Zukunft der Veranstaltungsreihe zu diskutieren.
Die Webseite der Tagung wurde vom IPK gehostet. Über das System ConfTool wurde eine Anmeldungswebseite erstellt, über die sich die Teilnehmer registrieren, ihren Tagungsbeitrag entrichten und ihre Abstracts anmelden konnten. Außerdem hatten die Gutachter der Abstracts – Mitglieder des IOC und des LOC sowie ausgewählte weitere Wissenschaftler – die Möglichkeit, ihre Bewertung der Abstracts direkt im System zu hinterlegen. Von den eingereichten Abstracts wurden alle akzeptiert, allerdings wurde in einigen wenigen Fällen vorgeschlagen, dass eingereichte Vorträge als Posterbeiträge präsentiert werden sollten.
Nach dem durchweg positiven Feedback zu urteilen, waren die Tagungsteilnehmer sehr zufrieden mit allen Aspekten der Tagung – der Organisation, des Programms, des Hotels, der Exkursionen.
Die Tagung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Gesellschaft für Pflanzenzüchtung (GPZ) und das IPK unterstützt. Die Sektion Getreide der Europäischen Gesellschaft für Züchtungsforschung (EUCARPIA) war Mitveranstalter.
Hartmut Knüpffer (Gatersleben)
- Statusseminar zum Stand der Forschung an der Wertschöpfungskette Hafer am 26 und 27. März 2015 in Quedlinburg
Die Entwicklung des Haferanbaus der letzten Jahrzehnte zeigt für Deutschland einen kontinuierlichen Rückgang, der sich angesichts wachsender Flächenkonkurrenz fortsetzen könnte. Um diesem Trend entgegenzuwirken, braucht die gesamte Wertschöpfungskette Hafer neue Anregungen, Innovationen und Initiativen.
Unter der Ägide der Gesellschaft für Pflanzenzüchtung e. V. (GPZ) fand am Julius Kühn-Institut in Quedlinburg eine Tagung zum aktuellen Stand der Forschung und zur Diskussion des künftigen Forschungsbedarfs entlang der relevanten Wertschöpfungsketten bei Hafer statt. Ziel des Statusseminars mit 41 Teilnehmern war es, den Stand der Forschung entlang der Wertschöpfungskette Hafer in Deutschland und auch international darzustellen, zu diskutieren und Anstöße für neue Forschungsansätze zu geben.
An den zwei Halbtagen wurden in 15 Vorträgen aktuelle Arbeiten aus allen Teilen der relevanten Wertschöpfungsketten in der Tier- bzw. Humanernährung vorgestellt, die im Folgenden, thematisch geordnet, zusammengefasst sind.
Den züchterisch erreichten jährlichen Zuwachs im genetischen Ertragspotenzial bei Hafer im Zeitraum von 1983 bis 2012 wurde von Dr. Beuch, Nordsaat Saatzucht GmbH, auf 0,59 % oder 0,33 dt je Hektar und Jahr berechnet anhand der Wertprüfungsergebnisse in Deutschland.
In der Sortenzulassung berichtete Herr Rentel, (Bundessortenamt), von deutlich verringerten Anmelde- und Antragstellerzahlen, was die gesunkene Haferanbaufläche widerspiegelt. Durch Züchtungsfortschritte in den Anbau- und Qualitätseigenschaften stehen für alle Verwendungsrichtungen vielversprechende Sorten zur Verfügung.
Sortenversuche werden gegenwärtig durch die Länderdienststellen in acht Bodenklimaräumen auf insgesamt 31 Standorten in zumeist zwei Intensitäten durchgeführt, wobei sich aus dem Mittel der vergangenen drei Jahre höhere Mehrerträge durch die Intensitätssteigerung auf den nördlichen Standorten zeigen (Prof. Schäfer und Dr. Gröblinghoff, FH Soest). Die Lücke zu den Praxiserträgen ist beim Hafer größer als bei anderen Getreidearten, was mit der Einordnung des Hafers auf weniger vorteilhafte Praxisflächen, einer weniger intensiven Bestandesführung, dem schleppenden Sortenwechsel und anderen Faktoren zusammenhängen kann. In Deutschland finden nur selten Versuchsserien zu Fragen der Produktionstechnik (Bodenbearbeitung, Düngung, Pflanzenschutz) statt. Die Diskrepanz zwischen dem züchterischem Fortschritt im genetischen Ertragspotenzial und den im Praxisanbau realisierten Ertragszuwächsen kann ihre Ursache u. a. in den vergleichsweise geringen pflanzenbaulichen Forschungsaktivitäten haben.
Herr Petschke (Bäuerliche Erzeugergenossenschaft Gahlenz e.G.) legte in seinem Vortrag dar, wie Hafer für Schälmühlen kommerziell erfolgreich produziert werden kann und dass die Agrarpolitik entscheidend das angebaute Artenspektrum beeinflusst. Die Marktsituation und die Anforderungen der Schälmühlen an die Haferqualität wurden von Herrn Meyer (H. & J. BRÜGGEN KG) beschrieben. Hierbei wurde der Schälbarkeit und dem Kernanteil eine höhere Gewichtung gegeben als dem Hektolitergewicht. Letzteres bleibt das wichtigste Qualitätskriterium des Handels, der bei Unterschreitungen eines Hektolitergewichtes von 54 kg/hl oft Preisabschläge aushandelt. Letztere seien jedoch nicht etwa mit besonderen Anforderungen der Schälmühlen an das Hektolitergewicht zu rechtfertigen, so Dr. Beuch. Das Hektolitergewicht wird sehr von der Sorte, der Umwelt, der Methodik und der Probenaufbereitung beeinflusst und ist trotz physikalisch begründbarer Zusammenhänge selten mit anderen Kornparametern wie Korngewicht, Siebsortierung oder Spelzengehalt korreliert. Notwendig seien jetzt eine international akzeptierte Methodenkalibration der Hektolitergewichtsmessung sowie eine Aktualisierung der Empfehlungen seitens der Schälmühlen.
Neue Ergebnisse zum Einsatz von Hafer in der Tierernährung (Schwerpunkt Pferd) wurden von Frau Prof. Zeyner, MLU Halle-Wittenberg, aus dem Projekt GrainUp vorgestellt, wo erstmalig Unterschiede zwischen Hafersorten in der postprandialen glycaemischen Reaktion bei Pferden nachgewiesen und der Zusammenhang zur nervalen Reaktion diskutiert wurde.
Herr Schirdewahn von der Schweizerischen Eidgenossenschaft Agroscope berichtete über Ergebnisse aus dem Healthy & Safe-Projekt zum Vorkommen von Fusarien bei Hafer in der Schweiz. Hierbei wurde bislang am häufigsten Fusarium poae gefunden, gefolgt von F. graminearum, F. avenaceum und F. langsethiae. Die Jahreswitterung und Wirtschaftsform haben Effekte auf das Vorkommen und die Zusammensetzung des Artenspektrums – der Vorfrucht konnte bislang kein signifikanter Einfluss nachgewiesen werden. Hinsichtlich der Resistenz bestätigte sich bisher eine höhere Fusarien-Anfälligkeit von Winterhafer. Erste Ergebnisse zur Inokulation und Resistenz von Hafer gegen F. sporotrichioides stellte Dr. Winter, Georg-August-Universität Göttingen, vor. Die Befallsstärke 20 Tage nach der künstlichen Inokulation zeigte keine Korrelation zum Mykotoxingehalt, obwohl signifikante Sortenunterschiede im Befallsindex gefunden wurden. Im Mykotoxingehalt (T-2+HT-2) zeigten sich keine signifikanten Sortenunterschiede.
Frau Dr. Schwake-Anduschus, Max Rubner-Institut, berichtete über Vorkommen und Minimierung der Mykotoxine T-2 und HT-2 in Hafer aus Deutschland. Für die beiden Toxine gibt es bislang lediglich von der EU empfohlene Richtwerte, bei deren Überschreitung Ursachenforschung angezeigt ist. Die EU Kommission fordert zudem eine Verbesserung der Datenlage zur Entscheidung über eine mögliche Festlegung von Grenzwerten in der Zukunft. Die Untersuchung von Proben aus der Haferwertprüfung ergab starke Jahres- und Ortseffekte und keine signifikanten Unterschiede zwischen Wertprüfungsstämmen im T-2/HT-2-Gehalt, bei zumeist deutlich geringeren Werten relativ zum Richtwert von 1000 µg/kg in ungeschältem Hafer. Bei der Verarbeitung durch Kochen oder Backen sind die Toxine relativ stabil, das Entspelzen zeigt deutlich höhere Konzentration von HT-2 und T-2 in den Spelzen; der Toxingehalt in den Kernen liegt zumeist unter 10 % des Wertes der ungeschälten Körner.
Prof. Friedt, Universität Gießen, gab einen Überblick zur Genomforschung bei Hafer auf internationaler Ebene. Von besonderer Bedeutung ist hier das internationale Verbundprojekt Collaborative Oat Research Enterprise (CORE), in der sich zahlreiche Forscher aus öffentlichen Einrichtungen zusammen mit diversen Firmen der Weiterentwicklung der Züchtungsmethodik bei Hafer widmen – angefangen bei der Charakterisierung von genetischen Ressourcen und Zuchtmaterial, über die Entwicklung von genetischen Karten und Selektionsmarkern bis hin zur Etablierung neuer Züchtungsansätze einschließlich der genomischen Selektion. Ziel der CORE-Forschung ist die Etablierung einer universellen öffentlichen Datenbank für die Haferforschung und -züchtung, insbesondere auch für die molekulare Haferzüchtung. Besondere Herausforderungen liegen in der Entwicklung geeigneter Werkzeuge zur Nutzung der umfangreichen Sequenzdaten, der Leistungsvorhersage von Kreuzungen sowie der Erschließung genetischer Ressourcen. Dr. Mohler, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, stellte erste Ergebnisse zur genetischen Kartierung mittels der Genotyping-by-Sequencing-Technologie vor. Hier wurde eine genetische Karte mit 2516 Markern und einer Länge von 2642 cM für die RIL5-Nachkommenschaft einer Kreuzung zwischen der Hafersorte ‘Leo’ und der Avena–byzantina-Akzession AVE2406 erstellt. Ziel der Arbeiten ist die Kartierung von Resistenzen gegen Mehltau und Flugbrand.
Die ökologische Haferzüchtung stellte Dr. Schmehe, Dottenfelder Hof, vor, wo neben Kornertrag und Qualität (gute Schäleignung, geringer Spelzengehalt, hohes Hektolitergewicht) zusätzlich die Unkrautunterdrückung und Flugbrandresistenz eine Rolle spielen. An der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, laufen neben Sortenversuchen (Dr. Hartl) auch Forschungen an Kurzstrohhafer (Herr Bund), um die bessere Standfestigkeit der Kurzstrohtypen mit Ertragsstabilität und Kornqualität zu kombinieren.
Das Blühverhalten von Hafer stand im Mittelpunkt eines Beitrages von Dr. Herrmann, Julius Kühn-Institut. Von der Optimierung des Blühverhaltens werden Ansätze zur Vermeidung samenbürtiger Pathogene wie Fusarium und Flugbrand erwartet. So konnten in den bisherigen Arbeiten signifikante genetisch bedingte Unterschiede in der Antherenextrusion und der Offenblütigkeit nachgewiesen werden, die allerdings kaum mit der Mykotoxinakkumulation korreliert waren. Um Infektionen mit Fusarium oder Flugbrand wirksam vermeiden zu können, müssen noch stärker kleistogame Formen oder Typen mit stärkerer Antherenextrusion gefunden werden.
Die Charakterisierung von pflanzengenetischen Ressourcen des Hafers hinsichtlich der Inhaltsstoffqualität stellte Dr. Germeier, Julius Kühn-Institut, vor, der aus den Ergebnissen des AVEQ-Projektes (AVEna Genetic Resources for Quality in Human Consumption) berichtete. Dr. Rolletschek, IPK Gatersleben, stellte die Nutzung der Time Domain-Nuclear Magnetic Resonance (TD-NMR) im Hochdurchsatzverfahren vor. Mit dieser Technik wurden an intakten Samen von rund 3000 Avena-Akzessionen der IPK-Genbank Inhaltsstoffparameter wie Ölgehalt, Kornfeuchte, Proteingehalt und Kohlenhydratgehalt gemessen.
Angesichts der regen Diskussion der Beiträge wurde der Bedarf für derartige Treffen auch in der Zukunft deutlich. Eine Wiederholung des Statussseminars im drei- bis vierjährigem Zyklus ist vorgesehen.
M. Herrmann (Groß Lüsewitz)
- Gemeinsame Vortragstagung der GPZ AG Getreide und der GFP Abteilung Getreide am 25.-26. Juni 2013 in Gießen
Die gemeinsame Veranstaltung begann am 25. Juni mit einer Sitzung der GFP-Abteilung Getreide, in der über laufende und geplante GFP-Projekte berichtet wurde (interner Bericht der GFP-Geschäftsstelle gem. Verteiler).
Nach einem Imbiss schloss sich daran die GPZ-Vortragstagung an. Erfreulicherweise konnten dafür hoch angesehene Referenten aus dem In- und Ausland gewonnen werden, denen es in hervorragender Weise gelang, den aktuellen Stand der internationalen Weizenforschung in methodischer Hinsicht und bezüglich zentraler Herausforderungen der Weizenzüchtung darzustellen. Den gegenwärtigen Stand der internationalen «Genomforschung für und zu Weizen» stellte Prof. Dr. Beat KELLER, Universität Zürich (Schweiz), einer der international führenden Köpfe unter den Weizenforschern vor. In idealer Weise ergänzt wurde dieser Einblick in die Genomforschung durch den Redebeitrag von Prof. Dr. Uwe Rascher, Pflanzenwissenschaften, Forschungszentrum Jülich, über die derzeitigen und künftigen «Perspektiven der sensorgestützten nicht-invasiven Phänotypisierung», wobei der Fokus auf den entsprechenden Aktivitäten im Rahmen des Deutschen Pflanzen-Phänotypisierungs-Netzwerkes (DPPN) lag.
In einem weiteren Übersichtsvortrag stellte Prof. Dr. Frank ORDON, JKI, Quedlinburg, «Nationale und internationale Initiativen zur Stärkung der Weizenforschung: Konzepte und Ziele» vor. Hierbei ging er zunächst auf die Bedeutung des Weizens für die Welternährung und den bereits erzielten sowie benötigten Zuchtfortschritt ein und stellte anschließend die internationale Wheat Initiative, das französische Weizenprojekt BreedWheat sowie das in Großbritannien geförderte Projekt WISP vor. In einem nächsten Teil erläuterte er die Organisation und die Ziele der deutschen Forschungsallianz proWeizen, welche von Frau Dr. Tanja Gerjets, die auch an der Veranstaltung teilnahm, betreut wird. Abschließend zeigte er anhand der eingegangenen und proWeizen bekannten Anträge auf, dass im Rahmen der BMELV Ausschreibung „Innovationen zur Züchtung von leistungsfähigeren Weizensorten“ neben der Hybridzüchtung und der Verbesserung der Ertragsleistung auch die Verbesserung der Resistenz nach wie vor von großer Bedeutung ist. Vor diesem Hintergrund war es besonders erfreulich, dass Prof. Dr. Hermann BÜRSTMAYR, BOKU Wien, Tulln (Österreich), als international renommierter Fachmann auf diesem Gebiet für einen Vortrag über den «Stand der Resistenzzüchtung gegen Fusariosen» gewonnen werden konnte.
Obwohl in der Vergangenheit bereits erhebliche Fortschritte in der Weizenzüchtung gemacht wurden, sind für die notwendige weitere Verbesserung der Produktivität im Weizenbau noch bessere und leistungsstärkere Weizensorten notwendig. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Optimierung der Zuchtmethodik. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Zahl von Hybridsorten berichtete Dr. Volker LEIN, Saaten Union, Estrées-Saint-Denis (Frankreich) über «Stand und Aussichten der Hybridzüchtung bei Weizen». In schöner Weise komplettiert wurden die Betrachtungen zur Zuchtmethodik und Sortenwahl durch den Vortrag von Dr. Hubert KEMPF, Secobra, Moosburg, über «Optimale Weizensorten für die Landwirtschaft und Verbraucher».
Wegen der besonderen Aktualität und der speziellen Herausforderungen der Forschung folgen an dieser Stelle weitere Ausführungen zu den laufenden Aktivitäten hinsichtlich der Genomforschung und der Fusarium-Resistenzzüchtung bei Weizen.
Wie Beat Keller einleitend deutlich machte, ist die Genomanalyse beim Brotweizen durch die Komplexität des hexaploiden Weizengenoms besonders schwierig. Daher hat sich ein großes internationales Konsortium (International Wheat Genome Sequencing Consortium) dieser anspruchsvollen und für die Weiterentwicklung einer unserer wichtigsten Kultur- und Nahrungspflanzen besonders wichtigen Aufgabe angenommen. Die AG Keller widmet sich dabei der physischen Kartierung und Sequenzierung von Weizenchromosom 1AS. Wichtige Tools wurden entwickelt, wie z.B. eine umfangreiche BAC-Bibliothek für diesen Chromosomenarm. Die bereits sequenzierten Genome anderer Gräser wie Brachypodium, Reis und Sorghum stehen der Weizengenomforschung als Referenzen zur Verfügung. Die Zuordnung von BAC-Contigs und Genen kommt trotz der Komplexität des Genoms gut voran. Spezieller Forschungsgegenstand der AG Keller ist der Pm3/Glutenin-Locus, für den mittlerweile umfangreiche BAC-Contigs erstellt wurden, die den Großteil des Chromosomenarms abdecken. Im Hinblick auf die angestrebte Nutzanwendung der Grundlagenforschung in Form genomgestützter Züchtung sieht der Referent einige Herausforderungen: Zweifellos bestehen Chancen für eine effektivere Züchtung auf agronomische Merkmale anhand von Markerinformationen. In genetischer Hinsicht ist jedoch ein spezielles Problem darin zu sehen, dass viele funktionale Gene in Genomregionen liegen, die nicht oder schwer rekombinierbar sind. Generell gilt jedoch, dass die markergestützte Selektion für quantitative Merkmale bisher nicht recht vorangekommen ist. Bessere Chancen verspricht hier die Anwendung der Genomischen Selektion, bei der anhand von Phänotypdaten und hochdichten Markerdaten Zuchtwerte geschätzt und nachfolgend in der Neuzüchtung eingesetzt werden. Weitere Herausforderungen bestehen in der Entwicklung nutzbarer bioinformatischer Werkzeuge, der Ausbildung einer entsprechend geschulten, neuen Züchtergeneration und der Etablierung und Verfügbarmachung der neuen Ansätze und Methoden für die Züchtungspraxis, insbesondere in kleineren Unternehmen. Ein weiteres Hindernis – insbesondere für europäische Züchter – liegt in den hier gegebenen Beschränkungen hinsichtlich der Nutzung transgener Pflanzen, denn auf gentechnischem Wege sind Ziele realisierbar, die sonst kaum oder nur schwer erreichbar sind; dazu gehört die Übertragung wichtiger Gene aus Wildformen in den Weizen, die direkte Modifikation funktionaler Gene, die Verstärkung der Genwirkung durch Einfügen effektiverer Promotoren etc. Die internationale Forschung – z.B. in Nordarmerika und Ostasien – zeigt, dass auf diese Weise noch große Fortschritte im Sinne einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Weizen erreichbar sind. Daher spricht sich der Referent für eine Verstärkung der internationalen Aktivität – auch der Feldforschung – auf diesem Gebiet aus, um den aktuellen Herausforderungen wie Ressourcenmangel, Klimawandel und Lebensmittelknappheit wirksam begegnen zu können. Dringend nötig um die Weizenzüchtung kompetitiver und erfolgreicher zu machen sind 1) eine komplette physische Karte des Weizens (sollte in zwei Jahren vorhanden sein), 2) eine vollständige Genomsequenz (vielleicht in 4 Jahren, Chromosom 3B ist bereits sequenziert) zwecks Erleichterung der Markerentwicklung und Genisolation und die Nutzung der genetischer Ressourcen in wilden oder primitiven Verwandten (transgene Ansätze).
Den aktuellen Stand der genetischen Analyse von Fusarium-Resistenz in Weizen und der Anwendung in der Weizenzüchtung stellte Hermann BÜRSTMAYR vor und berichtete über aktuelle Projekte zur markergestützten Züchtung bzgl. spezieller Merkmale am IFA-Tulln. Das Hauptproblem der Fusarium-Infektion von Weizen ist die resultierende Mykotoxin-Kontamination. Hoffnung macht jedoch die vorhandene, breite Variation bzgl. Resistenz im Weizensortiment, sowohl in exotischem Material als auch in Land- und Zuchtsorten. In über 50 Veröffentlichungen (seit 1999) wurden mehr als 200 QTL für Fusarium-Resistenz publiziert, die auf allen Chromosomen des Brotweizens lokalisiert sind. Die wenigen Arbeiten zu tetraploidem Weizen nennen T. dicoccoides, T. dicoccum oder T. carthlicum als Quellen, ebenso wie wenige andere verwandte Spezies (Triticum macha, Thinopyrum ponticum). Resistente Sorten wie ‚Sumai 3‘ (chinesischer Sommerweizen) werden international stark genutzt, bisher allerdings weniger in der europäischen Winterweizenzüchtung. Weitere interessante Resistenzquellen sind die Weizenarten T. macha, T. dicoccum und T. dicoccoides. In der Züchtungspraxis wird nach wie vor primär die phänotypische Selektion von Pflanzen und Linien mit geringer Symptomausprägung – häufig nach künstlicher Infektion im Feld oder Gewächshaus – praktiziert. Neue Wege eröffnet hier künftig die gezielte markergestützte Selektion auf spezielle Resistenzloci (QTL) oder ggf. die genotypische Selektion anhand von genomabdeckenden Markern (Genomische Selektion). Zusammenfassend ist festzustellen, dass die klassische phänotypische Selektion nach wie als eine erfolgreiche Strategie der Züchtung auf Fusariumresistenz gelten kann, wobei sie jedoch sehr aufwändig ist. Daher wäre eine breitere Anwendung der molekularen Züchtung durch markergestützte Selektion auf QTL mit größeren Effekten wünschenswert und vielversprechend. Dabei könnten ggf. bestehende Assoziationen (Korrelationen, Kopplung, Pleiotropie) mit weiteren wichtigen Merkmalen besser berücksichtigt werden. Diesbezüglich besteht noch Forschungsbedarf, ebenso wie zur Entwicklung wirkungsvoller Ansätze einer Genomischen Selektion. Eine besondere Herausforderung ist die Verbesserung der Fusarium-Resistenz von Durum-Weizen. Hier dürften – ebenso wie bei Brotweizen – neue Introgressionen aus „wilden“ Verwandten hilfreich sein.
Die Veranstaltung wurde am 26. Juni 2013 (vormittags) fortgesetzt mit einer gemeinsamen Besichtigung von Feldversuchen zu laufenden Getreideprojekten des Gießener Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Feldversuchsstation des Lehr- und Versuchsbetriebes Rauischholzhausen (Ebsdorfergrund).
Die diesjährige gemeinsame Vortragstagung der GPZ AG Getreide und der GFP Abteilung Getreide war ein voller Erfolg: hervorragende Vorträge ausgewiesener Referenten zu aktuellen und vorrangigen Themen der Weizenforschung und Züchtung waren Anregung für lebhafte Diskussionen, die leider durch die begrenzt verfügbare Zeit nicht ausführlicher und intensiver fortgesetzt werden konnten. In diesem Sinne ist eine Weiterführung und Vertiefung der Debatte wünschenswert und notwendig.
Wolfgang Friedt (Gießen)
- Gemeinsame Vortragstagung der GPZ-AG (8) Saatgut und Sortenwesen, (6) Ertrags- und Stressphysiologie und (10) Getreide, sowie der AG für Saatgut- und Sortenwesen der Gesellschaften für Pflanzenbauwissenschaften am 4./5. Oktober 2007 in Halle/S. “Klimawandel als Herausforderung – Entwicklung und Nutzung stresstoleranter Sorten für Nahrung und Energie“
– 98 Teilnehmer –
Organisation:
Dr. Karin Förster, HalleAktuellen Berichten zufolge war das Wetter der letzten Jahre von Extremen bestimmt, von Trockenperioden ebenso wie Überschwemmungen mit teils katastrophalen Folgen. Auch im langfristigen Trend steigt die mittlere Jahrestemperatur, und es ändert sich die saisonale Niederschlagsverteilung. Auf was muss sich die Landwirtschaft einstellen? Kann die Pflanzenzüchtung Sorten bereitstellen, die witterungsbedingten Stress besser tolerieren? Entsprechend der wirtschaftlichen Bedeutung solcher Fragen und der wissenschaftlichen Komplexität des Problems lag es nahe, Experten verschiedener Disziplinen zum Erfahrungsaustausch einzuladen. Für dessen fachliche Vorbereitung hatten sich die Leiter der AGs 6 (Frau Dr. C. Balko, Groß Lüsewitz), 8 (Frau Dr. K. Förster, Halle) und 10 (Prof. W. Friedt, Giessen) zusammengefunden.
Zu Beginn der Tagung begrüßte der Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. W. Diepenbrock, die Teilnehmer im historischen Roemer-Hörsaal des Instituts für Agrar- und Ernährungswissenschaften. Er stellte in wenigen Worten die einschneidenden Änderungen vor, die im vergangenen Jahr die Universität Halle hinsichtlich ihrer Organisationsstruktur (aus 18 Fachbereichen wurden 9 Fakultäten), der Lehre (generelle Einführung des Bachelor- und Master-Studiums) und der Raumplanung (Neubauvorhaben im Gebiet Heide-Süd) erfahren hat. Dem jüngsten Gutachten des Wissenschaftsrates entsprechend wird dort zunächst ein Zentrum für Pflanzenwissenschaften entstehen, wie der Institutsdirektor Prof. M. Rodehutscord anschließend berichtete. Als dritter Redner würdigte Prof. Friedt in seiner Begrüßung die besonderen wissenschaftlichen Leistungen wie auch das große menschliche Engagement von Prof. Dr. Dr. h. c. Klaus-Ulrich Heyland, der am 29. November 2006 in Königswinter bei Bonn verstarb. Geboren in Halle und von 1969 bis 1992 Inhaber des Lehrstuhls für Speziellen Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn war Prof. Heyland nach der Ausgründung der GPZ aus der GPW in dem ihn auszeichnenden Bemühen, fachliche Verbindungen auch über die Grenzen seines eigenen Arbeitsgebietes zu pflegen und auszubauen, der erste Leiter der gemeinsamen AG Saatgut- und Sortenwesen.
Zum Thema der Tagung und der diesbezüglich laufenden Forschung vermochten die zumeist eingeladenen 18 Redner mit ihren Beiträgen insgesamt eine attraktive Übersicht zu vermitteln. Alle Vorträge sollen deshalb zusammen mit den 18 Posterbeiträgen gedruckt und in Heft 72 der GPZ-Reihe ‚Vorträge für Pflanzenzüchtung’ noch vor Jahresende allgemein verfügbar gemacht werden. Der nachfolgende Bericht kann sich deshalb auf wenige Hinweise zu den vorgetragenen Eckpunkten der Thematik beschränken.
Die globale Temperatur hängt, wie der Klimatologe G. Groß, Hannover, einleitend klar machte, von der Sonneneinstrahlung (Solarkonstante), dem Albedo-Effekt (Farbe der Erde) und der Erdatmosphäre (d.h. deren Rückstrahlung) ab. Ohne Atmosphäre läge die mittlere Temperatur der Erde bei -15°C anstatt der tatsächlichen +15°C. Dieser „natürliche Treibhauseffekt“ sorgte im vergangenen Jahrtausend für einen ziemlich gleich bleibenden Klimaverlauf. In den letzten 100 Jahren jedoch führte der Ausstoß klimaaktiver Gase, wie Kohlendioxid, Methan, Lachgas und anderen, zu einem dramatischen, zusätzlichen „anthropogenen Treibhauseffekt“, dessen Auswirkungen man in den vergangenen Jahren als Rückgang der Gletscher in den Alpen oder Abschmelzen der Polkappen zunehmend auch öffentlich festzustellen begann. Eine verlässliche Vorhersage des Klimas ist aus verschiedenen Gründen derzeit noch nicht möglich. Alle plausiblen Szenarien gehen aber davon aus, dass Dürreperioden vor allem in den ohnehin gefährdeten Zonen der Erde zunehmen und die Wasserverfügbarkeit für die Menschheit zum vordringlichsten Existenzproblem werden dürfte. In Deutschland dürfte sich, bei insgesamt unveränderten Niederschlagsmengen, vor allem deren Verteilung ändern und im Sommer vermehrt Starkregenfälle (und Überschwemmungen) wie auch ausgeprägtere Hitze- und Trocken-perioden auftreten.
Reaktionen des Pflanzenbaus auf solche Veränderungen beschrieb O. Christen, Halle, auf der Ebene des landwirtschaftlichen Betriebs sowie hinsichtlich der angebauten Kulturpflanzen und Fruchtfolgen. Am einfachsten und aussichtsreichsten sei es, in Form neuer Sorten züchterische Verbesserungen der Klimatoleranz zu erreichen. Aber die Konsequenzen der möglichen Klimaänderungen, die H.-J. Weigel u. a. mit Freilandversuchen an der FAL in Braunschweig abzuschätzen versuchte, sind überaus komplex, und die Wechselwirkungen zwischen Stimulation der Photosynthese durch die erhöhte CO2-Konzentration, der stomatären Transpiration und dem Wasserstress noch kaum verstanden, von spezifischen Effekten, wie einer erhöhten Seneszenz von Zuckerrüben bei steigender CO2-Konzentration ganz abgesehen. Gemäß Ausführungen von F. Börnke, Erlangen, können Pflanzenphysiologen mit modernen Methoden der Manipulation des Kohlenhydratstoffwechsels transgener Pflanzen auf dem Wege zur Ertragssteigerung relevante Source-Sink-limitierte Einzelschritte aufklären. Die bearbeiteten Biosyntheseketten unterliegen jedoch ihrerseits der Regulation durch Entwicklungsgene, wie z. B. beim Übergang von der vegetativen in die generative Entwicklungsphase, so dass sowohl die Übertragbarkeit der Ergebnisse von Modell- auf Kulturpflanzen als auch die Merkmalsausprägung unter Feldbedingungen noch weitgehend unbekannt sind. Die Diskussionsrunden nach jeweils zwei Vorträgen waren ebenso lebhaft wie aufschlussreich.
Die zweite Sektion – nach Kaffeepause und Posterbesichtigung – war durch eher praktische Problemdarstellungen bestimmt. T. Bokeloh von der Fa. Strube-Dieckmann erörterte züchterische Bemühungen, die von der Wissenschaft (IfZ Göttingen) als Ertragspotential geschätzten 24 t Zucker je ha (bei aktuell 10 t/ha) im praktischen Zuckerrübenanbau zu realisieren. Zwar gibt es in neueren Sorten deutliche Verbesserungen hinsichtlich Hitze- bzw. Wasserstresstoleranz, kaum jedoch ohne Ertragsverluste bei guter Wasserversorgung! Zwei weitere Vorträge widmeten sich dem aktuellen Thema Biogasproduktion (A. Vetter, Jena, und S. Freydank, Leipzig) mit Untersuchungen zur Entwicklung von geeigneten mehrjährigen Fruchtfolgen in diesbezüglichen Anbausystemen. Als Beispiel für eine neue, in dem erwarteten wärmeren Klima besonders geeignete Pflanzenart berichtete R. Hoffmann-Bahnsen, Halle, über die Evaluierung russischer Herkünfte der Rispenhirse (Panicum miliaceum), die als C4-Pflanze mit höherem Wärmeoptimum und besserer Wassereffizienz in Mitteleuropa zukünftig Anbauinteresse finden könnte.
Vor dem abendlichen Beisammensein im Restaurant Wildschütz (Barfüßerstr. 9, sehr empfehlenswert!) gab es noch einen Genuss besonderer Art: eine Führung durch das Museum für Haustierkunde, in dem der ehemalige Kustos dieser einmaligen Einrichtung, Dr. J. Wussow, die vor allem von Julius Kühn in über 40 Jahren gesammelten Schätze aus dessen Haustiergarten und vieler weiterer Schenkungen kenntnisreich und spannend vorstellte – an diesem historischen Ort für viele vermutlich zum letzten Mal, denn die umgebauten alten Tierställe werden nach Umzug der landwirtschaftlichen Institute in das Neubaugebiet mit dem gesamten Areal anderen Nutzungen weichen müssen.
Am nächsten Morgen eröffnete W. Friedt den zweiten Halbtag mit einem Überblick über die verschiedenen Ansätze zur Züchtung von Nutzpflanzen auf Toleranz gegen Klimastress. Bereits durch vergleichende Anbauprüfungen in Gießen und Rauischholzhausen ließen sich Weizensorten mit besserer Anpassungsfähigkeit identifizieren. Zur Stresstoleranz kann konventionelle Züchtung auch durch Nutzung von Heterosis beitragen. Andererseits werden zunehmend aus molekulargenetischen Untersuchungen teils an Modellpflanzen, wie Arabidopsis, Gene bekannt, denen zentrale Bedeutung in der Reaktion auf osmotischen oder oxidativen Stress zukommt und die man anhand ihrer Sequenz auch in Kulturpflanzen (Weizen) erfolgreich auffinden und so auch ohne Gentransfer nutzen kann. Ein Beispiel in dieser Richtung verfolgt ein BMBF-Forschungsprojekt, über das Frau A. Kunert, Freising, berichtete, und das die Auswirkungen klimatischer Einflüsse auf die Weizenerträge in 7 Referenzregionen Deutschland’s mehrjährig ermitteln soll. Im gleichen Zuge werden in Freising die Wirkungen einer Blühzeitverfrühung als Maßnahme gegen die zunehmend häufigere Frühjahrstrockenheit an einem umfangreichen internationalen Sortiment von Winter- und Sommerweizen aus 32 Ländern und 5 Kontinenten untersucht und dazu Gene für Photoperiode, Vernalisation und Frühreife per se molekular charakterisiert und kartiert. Bei Samen spielt der verschiedene Aufbau der Samenhülle,, insbesondere Vorhandensein oder Fehlen von Endospermschichten um den Embryo, für Dormanz und Keimung entscheidende Rolle, die G. Leubner, Freiburg, als Pflanzenphysiologe untersucht. In Gefäßversuchen (J. Müller, Halle) erwies sich bei 40 bzw. 70 % max. Wasserkapazität die Triticalesorte ‘Lasko’ selbst osteuropäischen Winterweizensorten deutlich ertragsüberlegen.In zwei Vorträgen aus der Arbeitsgruppe von A. Börner, Gatersleben, wurden mehr als 600 Genbankakzessionen der Gerste (ICARDA) für die molekulare Analyse von Wachstums- und Entwicklungsfaktoren im Feld bzw. von Salztoleranz in vitro eingesetzt und die Vorzüge einer Assoziationskartierung herausgestellt, die mit solchen wenig verwandten Formen schnell und kostengünstig möglich ist. Anschließend gab C. Jung, Kiel, einen Einblick in die derzeit laufenden Arbeiten zur genetischen und molekularen Charakterisierung der Blütenbildung, insbesondere der Bestimmung des Blühzeitpunktes, der im Zusammenhang mit veränderten Klimafaktoren heute vielfach auch kontrovers diskutiert wird. Erneut wurde hier, wie in dem Vortrag von W. Friedt (s. o.), deutlich, welch großes Potential sich aus der molekulargenetischen Pflanzenforschung weltweit für zukünftige züchterische Anwendungen eröffnet. Den Abschluss der Tagung bildeten drei informative Beiträge über Eisentoxizitätsresistenz bei Reis (F. Asch, Hohenheim) und die Klimatoleranz von Mais (J. Leipner und R. Messmer, Zürich). Für weitere Details wird auf die Druckfassungen der Vorträge verwiesen: Vortr. Pflanzenzüchtg. Heft. 72.
Insgesamt vermittelte die Tagung einen sehr guten Eindruck von der Komplexität der Klimareaktionen der Pflanze, von den teils schon heute praktizierten pflanzenbaulichen Maßnahmen zur Minderung von abiotischer Stressbelastung, insbesondere Wassermangel, von dem Potential der konventionellen Pflanzenzüchtung, insbesondere aber den Chancen der modernen Biotechnologie. Auf der Basis rasch wachsender Erkenntnisse der Grundlagen-forschung – insbesondere der Pflanzenphysiologie – sind zurzeit international beeindruckende Fortschritte hinsichtlich der Aufklärung von beteiligten Stoffwechselwegen und deren genetischer Kontrolle feststellbar. Diese liefern die theoretischen und methodischen Voraussetzungen für eine gezielte züchterische Verbesserung der Stresstoleranz und Ertragsfähigkeit unserer Kulturpflanzen.
(K. Förster, Halle/S., C. Balko, Groß Lüsewitz, W. Friedt, Gießen)
- Gemeinsame Sommertagung der „Arbeitsgemeinschaft für Krankheitsbekämpfung und Resistenzzüchtung bei Getreide, Hülsenfrüchten und Raps“, der GFP-Abteilung Getreide und der GPZ-AG Getreide 14./15. Juni 2004 in Wetze und Einbeck
– 100 Teilnehmer –
Leitung:
Prof. W. Friedt, GießenAnlass für das gemeinsame Treffen der drei Arbeitsgemeinschaften in der Zuchtstation der Lochow-Petkus GmbH in Wetze war die Tatsache, dass Dr. Klaus Brunckhorst nach über 30jähriger Leitung der Weizenzüchtung in diesem Hause am Jahresende ausscheiden wird. Da wollten sich alle Kollegen und Weggefährten von ihm noch einmal seinen Zuchtgarten zeigen lassen, aus dem so viele wichtige und bekannte Winterweizensorten hervorgingen, so u.a. Greif (1989), Bussard (1990), Dekan (1999), Certo (1999), Biscay (2000), Cubus (2002) und Buteo (2004).
Den Hauptteil der Veranstaltung mit einem besonders attraktiven und vielgestaltigen Programm hatte die AG Krankheitsbekämpfung („die AG mit dem langen Namen“, Dr. G. Bartels, BBA Braunschweig) organisiert. Gastgeber waren die Lochow-Petkus GmbH und die KWS SAAT AG. Treffpunkt (und Parkplatz für die zahlreichen PKWs) war Wetze b. Northeim, von wo am Montag früh 2 Busse (von der BASF finanziert) die Teilnehmer aufnahmen.Im Biotechnologie-Forum der KWS in Einbeck begrüßte der Vorsitzende der AG Krankheitsbekämpfung, Herrn Prof. Backhaus, Präsident der BBA, die Teilnehmer und eröffnete die Sommertagung, die mit einer kurzen Vorstellung des weltweit agierenden Unternehmens KWS SAAT AG durch Dr. Folttmann, der Lochow-Petkus GmbH durch Dr. Brunckhorst und des Forschungsinstituts PLANTA, einer 100%igen KWS-Tochter, durch Frau Dr. Neddermann begann. Danach führte Dr. Stahl in molekularbiologische Arbeiten der PLANTA zur „Entwicklung von Pilzresistenz bei Kulturpflanzen“ ein und berichtete speziell über ein EURECA-Projekt zur Verbesserung der Fusarium-Resistenz bei Weizen mittels einer erweiterten hypersensitiven (durch programmierten Zelltod) und mit pathogenspezifischem Promotor induzierbaren Wirtsreaktion. Technische Details solcher aufwändigen und langfristigen Forschungsvorhaben wurden den Teilnehmern in kleinen Gruppen bei einem Rundgang durch das Biotechnikum erläutert. Dem schloss sich an: eine Präsentation des breiten Aufgabenkatalogs der Abteilung Phytopathologie der KWS durch Dr. Holtschulte insbesondere zu Mais und Zuckerrübe, eine Besichtigung der neuen, beeindruckenden Saatgut-Aufbereitungsanlage der KWS und eine Feldfahrt zu Versuchen der KWS zur Resistenzzüchtung bei Raps (Dr. Gertz).
Nach dem Mittagessen auf Einladung der KWS im Forum des Biotechnikums führte die Weiterfahrt mit den Bussen auf dem Wege zur Lochow-Zuchtstation zu 6 Feldversuchsstandorten im Umkreis von Wetze, an denen die Arbeiten der Lochow-Petkus insbesondere zur Resistenzzüchtung besichtigt und intensiv erörtert wurden: an Wintergerste die Nutzung der DH-Technik (Doppelhaploide), die Selektion von Zuchtmaterial gegen bodenbürtige Viren auf einem permanent verseuchten Ackerstück (‚dirty plot’) und Resistenzzüchtung gegen Blattkrankheiten, insbesondere Ramularia und andere Erreger von Blattflecken; an Winterweizen Resistenzzüchtung gegen Fusarien (Problem Mykotoxine; Inokulation mittels Maisstoppeln bzw. Sporen-Sprühapplikation; klassische Nutzung von adaptierten Resistenzeltern einerseits und Resistenzeinbau aus Wildmaterial mittels molekularer Marker andererseits) und gegen die zahlreichen Blattkrankheiten des Weizens. Im letzteren Zusammenhang demonstrierte Dr. Brunckhorst sein Zuchtschema bei Winterweizen, eine effiziente Kombination von früher Pedigree-Selektion mit wirksamer mehrortiger Leistungsprüfung der besten Nachkommenschaften ab F4. Den Abschluß bildete eine Besichtigung interessanter Freilandversuche der BASF zur Terminierung des Fungizids Cantus in Raps, neuer Fungizide für den Blatt- und Ährenbereich von Winterweizen und des gezielten Einsatzes von Fungiziden und Wachstumsreglern in Wintergerste, die speziell für diese Veranstaltung vor den Toren von Wetze angelegt worden waren.
Am Eingang zum Blockhaus in Wetze begrüßte Dr. von Broock die große Besucherschar mit einem Krug kühlen Einbecker Bieres. Im Namen der Arbeitsgemeinschaft „mit dem langen Namen“ hielt Dr. G. Bartels eine Laudatio auf Dr. Brunckhorst, der seit über 30 Jahren Mitglied der AG und ihres Lenkungsausschusses ist und hier die Arbeit immer wieder durch Anregung und Aktivität mitgestaltete. Dieser dankte mit wenigen Worten und eröffnete das Büfett, zu dem alle Tagungsteilnehmer von der Lochow-Petkus eingeladen waren.
Das Programm des folgenden Vormittags brachte zwei weitere Höhepunkte: Die Besichtigung der Feldversuche auf dem Versuchsfeld Höckelheim der Landwirtschaftskammer Hannover – Bezirksstelle Northeim, unter der Führung von Dr. Manfred Bartels (Leiter der Bezirksstelle, Arbeitsgebiet Phytopathologie und Pflanzenschutz) und Dr. Karsten Möller (Arbeitsgebiet Pflanzenbau und Pflanzenschutz) mit der Demonstration der Anbausysteme Frühsaatweizen, Stoppelweizen-Mulchsaat und Spätsaat/Wechselweizen, der Landesssortenversuche Wintergerste und Winterweizen sowie der praktischen Konsequenz verschiedener Fungizid-Strategien in Winterweizen – praxisnahe Versuche zum integrierten Pflanzenschutz, deren Ergebnisse den Landwirten in der Region kompetente Hilfestellung bei der Lösung aktueller Tagesprobleme zu vermitteln vermögen. Für das zweite ‚highlight’ führte die Busfahrt weiter nach Göttingen, wo Prof. von Tiedemann, Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz der Universität, mit seinen engagierten Mitarbeitern Untersuchungen zur Weiterentwicklung des Sclero-Prognosesystems für eine effektive Bekämpfung von Sclerotinia-Befall im Winterraps sowie Versuche zur Epidemiologie und Kontrolle des Blattflecken-Komplexes der Wintergerste (Ramularia, PLS) vorstellte.
Nach Rückkehr nach Wetze schloss sich hier im Blockhaus nahtlos das Nachmittagsprogramm an, zu dem GFP und GPZ die Getreidezüchter eingeladen hatten. Prof. Friedt berichtete über die mühsamen Fortschritte, das bereits vor mehr als 2 Jahren konzipierte Konzept der GFP zur Weizenforschung in Deutschland (s. Vortr. Pflanzenzüchtg. 53, 2002) zu realisieren. Es folgten drei Berichte über Untersuchungen zu Getreidevirosen, Frau Dr. Habekuß: Insektenübertragene (BYDV, WDV) und bodenbürtige (BaMMV, BaYMV) Viren, Dr. Huth: Bodenbürtige Weizen- und Roggen-infizierende Viren und Frau Dr. Kastirr: Über die Entwicklung von Methoden zur Selektion von Getreide auf Resistenz gegen bodenbürtige Viren. Aus der Landessaatzuchtanstalt in Hohenheim berichtete Dr. Miedaner über Resistenzzüchtung bei Roggen gegen Braunrost, Ährenfusariosen und Mutterkorn, aus dem Institut für Pflanzenzüchtung der Universität Gießen Frau Dr. Wagner über die Identifizierung und Kartierung von Resistenz-assoziierten ESTs der Gerste gegen Rhynchosporium secalis. Ein kurzer Bericht von Herrn Harrer über das nationale Evaluierungsprogramm für pflanzengenetische Ressourcen (EVA) beschloß die Sitzung.
Als nächste Termine wurden bekannt gegeben:
3./4. Nov. 2004: GFP-Jahrestagung in Bonn
12./14. Juni 2005: Sommertagung der AG Krankheitsbekämpfung in Posen/Polen(G. Röbbelen, Göttingen)