Bericht der 12. Vortragstagung zum Thema „Genomforschung an Pflanzen: Vom Modell zur Sorte“ am 22./23. Februar 2005 in Bonn

– ca. 120 Teilnehmer –

Organisation:
Prof. Dr. J. Léon, Bonn

Nachdem aus technischen Gründen die 12. Tagung der AG 4 im Herbst 2004 verschoben werden mußte, erneuerte Prof. Léon seine Einladung nach Bonn für den Februar 2005. In gewohnter Weise sollte der aktuelle Stand der Forschung und Nutzung der Pflanzengenomanalyse dargestellt und im Besonderen eine Brücke von der Modellpflanze Arabidopsis zu den Kulturpflanzen geschlagen werden. Dementsprechend war die Tagung in die drei Sektionen (1) Genetische Diversität bei Arabidopsis, (2) Assoziationsgenetik und (3) Genetische Analyse komplexer Merkmale gegliedert. Jede Sektion wurde durch ein oder zwei Übersichtsreferate eingeleitet, denen kurze Arbeitsberichte folgten. Darüber hinaus erhielten einige Teilnehmer die Möglichkeit, im Rahmen von Freien Vorträgen weitere Forschungsergebnisse darzustellen. Wegen des großen Andrangs musste die Tagung vom altehrwürdigen Poppelsdorfer Institut für Pflanzenbau in das Institut für Geodäsie an der benachbarten Nußallee verlegt werden. Hier gab es ausreichend Platz für alle Teilnehmer und auch für die mitgebrachten 28 Poster, die im Foyer ausgestellt, während drei Vortragspausen studiert und mit den Autoren diskutiert werden konnten.

Der einleitende Vortrag von Prof. Wenzel, TU München, stimmte auf das Tagungsprogramm mit einem allgemeinen Überblick zur Anwendung von molekularen Markern in der Pflanzenzüchtung ein. Ein weiterer Höhepunkt folgte: Der neue Direktor am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln, Prof. Koornneef, stellte Möglichkeiten zur Nutzung der natürlichen Variation in Arabidopsis für die funktionale Analyse von quantitativen Merkmalen vor. Danach referierten Herr Törjek, MPI Golm, und Frau Kusterer, Uni Hohenheim, über SNP-basierte Kartierungswerkzeuge bzw. Heterosis-Studien in Arabidopsis. Nach einer Erfrischungspause mit einer ersten Posterdemonstration führte Herr Lübberstedt, Flakkebjerg/DK, mit seinem Vortrag zu Assoziationsstudien im europäischen Mais in die zweite Programmsektion ein. Anschließend präsentierten Frau Stracke, IPK Gatersleben, Frau Gebhardt, MPI Köln, und Frau Badani, Uni Giessen, ihre Ergebnisse zum Kopplungsungleichgewicht bei Gerste, zu Marker-gestützter Selektion von Phytophtora-resistenten Kartoffellinien und Aspekten der molekularen Analyse von Gelbsamigkeit im Raps. Nach einer zweiten Posterdemonstration folgten „freie Vorträge“ von Herrn Dunemann, BAZ Pillnitz, zur molekularen Züchtung von krankheitsresistenten Äpfeln sowie von Frau Wiedow, IPK Gatersleben, zur phänotypischen und genetischen Diversität in der Spezies Malus sieversii. Zum Ausklang des ersten Tages lud der Gastgeber zu geselliger Runde auf ein chinesisches Rheinschiff ein, auf dem die Teilnehmer in angenehmem Ambiente und bei warmem Buffet die abendliche Skyline von Bonn an sich vorüber gleiten ließen.

Zum Auftakt des zweiten Vortragstages präsentierte Prof. Bürstmayr, IFA Tulln/A, aktuelle Ergebnisse aus den genetischen Untersuchungen zur Fusarium-Resistenz bei Weizen. Es folgten Herr Leipner, ETH Zürich/CH, und Herr Hund, Guelph/CAN, mit Beiträgen zur genetischen Regulation der frühen bzw. späten Kältetoleranz bei Mais. Danach sprach Frau Prof. Horn, Uni Rostock, über Fortschritte bei der Klonierung der männlichen Fertilitätsrestauration der Sonnenblume, und Herr Rönicke, Uni Giessen, berichtete über die Verbesserung der quantitativen Sclerotinia-Resistenz bei der gleichen Art. In den folgenden Vorträgen zur Genetik der Gerste stellte zunächst Frau Ruge-Wehling, BAZ Groß-Lüsewitz, Introgressionen von Hordeum bulbosum zur Kartierung von Resistenzquellen vor. In zwei weiteren Beiträgen wurde das Thema Einkreuzung von exotischen Genen vertieft. Am Beispiel von Wildgersten-Einkreuzungen demonstrierte Frau von Korff, Uni Bonn, dass Wildformen sowohl für agronomisch relevante Merkmale als auch für Krankheitsresistenzen wichtige Beiträge leisten können. Im zweiten Vortrag verglich Herr Pillen, Uni Bonn, Möglichkeiten der Verifizierung von QTL-Analysen. Abschließend berichtete Frau Zyprian, BAZ Siebeldingen, über die Bedeutung der Genomanalyse für die Rebenzüchtung und Frau Esch, Uni Hannover, über theoretische Studien zur Detektierung der Centromerregion aus Kopplungsanalysen.

Am Ende der Tagung stellte Prof. Léon noch einmal die Bedeutung der Genomforschung für die praktische wie für die akademische Pflanzenzüchtung heraus. Prof. Graner dankte als Leiter der AG allen Teilnehmern für die aktive Mitwirkung in Form von Vorträgen, Postern und Diskussionsbeiträgen sowie dem Bonner Institut für Pflanzenbau für die gelungene Ausrichtung der Tagung. Er kündigte an, dass die Vorträge dieser Tagung soweit möglich in der GPZ-Reihe „Vorträge für Pflanzenzüchtung“ gedruckt werden sollen (inzwischen in Heft 67/2005 erschienen) und dass Herr Prof. Bürstmayr die AG zu ihrer nächsten Tagung in die Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft nach Gumpenstein/Österreich eingeladen hat; sie soll in der zweiten Novemberhälfte 2006 im Verbund mit der 57. Jahrestagung der Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs stattfinden.

(K. Pillen und J. Léon, Bonn)