- 18. AG-Vortragstagung der GPZ-AG (8) Saatgut und Sortenwesen vom 7. bis 9. März 2023 in Nossen “Physikalische, Biochemische und Molekulare Methoden zur Bestimmung der Saatgutqualität”
– 111 Teilnehmer –
Organisation:
Andreas Börner (AG-Leiter, Gatersleben)
Ulrike Lohwasser (Gatersleben)
Berta Killermann (Freising)
Elke Nitschke (Kassel)Karsten Westphal (Nossen)
Anette Hess (Nossen)
Die 18. Tagung der Arbeitsgruppe Saatgut und Sortenwesen der GPZ und GPW, gemeinsam organisiert mit dem Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) fand vom 7. bis 9. März 2023 an der BfUL (Staatliche Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft) in Nossen statt. Insgesamt 111 Teilnehmer aus 7 Ländern diskutierten zum Thema:
“Physikalische, Biochemische und Molekulare Methoden zur Bestimmung der Saatgutqualität”.
Eröffnet wurde die Tagung von Gerhard Leubner, Professor an der Royal Holloway University of London, Großbritannien. Prof. Leubner ist ein international ausgewiesener Saatgutforscher. In seinem Übersichtsreferat zum Thema: ‘Crop seed quality and innovative seed technologies for sustainable food production and seed bank storage’ wies er darauf hin, dass eine verbesserte Saatgutqualität, die durch Züchtung und innovative Saatgutverbesserungstechnologien erreicht wird, der Grundstein für das maximales Ertragspotenzial unserer Kulturpflanzen ist. Innovative Technologien zur Saatgutveredelung, einschließlich neuer Priming-Technologien und die Anwendung nützlicher biologischer Stoffe, führen zu einer schnellen Keimung, einer verbesserten Vitalität und einem gleichmäßigen Aufbau der Sämlinge, selbst bei abiotischem Stress.
In einem zweiten Keynote Vortrag zum Thema: ‘How can X-ray technology help in seed development?’ referierte Joelle Claußen vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS), Fürth über das Anwendungsspektrum der röntgenbasierten Saatgutanalyse. Dieses reicht von der hochauflösenden Untersuchung eines einzelnen Samens über Messungen ganzer Ähren bis hin zu Schüttgut- und Sämlingstests. Die Methode ermöglicht eine quantitative, objektive und reproduzierbare Bewertung der morphologischen Merkmale von Samen und Sämlingen.
Es folgten 14 weitere Fachvorträge zu neuen Methoden zur Bestimmung der Saatgutqualität. Zu den Untersuchungsobjekten zählten unter anderem Weizen, Gerste, Roggen, Erbse, Raps und Zuckerrübe.
Nach dem Vortragsprogramm fand ein Workshop zu samendiagnostischen Merkmalen bei Getreide statt. Dieser wurde vom Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten organisiert.
Es ist geplant, die nächste Tagung der Arbeitsgruppe Saatgut und Sortenwesen vom 11. bis 13. März 2025 in Gatersleben durchzuführen.
Andreas Börner, IPK Gatersleben (Leiter der AG Saatgut und Sortenwesen)
- 17. AG-Vortragstagung der GPZ-AG (8) Saatgut und Sortenwesen vom 9. bis 10. März 2021 in Gatersleben (online) “Saatgutproduktion in Zeiten des Klimawandels”
– 216 Teilnehmer –
Organisation:
Andreas Börner (AG-Leiter, Gatersleben)
Ulrike Lohwasser (Gatersleben)
Berta Killermann (Freising)
Elke Nitschke (Kassel)Vom 9. bis 10. März 2021 fand eine Tagung der Arbeitsgruppe Saatgut und Sortenwesen der GPZ und GPW gemeinsam mit dem Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) statt. Insgesamt 216 Teilnehmer aus 33 Ländern diskutierten zum Thema: “Seed Production in Times of Climate Change”. Die Veranstaltung wurde erstmals online durchgeführt.
Die Frage, wie sich Klimaveränderungen auf die Quantität und Qualität von Saatgut auswirkt, war zentraler Gegenstand der Vortragstagung. Im Fokus standen dabei der Ertrag aber auch Merkmale wie Keimfähigkeit oder Langlebigkeit von Samen. Es gab zwei eingeladene Hauptredner. Prof. Hugh W. Pritchard, Royal Botanic Gardens, Großbritannien eröffnete die Tagung mit dem Referat: ‚Climate and seed functional traits‘. Einen weiteren Plenarvortrag hielt Prof. Ilse Kranner, University of Innsbruck, Österreich zum Thema: Abiotic stress factors experienced during seed maturation affect redox signalling and seed phenotype. Weiterhin wurden insgesamt 26 Referate gehalten, die ein breites Spektrum zur Saatgutforschung bei zahlreichen Pflanzenarten abbildeten.
Wie bei der vorangegengenen Tagung folgte dem Vortragsprogramm ein Workshop, organisiert vom Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten. Der Workshop, geleitet von Prof. Michael Kruse, Universität Hohenheim, widmete sich der Bestimmung von Arten der Pflanzenfamilie Apiaceae.
Es ist geplant, die nächste Saatguttagung in zwei Jahren in Nossen durchzuführen.
Andreas Börner, IPK Gatersleben (Leiter der AG Saatgut und Sortenwesen)
- 16. AG-Vortragstagung der GPZ-AG (8) Saatgut und Sortenwesen vom 10. bis 11. April 2018 in Gatersleben “Prüfungsmethoden und Forschungsansätze zur Saatgutqualität”
– 155 Teilnehmer –
Organisation:
Andreas Börner (AG-Leiter, Gatersleben),
Berta Killermann (Freising) und
Ulrike Lohwasser (Gatersleben)Vom 10. bis 11. April 2018 fand in Gatersleben eine Tagung der Arbeitsgruppe Saatgut und Sortenwesen der GPZ und GPW gemeinsam mit dem Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) statt. Insgesamt 155 Teilnehmer aus 15 Ländern diskutierten zum Thema:
“ Prüfungsmethoden und Forschungsansätze zur Saatgutqualität”.
Die Qualität von Saatgut ist eine wesentliche Voraussetzung für die Keimung und das Wachstum der sich daraus entwickelnden Pflanzen. Dabei hat jedes noch so kleine Samenkorn ein Eigenleben. Wann es keimt, wie schnell es keimt und wie kräftig der Spross ist, hängt zum einen von der Erbinformation ab, die ihm die Mutterpflanze mitgibt, andererseits aber auch von den Bedingungen, unter denen das Saatgut geerntet und gelagert wird. Im Kontext der künftigen Ernährungssicherheit kommt der Qualität von Saatgut eine Schlüsselrolle zu. Genau dieser Thematik widmete sich die internationale GPZ-GPW Tagung, die am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben stattgefunden hat.
Eröffnet wurde die Tagung durch einen Vortrag von Andreas Wais, dem Generalsekretär der International Seed Testing Association (ISTA), die ihren Sitz in der Schweiz hat und zu deren Mitgliedern Saatgutorganisationen aus insgesamt 70 Ländern zählen. Es folgten Beiträge zur automatischen Analyse der Samenkeimung sowie zur Vererbung der Fähigkeit von Saatgut möglichst lange zu überleben.
Gekoppelt an das Vortragsprogramm war ein Workshop, organisiert vom Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten. Mittels spezieller Färbetechnik wurde Saatgut unter anderem von Sonnenblume, Gerste, Fenchel und Weidelgras behandelt und präpariert. Unter Verwendung von Mikroskopen konnte anschließend die Lebensfähigkeit der Samen bestimmt werden.
Es ist geplant, die nächste Saatguttagung in zwei Jahren in Österreich durchzuführen.
Andreas Börner, IPK Gatersleben (Leiter der AG Saatgut und Sortenwesen)
- 15. AG-Vortragstagung der GPZ-AG (8) Saatgut und Sortenwesen vom 4. bis 5. April 2016 in Regensburg “Erhaltungsstrategien für Saatgut im Kontext sich verändernder Umweltbedingungen”
– 60 Teilnehmer –
Organisation:
Andreas Börner (AG-Leiter, Gatersleben), Peter Poschlod (Regensburg) und Ulrike Lohwasser (Gatersleben)Die 15. Arbeitstagung der Arbeitsgruppe Saatgut und Sortenwesen der Gesellschaften für Pflanzenzüchtung und Pflanzenbauwissenschaften fand vom 4. bis 5. April 2016 in Regensburg statt. 60 Teilnehmer aus Forschungsinstituten, Universitäten, Landesanstalten und Züchtungsfirmen diskutierten über das Thema:
“Erhaltungsstrategien für Saatgut im Kontext sich verändernder Umweltbedingungen”.
Qualitätsmerkmale von Saatgut wie Keimfähigkeit, Triebkraft und Langlebigkeit hängen von den Erbinformationen ab, die von der Mutterpflanze weitergegeben werden. Aber auch die Bedingungen, unter denen sich die Samen entwickeln und später geerntet und gelagert werden, haben einen großen Einfluss. Künftige Witterungsextreme werden sich auf die Beschaffenheit der Samen auswirken und sind damit sowohl für Saatgutindustrie als auch für die ex situ Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von essentieller Bedeutung. In diesem Kontext wurden während der Tagung grundlagenorientierte aber auch praxisbezogene Aspekte der Erhaltung und effizienten Lagerung von Saatgut unserer Kulturpflanzen und deren verwandten Wildarten diskutiert.
Die Präsidentin der International Society for Seed Science, Prof. Françoise Corbineau, Universität Pierre et Marie Curie Paris, eröffnete die Tagung mit einem Keynote-Vortrag: ‚Environmental regulation of seed longevity, dormancy cycling and seed persistence‘. Ein zweiter Keynote Vortrag wurde von Professor Ilse Kranner, Universität Innsbruck gehalten. Schwerpunkt dieses Referates war der Einfluss der Umweltbedingungen, unter denen die Mutterpflanzen wachsen, auf die Qualität des Saatgutes. Weitere 11 Vorträge und 12 Poster wurden präsentiert.
Die nächste Tagung der Arbeitsgruppe Saatgut und Sortenwesen soll gemeinsam mit der Fachgruppe Saatgut des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) organisiert werden. Die Veranstaltung ist für den April 2018 in Gatersleben geplant.
Andreas Börner, IPK Gatersleben (Leiter der AG Saatgut und Sortenwesen)
Peter Poschlod, Universität Regensburg
Ulrike Lohwasser, IPK Gatersleben - 14. AG-Vortragstagung der GPZ-AG (8) Saatgut und Sortenwesen vom 24. bis 26. November 2014 in Gumpenstein “Zukünftiges Saatgut – Produktion, Vermarktung, Nutzung und Konservierung”
– 136 Teilnehmer –
Organisation:
Heinrich Grausgruber (Tulln), Dr. Anton Brandstetter (St. Pölten), Andreas Börner (AG-Leiter, Gatersleben) und Ulrike Lohwasser (Gatersleben)
Vom 24. bis 26. November 2014 fand in Gumpenstein eine Gemeinschaftstagung der Arbeitsgruppe Saatgut und Sortenwesen der Gesellschaften für Pflanzenzüchtung und Pflanzenbau und der Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs statt. Insgesamt 136 Teilnehmer aus Forschungseinrichtungen und Züchtungsfirmen diskutierten über das Thema:
“Zukünftiges Saatgut – Produktion, Vermarktung, Nutzung und Konservierung”.
Saatgutproduzenten, Saatgutforscher, Experten zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen, sowie Phytopathologen und Pflanzenzüchter, die sich mit Aspekten der Saatgutqualität (z.B. samenbürtigen Krankheiten, Quarantäneschädlingen, Auswuchs, Hybrid- u.a. Zuchtsysteme, etc.) beschäftigen, präsentierten ihre Ergebnisse in insgesamt 29 Vorträgen und 8 Posterbeiträgen. Zusätzlich fand eine ‚Round Table‘ Diskussion zum Thema Steinbrand statt.
Es wurde deutlich, dass die Qualität von Saatgut ein wesentlicher Faktor für die künftige Ernährungssicherheit ist. Um diese zu gewährleisten, ist nach Schätzungen der FAO die globale Nahrungsmittelproduktion bis 2050 um 70% zu erhöhen. Der prognostizierte Klimawandel, der eine Zunahme von extremen Wetterereignissen bewirkt, macht es umso schwieriger, dieses Ziel zu erreichen. Die Qualität von Saatgut wird durch die Umwelt aber auch durch genetische Prozesse in der Mutterpflanze und im Samen bestimmt. Die Saatgutbeschaffenheit spielt auch eine wichtige Rolle für die Erhaltung der genetischen Diversität in Samenbanken. Die Langlebigkeit dieser Saatgutmuster ist von immenser Bedeutung für Genbanken global, in denen ca. sieben Millionen Proben lagern.
Neben wissenschaftlichen Beiträgen wurden auch rechtliche Rahmenbedingungen (Nagoya-Protokoll, EU-Verordnungen) diskutiert, welche Auswirkungen für den Materialtransfer von Zuchtmaterial haben werden.
Die Tagungsbeiträge sind im 65. Tagungsband der Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs (ISBN: 978-3-902849-22-9 ) publiziert und damit weiteren Interessenten zugänglich. Unter www.saatgut-austria.at ist der Band online verfügbar.
Die nächste Tagung der Arbeitsgruppe ‚Saatgut und Sortenwesen’ soll im April 2016 in Regensburg stattfinden.
Andreas Börner, IPK Gatersleben (Leiter der AG Saatgut und Sortenwesen)
Heinrich Grausgruber, BOKU, Tulln - 13. AG-Vortragstagung der GPZ-AG (8) Saatgut und Sortenwesen am 8. bis 9. Mai 2012 in Osnabrück “Saatguterhaltung und Nutzbarmachung von Kulturpflanzen und heimischen Wildarten”
– 80 Teilnehmer –
Organisation:
Sabine Zachgo, Peter Borgmann (Osnabrück), Andreas Börner (AG-Leiter) und Ulrike Lohwasser (Gatersleben)
Vom 8. bis 9. Mai fand in Osnabrück die vom IPK Gatersleben und dem Botanischen Garten der Universität Osnabrück gemeinsam organisierte Tagung der Arbeitsgemeinschaft Saatgut und Sortenwesen der GPW und GPZ statt. Es diskutierten ca. 80 Teilnehmer aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Züchtungsfirmen und Landesanstalten über das Thema “Saatguterhaltung und Nutzbarmachung von Kulturpflanzen und heimischen Wildarten”.
Eröffnet wurde die Tagung mit einer Reihe von Vorträgen zum Genbanknetzwerk für ‚Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft‘ (WEL). Dieses Netzwerk, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung wird vom Botanischen Garten Osnabrück koordiniert. Das IPK unterstützt diese Initiative und ist im Beratungsgremium vertreten. Prof. Sabine Zachgo, die das Projekt leitet, präsentierte einen Übersichtsbeitrag und erläuterte die zentralen Aufgaben des Projektes. In Deutschland existieren über 2800 Wildpflanzenarten, die zu den potentiellen pflanzengenetischen Ressourcen zählen und zahlreiche Nutzungsformen aufweisen. Ziel des Projektes ist es, dem Verlust an genetischer Wildpflanzenvielfalt entgegen zu wirken und eine Ressource für zukünftige Forschungs- und Züchtungszwecke bereitstellen zu können.
Im Anschluss an den ersten Vortragsblock wurden die Posterpräsentationen vorgestellt. Neben weiteren Beiträgen zur Sicherung wildpflanzengenetischer Ressourcen standen Poster zum Keimungsverhalten, zur Saatgutlagerung, aber auch zu modernen Methoden der Saatgutanalyse mittels Röntgenstrahlen oder Kernspinresonanzspektroskopie (nuclear magnetic resonance, NMR) im Mittelpunkt des Interesses. Erstmals wurde ein Preis für das beste Poster inklusive Kurzpräsentation vergeben. Die Preisträgerin war Ljudmilla Borisjuk, IPK Gatersleben, mit ihrem Beitrag ‚Non-invasive surveying of seeds by use of nuclear magnetic resonance (NMR)’.
Es folgten Vorträge zu samenbiologischen und -ökologischen Aspekten, zum Einsatz eines Geoportals in der Saatguterfassung, aber auch zu Konzepten für die Vermittlung vom Nutzen und zur Arbeit von Samenbanken in einer breiten Öffentlichkeit (‚Pflanzen-Genbanken und Bildung‘).
Der erste Tag der Veranstaltung endete mit einem öffentlichen Vortrag von Herrn Prof. M. Jischa, Ehrenvorsitzender der Deutschen Gesellschaft Club of Rome. Er referierte zum Thema: ‚Nahrung für die Welt von morgen‘.
Der zweite Tag der Vortragsveranstaltung stand im Zeichen des Sortenwesens und der zahlreichen Aspekte der Erhaltung und Vermehrung von Saatgut. Vorgestellt wurden hier auch die Arbeiten der zum 01.09.2011 neu gegründeten Genbank für samenvermehrte Zierpflanzen. Diese zentral betriebene Sammlung ist beim Bundessortenamt angesiedelt. Aufbau und Organisation erfolgt in enger Abstimmung mit dem IPK Gatersleben und der WEL-Genbank. Schließlich wurden Forschungsergebnisse zur Langlebigkeit, Dormanz und Gesundheit von Saatgut (Raps, Gartenbohne, Weizen) diskutiert.
Die Tagungsbeiträge werden im Band 6 der ‚Berichte der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften‘ publiziert.
Andreas Börner (Leiter der AG Saatgut und Sortenwesen der GPW und GPZ)
Ulrike Lohwasser, IPK Gatersleben
Sabine Zachgo, Botanischer Garten der Universität Osnabrück - 12. AG-Vortragstagung der GPZ-AG (8) Saatgut und Sortenwesen am 24. bis 25. Februar 2010 in Gatersleben “Saatgut als Kulturerbe – Produktion, Nutzung und Erhaltung”
– 100 Teilnehmer –
Organisation:
Andreas Börner, Ulrike Lohwasser, Manuela Nagel (Gatersleben), Karin Förster (AG-Leiterin; Halle)Die Frühjahrsarbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Saatgut und Sortenwesen fand auf Einladung von Herrn PD Dr. A. Börner vom 24. bis 25. Februar 2010 am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben statt. Ca. 100 Teilnehmer aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Züchtungsfirmen und Landesanstalten diskutierten über das Thema “Saatgut als Kulturerbe – Produktion, Nutzung und Erhaltung”.
Keynote Sprecherin Ilse Kranner (Millenium Seedbank, UK) eröffnete die Veranstaltung mit einem sehr informativen Übersichtsbeitrag zu den physiologischen und biochemischen Grundlagen der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen in Genbanken. Von besonderem Interesse waren die Ausführungen zu neuen Entwicklungen bei den non-destruktiven Untersuchungsmethoden. Derartige Methoden und die Verallgemeinerungsfähigkeit ihrer Ergebnisse bzw. die Übertragbarkeit der Ergebnisse von Einzeluntersuchungen auf Saatgutpartien stehen seit vielen Jahren im Mittelpunkt des Interesses der Saatgutforschung. An diesen Vortrag schlossen die grundlagenorientierten Beiträge von Manuela Nagel (IPK Gatersleben) zur Langlebigkeit von Getreide und M. A. Rehmann Arif (IPK Gatersleben) zur Genetik der Langlebigkeit bei Weizen nahtlos an. Qi Yangs (Universität Hohenheim) Beitrag zur Bestimmung optimaler Lagerungsbedingungen für die ultra-dry Saatgutlagerung von Zwiebel, Weizen und Raps unterstrich die Bedeutung der Kenntnis der Ausgangsqualität des Saatgutes für die Lagerfähigkeit des Saatgutes. Gleichzeitig zeigten seine Untersuchungen die Art- und Sortenspezifität des Merkmals Samenfeuchte im Hinblick auf den Erhalt der Keimfähigkeit und der Triebkraft. Im Anschluss beleuchtete Sebastian Bopper (Universität Hohenheim) das Potenzial des Q2-Scanners (ASTEC Global) zur Unterscheidung keimender und nicht keimender Samen in der Quellungsphase. Mit dem Gerät, das den Sauerstoffverbrauch von Samen während der Quellung in einer definierten Umgebung ermittelt, wurden Weizen, Raps und Zwiebel untersucht. Weitere Untersuchungen werden zeigen, ob die für die Auswertung der Daten entwickelten Modelle belastbare Aussagen zum Keimungsvermögen von Einzelsamen liefern können.
Im Anschluss an die Kaffeepause wurden die Posterbeiträge vorgestellt. Neben den interessanten Beiträgen zur Grundlagenforschung -Langlebigkeit von Gerste, Weizen und Raps; Sauerstoffverbrauch und Rolle der Mitochondrien in der Quellungsphase der Erbsen- standen die Poster zur Saatgutqualität von Winterweizen unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus, zum Komplex Keimfähigkeit-Triebkraft-Feldaufgang bei Mais sowie die neun Poster zu Aspekten der Sammlung pflanzengenetischer Ressourcen bzw. des Aufbaus der Genbank für Wildpflanzen für Ernährung und Forschung (WEL) und der Genbank Südwest im Mittelpunkt des Interesses.
Die zweite Hälfte der Vorträge am 24.2.2010 war der angewandten Forschung vorbehalten. Oliver Gentsch (Universität Halle) stellte erste Ergebnisse zum Keimfähigkeitspotenzial und zur realisierten Keimfähigkeit von Hartweizensorten in Abhängigkeit von den Reife- und Druschbedingungen vor. Benno Voit (Bayerische LFL, Freising) verdeutlichte in seinem Vortrag, dass die Keimfähigkeitsuntersuchung unter optimalen Bedingungen bei Sorghum-Hirse ein wesentlich ungünstigeres Merkmal zur Vorhersage des Feldaufgangs ist als der vorgestellte modifizierte Triebkrafttest. Bodo Hofmann und Marie Böttcher (Universität Halle) gingen in ihren Beiträgen auf die Überwinterung von Flughaferpflanzen sowie die Lebensfähigkeit und das Keimungsverhalten von Flughaferspelzfrüchten in Abhängigkeit von der Varietät und der Herkunft ein. Die großen Unterschiede im Verhalten der in Deutschland vorkommenden Flughafer-Varietäten sind insbesondere für Saatguterzeuger von Interesse, da das Auftreten von Flughafer in Vermehrungsbeständen zur Aberkennung des Vermehrungsvorhabens führen kann. Im abschließenden Beitrag des ersten Tages stellte Raphael Albrecht die Entwicklung der Erträge einzelner Arten im Ackerbau der verschiedenen Regionen Deutschlands, basierend auf Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung und von Landessortenversuchen, vor und leitete Aussagen zur Nutzung des züchterischen Fortschritts in der Praxis ab. In der anschließenden Diskussion wurde auf den Unterschied dieser Art der Datenerfassung zu der anderer Studien zur Abschätzung des züchterischen Fortschritts hingewiesen.
Am Abend trafen sich die Teilnehmer zu einem geselligen Beisammensein im Brauhaus Lüdde in Quedlinburg.
Der zweite Tag stand im Zeichen des Sortenwesens und der zahlreichen Aspekte der Erhaltung der pflanzlichen Vielfalt in Genbanken. Einleitend stellte Uta Schnock (Bundessortenamt Hannover) die Entwicklung der Sortenzulassung in Deutschland und Europa seit 1990 vor und hob die Bedeutung der Beschreibenden Sortenliste als neutrale Informationsquelle hervor. Auf besonderes Interesse stießen auch ihre Ausführungen über die seit Juli 2009 geltende Erhaltungssortenverordnung. Gerhard Hartmann (LLFG, Bernburg) betrachtete in seinem Vortrag am Beispiel des Winterweizens die Wechselbeziehungen zwischen Nutzungsanforderungen bzw. Anspruchsvielfalt, vom Züchter bereitgestellter Sortenvielfalt und den Möglichkeiten der schnellen Bereitstellung von Ergebnissen aus den Landessortenversuchen. Er konnte überzeugend nachweisen, dass Sortenvielfalt heute und in der Zukunft für eine den regionalen Gegebenheiten und den Prinzipien der Nachhaltigkeit Rechnung tragende Landwirtschaft unerlässlich ist. Ein weiterer Beitrag zum Weizen befasste sich mit den kornschädigenden Insekten Thripsen und Weizengallmücken. Nawal Gaafar (Universität Halle) konnte an Hand zweijähriger Ergebnisse an 50 Winterweizensorten nachweisen, dass es gegenüber Weizengallmücken resistente Sorten gibt. Auflockerung der Fruchtfolge durch Artenvielfalt: Carola Pekrun (Hochschule Nürtingen-Geislingen) stellte das Vorhaben zur Wiederbelebung historischer Linsensorten von der Schwäbischen Alb vor. Die Anbauwürdigkeit von drei Sorten, die in der Genbank des IPK in Gatersleben und des Vavilov-Institutes in St. Petersburg lagerten, konnte nach Zwischenvermehrungen geprüft werden. Weitere Untersuchungen werden zeigen, ob die agronomisch am günstigsten zu bewertende Sorte “Späths Alblinse klein” im Vergleich zu modernen Linsensorten anbauwürdig ist. Ebenfalls mit einer alten Sorte, der Kartoffellandsorte “Bamberger Hörnla”, befasste sich der Beitrag von Andrea Schwarzfischer (Bayerische LFL, Freising). Sie stellte Ergebnisse zur Virusbefreiung der Kartoffel mittels Meristemkultur vor und stieß ebenso wie Cornelia Lehmann (Humboldt-Universität Berlin) mit dem Beitrag zum Problem der Verfügbarkeit aktueller Sortenbeschreibungen als Grundlage für die Vermehrung alter Lactuca-Sorten eine rege Diskussion zum Thema Erhaltungssorten an. Weitere interessante Beiträge behandelten Möglichkeiten und Effektivität der Vorbehandlung von Wiesenrispen-Saatgut (Christiane Sandritter, Universität Hohenheim), den Aufbau der Genbank für Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft (Sabine Zachgo, Universität Osnabrück), Wildpflanzen mit Nutzungspotenzial, Genbank Südwest (Annemarie Radkowitsch, Pädagogische Hochschule Karlsruhe) und die on farm Erhaltung alter Getreidesorten (Rudolf Vögel, Landesumweltamt Brandenburg, Eberswalde). Karl-Josef Müller stellte die Entwicklung eines Hellkornroggens, des Lichtkornroggens, dar. Das Vortragsprogramm beendete Ulrike Lohwasser mit einem bemerkenswerten Überblick zur Saatgutqualität im Wandel der Zeit, zur Domestikation und zum Qualitätsmanagement.
Zum Abschluss der Tagung informierte ein Film anschaulich über Aufgaben, Struktur und Organisation des Institutes für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben und der Genbank und leitete zur Besichtigung der Genbank über.
Den Organisatoren der Tagung sei an dieser Stelle für die umfangreichen Vorbereitungsarbeiten und die Organisation der Tagung sowie der Führungen durch die Genbank, speziell zum Wildpflanzensortiment, herzlich gedankt.
Die Tagungsbeiträge werden im Band 5 der Berichte der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften publiziert.
Neuwahl des AG-Leiters: Herr Dr. Andreas Börner wurde am 24.2.2010 auf der Mitgliederversammlung zum neuen Leiter der gemeinsamen Arbeitsgemeinschaft Saatgut und Sortenwesen der Gesellschaft für Pflanzenbau-wissenschaften und der Gesellschaft für Pflanzenzüchtung gewählt.
Karin Förster
Andreas Börner - Gemeinsame Vortragstagung der GPZ-AG (8) Saatgut und Sortenwesen, (6) Ertrags- und Stressphysiologie und (10) Getreide, sowie der AG für Saatgut- und Sortenwesen der Gesellschaften für Pflanzenbauwissenschaften am 4./5. Oktober 2007 in Halle/S. “Klimawandel als Herausforderung – Entwicklung und Nutzung stresstoleranter Sorten für Nahrung und Energie“
– 98 Teilnehmer –
Organisation:
Dr. Karin Förster, HalleAktuellen Berichten zufolge war das Wetter der letzten Jahre von Extremen bestimmt, von Trockenperioden ebenso wie Überschwemmungen mit teils katastrophalen Folgen. Auch im langfristigen Trend steigt die mittlere Jahrestemperatur, und es ändert sich die saisonale Niederschlagsverteilung. Auf was muss sich die Landwirtschaft einstellen? Kann die Pflanzenzüchtung Sorten bereitstellen, die witterungsbedingten Stress besser tolerieren? Entsprechend der wirtschaftlichen Bedeutung solcher Fragen und der wissenschaftlichen Komplexität des Problems lag es nahe, Experten verschiedener Disziplinen zum Erfahrungsaustausch einzuladen. Für dessen fachliche Vorbereitung hatten sich die Leiter der AGs 6 (Frau Dr. C. Balko, Groß Lüsewitz), 8 (Frau Dr. K. Förster, Halle) und 10 (Prof. W. Friedt, Giessen) zusammengefunden.
Zu Beginn der Tagung begrüßte der Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. W. Diepenbrock, die Teilnehmer im historischen Roemer-Hörsaal des Instituts für Agrar- und Ernährungswissenschaften. Er stellte in wenigen Worten die einschneidenden Änderungen vor, die im vergangenen Jahr die Universität Halle hinsichtlich ihrer Organisationsstruktur (aus 18 Fachbereichen wurden 9 Fakultäten), der Lehre (generelle Einführung des Bachelor- und Master-Studiums) und der Raumplanung (Neubauvorhaben im Gebiet Heide-Süd) erfahren hat. Dem jüngsten Gutachten des Wissenschaftsrates entsprechend wird dort zunächst ein Zentrum für Pflanzenwissenschaften entstehen, wie der Institutsdirektor Prof. M. Rodehutscord anschließend berichtete. Als dritter Redner würdigte Prof. Friedt in seiner Begrüßung die besonderen wissenschaftlichen Leistungen wie auch das große menschliche Engagement von Prof. Dr. Dr. h. c. Klaus-Ulrich Heyland, der am 29. November 2006 in Königswinter bei Bonn verstarb. Geboren in Halle und von 1969 bis 1992 Inhaber des Lehrstuhls für Speziellen Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn war Prof. Heyland nach der Ausgründung der GPZ aus der GPW in dem ihn auszeichnenden Bemühen, fachliche Verbindungen auch über die Grenzen seines eigenen Arbeitsgebietes zu pflegen und auszubauen, der erste Leiter der gemeinsamen AG Saatgut- und Sortenwesen.
Zum Thema der Tagung und der diesbezüglich laufenden Forschung vermochten die zumeist eingeladenen 18 Redner mit ihren Beiträgen insgesamt eine attraktive Übersicht zu vermitteln. Alle Vorträge sollen deshalb zusammen mit den 18 Posterbeiträgen gedruckt und in Heft 72 der GPZ-Reihe ‚Vorträge für Pflanzenzüchtung’ noch vor Jahresende allgemein verfügbar gemacht werden. Der nachfolgende Bericht kann sich deshalb auf wenige Hinweise zu den vorgetragenen Eckpunkten der Thematik beschränken.
Die globale Temperatur hängt, wie der Klimatologe G. Groß, Hannover, einleitend klar machte, von der Sonneneinstrahlung (Solarkonstante), dem Albedo-Effekt (Farbe der Erde) und der Erdatmosphäre (d.h. deren Rückstrahlung) ab. Ohne Atmosphäre läge die mittlere Temperatur der Erde bei -15°C anstatt der tatsächlichen +15°C. Dieser „natürliche Treibhauseffekt“ sorgte im vergangenen Jahrtausend für einen ziemlich gleich bleibenden Klimaverlauf. In den letzten 100 Jahren jedoch führte der Ausstoß klimaaktiver Gase, wie Kohlendioxid, Methan, Lachgas und anderen, zu einem dramatischen, zusätzlichen „anthropogenen Treibhauseffekt“, dessen Auswirkungen man in den vergangenen Jahren als Rückgang der Gletscher in den Alpen oder Abschmelzen der Polkappen zunehmend auch öffentlich festzustellen begann. Eine verlässliche Vorhersage des Klimas ist aus verschiedenen Gründen derzeit noch nicht möglich. Alle plausiblen Szenarien gehen aber davon aus, dass Dürreperioden vor allem in den ohnehin gefährdeten Zonen der Erde zunehmen und die Wasserverfügbarkeit für die Menschheit zum vordringlichsten Existenzproblem werden dürfte. In Deutschland dürfte sich, bei insgesamt unveränderten Niederschlagsmengen, vor allem deren Verteilung ändern und im Sommer vermehrt Starkregenfälle (und Überschwemmungen) wie auch ausgeprägtere Hitze- und Trocken-perioden auftreten.
Reaktionen des Pflanzenbaus auf solche Veränderungen beschrieb O. Christen, Halle, auf der Ebene des landwirtschaftlichen Betriebs sowie hinsichtlich der angebauten Kulturpflanzen und Fruchtfolgen. Am einfachsten und aussichtsreichsten sei es, in Form neuer Sorten züchterische Verbesserungen der Klimatoleranz zu erreichen. Aber die Konsequenzen der möglichen Klimaänderungen, die H.-J. Weigel u. a. mit Freilandversuchen an der FAL in Braunschweig abzuschätzen versuchte, sind überaus komplex, und die Wechselwirkungen zwischen Stimulation der Photosynthese durch die erhöhte CO2-Konzentration, der stomatären Transpiration und dem Wasserstress noch kaum verstanden, von spezifischen Effekten, wie einer erhöhten Seneszenz von Zuckerrüben bei steigender CO2-Konzentration ganz abgesehen. Gemäß Ausführungen von F. Börnke, Erlangen, können Pflanzenphysiologen mit modernen Methoden der Manipulation des Kohlenhydratstoffwechsels transgener Pflanzen auf dem Wege zur Ertragssteigerung relevante Source-Sink-limitierte Einzelschritte aufklären. Die bearbeiteten Biosyntheseketten unterliegen jedoch ihrerseits der Regulation durch Entwicklungsgene, wie z. B. beim Übergang von der vegetativen in die generative Entwicklungsphase, so dass sowohl die Übertragbarkeit der Ergebnisse von Modell- auf Kulturpflanzen als auch die Merkmalsausprägung unter Feldbedingungen noch weitgehend unbekannt sind. Die Diskussionsrunden nach jeweils zwei Vorträgen waren ebenso lebhaft wie aufschlussreich.
Die zweite Sektion – nach Kaffeepause und Posterbesichtigung – war durch eher praktische Problemdarstellungen bestimmt. T. Bokeloh von der Fa. Strube-Dieckmann erörterte züchterische Bemühungen, die von der Wissenschaft (IfZ Göttingen) als Ertragspotential geschätzten 24 t Zucker je ha (bei aktuell 10 t/ha) im praktischen Zuckerrübenanbau zu realisieren. Zwar gibt es in neueren Sorten deutliche Verbesserungen hinsichtlich Hitze- bzw. Wasserstresstoleranz, kaum jedoch ohne Ertragsverluste bei guter Wasserversorgung! Zwei weitere Vorträge widmeten sich dem aktuellen Thema Biogasproduktion (A. Vetter, Jena, und S. Freydank, Leipzig) mit Untersuchungen zur Entwicklung von geeigneten mehrjährigen Fruchtfolgen in diesbezüglichen Anbausystemen. Als Beispiel für eine neue, in dem erwarteten wärmeren Klima besonders geeignete Pflanzenart berichtete R. Hoffmann-Bahnsen, Halle, über die Evaluierung russischer Herkünfte der Rispenhirse (Panicum miliaceum), die als C4-Pflanze mit höherem Wärmeoptimum und besserer Wassereffizienz in Mitteleuropa zukünftig Anbauinteresse finden könnte.
Vor dem abendlichen Beisammensein im Restaurant Wildschütz (Barfüßerstr. 9, sehr empfehlenswert!) gab es noch einen Genuss besonderer Art: eine Führung durch das Museum für Haustierkunde, in dem der ehemalige Kustos dieser einmaligen Einrichtung, Dr. J. Wussow, die vor allem von Julius Kühn in über 40 Jahren gesammelten Schätze aus dessen Haustiergarten und vieler weiterer Schenkungen kenntnisreich und spannend vorstellte – an diesem historischen Ort für viele vermutlich zum letzten Mal, denn die umgebauten alten Tierställe werden nach Umzug der landwirtschaftlichen Institute in das Neubaugebiet mit dem gesamten Areal anderen Nutzungen weichen müssen.
Am nächsten Morgen eröffnete W. Friedt den zweiten Halbtag mit einem Überblick über die verschiedenen Ansätze zur Züchtung von Nutzpflanzen auf Toleranz gegen Klimastress. Bereits durch vergleichende Anbauprüfungen in Gießen und Rauischholzhausen ließen sich Weizensorten mit besserer Anpassungsfähigkeit identifizieren. Zur Stresstoleranz kann konventionelle Züchtung auch durch Nutzung von Heterosis beitragen. Andererseits werden zunehmend aus molekulargenetischen Untersuchungen teils an Modellpflanzen, wie Arabidopsis, Gene bekannt, denen zentrale Bedeutung in der Reaktion auf osmotischen oder oxidativen Stress zukommt und die man anhand ihrer Sequenz auch in Kulturpflanzen (Weizen) erfolgreich auffinden und so auch ohne Gentransfer nutzen kann. Ein Beispiel in dieser Richtung verfolgt ein BMBF-Forschungsprojekt, über das Frau A. Kunert, Freising, berichtete, und das die Auswirkungen klimatischer Einflüsse auf die Weizenerträge in 7 Referenzregionen Deutschland’s mehrjährig ermitteln soll. Im gleichen Zuge werden in Freising die Wirkungen einer Blühzeitverfrühung als Maßnahme gegen die zunehmend häufigere Frühjahrstrockenheit an einem umfangreichen internationalen Sortiment von Winter- und Sommerweizen aus 32 Ländern und 5 Kontinenten untersucht und dazu Gene für Photoperiode, Vernalisation und Frühreife per se molekular charakterisiert und kartiert. Bei Samen spielt der verschiedene Aufbau der Samenhülle,, insbesondere Vorhandensein oder Fehlen von Endospermschichten um den Embryo, für Dormanz und Keimung entscheidende Rolle, die G. Leubner, Freiburg, als Pflanzenphysiologe untersucht. In Gefäßversuchen (J. Müller, Halle) erwies sich bei 40 bzw. 70 % max. Wasserkapazität die Triticalesorte ‘Lasko’ selbst osteuropäischen Winterweizensorten deutlich ertragsüberlegen.In zwei Vorträgen aus der Arbeitsgruppe von A. Börner, Gatersleben, wurden mehr als 600 Genbankakzessionen der Gerste (ICARDA) für die molekulare Analyse von Wachstums- und Entwicklungsfaktoren im Feld bzw. von Salztoleranz in vitro eingesetzt und die Vorzüge einer Assoziationskartierung herausgestellt, die mit solchen wenig verwandten Formen schnell und kostengünstig möglich ist. Anschließend gab C. Jung, Kiel, einen Einblick in die derzeit laufenden Arbeiten zur genetischen und molekularen Charakterisierung der Blütenbildung, insbesondere der Bestimmung des Blühzeitpunktes, der im Zusammenhang mit veränderten Klimafaktoren heute vielfach auch kontrovers diskutiert wird. Erneut wurde hier, wie in dem Vortrag von W. Friedt (s. o.), deutlich, welch großes Potential sich aus der molekulargenetischen Pflanzenforschung weltweit für zukünftige züchterische Anwendungen eröffnet. Den Abschluss der Tagung bildeten drei informative Beiträge über Eisentoxizitätsresistenz bei Reis (F. Asch, Hohenheim) und die Klimatoleranz von Mais (J. Leipner und R. Messmer, Zürich). Für weitere Details wird auf die Druckfassungen der Vorträge verwiesen: Vortr. Pflanzenzüchtg. Heft. 72.
Insgesamt vermittelte die Tagung einen sehr guten Eindruck von der Komplexität der Klimareaktionen der Pflanze, von den teils schon heute praktizierten pflanzenbaulichen Maßnahmen zur Minderung von abiotischer Stressbelastung, insbesondere Wassermangel, von dem Potential der konventionellen Pflanzenzüchtung, insbesondere aber den Chancen der modernen Biotechnologie. Auf der Basis rasch wachsender Erkenntnisse der Grundlagen-forschung – insbesondere der Pflanzenphysiologie – sind zurzeit international beeindruckende Fortschritte hinsichtlich der Aufklärung von beteiligten Stoffwechselwegen und deren genetischer Kontrolle feststellbar. Diese liefern die theoretischen und methodischen Voraussetzungen für eine gezielte züchterische Verbesserung der Stresstoleranz und Ertragsfähigkeit unserer Kulturpflanzen.
(K. Förster, Halle/S., C. Balko, Groß Lüsewitz, W. Friedt, Gießen)
- Bericht des Treffens vom 15./16. März 2005 in Göttingen “Sortenentwicklung und Saatgutqualität”
– 95 Teilnehmer –
Organisation:
Dr. Karin Förster, Halle/Sa.Das Programm der 10. Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Saatgut und Sortenwesen hatte als Schwerpunkt Vorträge über das zurzeit hoch aktuelle Thema “Gentechnisch veränderte Pflanzen” (GVO). Es sollte ein Forum geboten werden für die Darstellung der aktuellen pflanzenbaulichen und agrarökologischen Fragestellungen, der statistischen Aspekte bei der Bestimmung von geringen Anteilen unerwünschter GVO-Beimengungen und der einschlägigen saatgutrechtlichen Regelungen im nationalen und internationalen Bereich. Berichtet wurde insbesondere über Ergebnisse aus z.T. langjährigen Versuchen, die inzwischen für Raps und Mais vorliegen. Insgesamt vermittelten die Vorträge und Diskussionen wichtige Beiträge zur zukünftigen Ausgestaltung der geforderten Koexistenz im Anbau von nicht-gentechnisch veränderten und gentechnisch veränderten Pflanzen. Da auf diesem Gebiet fachlich stichhaltige Informationen vielfach nur unzulänglich verbreitet sind, gebührt allen Rednern besonderer Dank, dass sie ihr Vortragsmanuskript für den Druck bereitwillig zur Verfügung stellten.
Auf den Arbeitstagungen der AG wird traditionsgemäß auch über „freie Themen“ vorgetragen, die mit dem Saatgut und Sortenwesen zusammenhängen. Diese Beiträge bildeten den zweiten Teil des nachstehenden Vortragsprogramms.
Die Vorträge erschienen in der GPZ-Reihe „Vorträge für Pflanzenzüchtung“ im Druck als Heft 67/2005 und sind gegen eine Schutzgebühr von EUR 10,– im GPZ-Sekretariat erhältlich.
Karin Förster, Halle/Saale
Vortragsprogramm
Rapsauskreuzung und Auftreten von Durchwuchsraps während eines 8jährigen Freisetzungsversuchs mit Glufosinat-resistentem Winterraps.
B. Hommel u. Ch. Tirkot (Berlin)Verbreitung von Herbizidresistenzgenen beim Anbau von LibertyLink®- und Roundup Ready®-Raps.
A. Dietz-Pfeilstetter u. P. Zwerger (Braunschweig)Bedeutung der Begleitflora von Rapsbeständen für den vertikalen Gentransfer.
K. Förster u. W. Diepenbrock (Halle)Kontrolle der Samenüberdauerung als Beitrag zum Sicherheitsmanagement von transgenem Raps.
S. Gruber u. W. Claupein (Hohenheim)Produktion von Qualitätsrapssaatgut in Deutschland.
D. Stelling (Lippstadt) u.M. Frauen (Holtsee)Prüfpläne für die Untersuchung von Saatgut auf GVO-Verunreinigungen.
M. Kruse (Hohenheim)Position der ISTA zum Nachweis von GVO-Beimengungen im Saatgut.
N. Leist (Karlsruhe-Augustenberg) u. M. Kruse (Hohenheim)„Schwellenwerte“ für Saatgut.
H.W. Rutz (Hannover)Aktuelle Entwicklung der Gentechnikzulassungen.
A. Gathmann (Berlin)Erprobungsanbau 2004: GVO-Einträge von Bt-Mais in benachbarte Felder mit konventionellem Mais unter Praxisbedingungen.
T. Bringezu u. W. E. Weber (Halle)Maispollenflug und Fremdpollenbefruchtung – Ergebnisse aus einer Feldstudie in der Schweiz (2003/2004).
M. Bannert u. P. Stamp (Zürich)Ergebnisse und Folgerungen aus Feldversuchen der BBA zur Auskreuzung von transgenem Mais.
R.Wilhelm, S. Meier-Bethke u. J. Schiemann (Braunschweig)Ausmaß und Ursachen der Inhomogenität von Getreidesaatgutpartien.
S. Schmohl u.M. Kruse (Hohenheim)Die Bestimmung der Sortenechtheit und Homogenität von Erbsen (Pisum sativum L.) mittels IEF der Vorratsproteine.
C. Ritter et al. (Hohenheim und Karlsruhe-Augustenberg)Landessortenprüfung als überregionale Aufgabe in den Bundesländern Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
M. Farack (Jena-Dornburg)Ergebnisse des Anerkennungsverfahrens bei Gräsern in Sachsen 2004.
C. Schiefer u.R. Richter (Nossen)Verification of genuieneness of some wheat varieties cultivated in Egypt.
W.G. Froelich, M.F. Elekhtiar, Amal Selim u. M.I. Elemery (Kairo)Aktuelle Entwicklungen im Integrierten Sortenprüfsystem Zuckerrübe.
E. Ladewig (Göttingen)Zur Optimierung des Kalttests bei Getreide.
N. Iankov u. M. Kruse (Hohenheim)
Genetische Analyse der Heterosis im jüngsten Stadium einer Pflanze, als Embryo, am Beispiel der großsamigen Fababohne.
S. Voges u. W. Link (Göttingen)