Bericht der 21. Tagung der AG (9) Geschichte der Pflanzenzüchtung gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Geschichte und Theorie der Biologie (DGGTB) am 17./18. Juni 2014 Freising-Weihenstephan und Moosburg „Züchtungsfragen: gestern – heute und morgen“

– 40 Teilnehmer –

Die Tagung begann um 14 Uhr im neu erbauten Hans-Eisenmann-Haus der TUM Weihenstephan mit einem Vortrag von Prof. Chris Carolin Schön zum Thema „Genomische Selektion“. Dieser noch recht junge Ansatz basiert darauf, dass im Unterschied zur Marker gestützten Selektion die gesamte verfügbare Genominformation für die Selektion herangezogen wird. Dazu ist zunächst eine Referenzpopulation genomisch und phänotypisch zu analysieren, um einen Zusammenhang zwischen Genom und phänotypischer Ausprägung zu ermitteln und zu quantifizieren. Weitere Kandidaten werden dann nur auf der Basis ihres Genoms bewertet. Im Institut für Pflanzenzüchtung der TUM Weihenstephan steht dabei der Mais im Vordergrund, weitere dort bearbeitete Kulturarten sind Roggen und Sonnenblumen.

Prof. Dr.  Ekkehard Höxtermann ging in seinem Vortrag Elisabeth Schiemann (1881-1972) im Lichte neuer Quellen – ein Perspektivenwechsel und ein Beitrag zum 100. Gründungsjubiläum des Baur-Instituts für Vererbungsforschung“ auf wichtige Weichenstellungen im Leben von Elisabeth Schiemann ein und legte dar, dass hier historische Darstellungen kritisch zu betrachten sind. Prof. Höxtermann legte dar, dass Frau Schiemann in entscheidenden Situationen ihren wissenschaftlichen Weg selbst bestimmt hat. Er stellte diese Ausführungen in den größeren Rahmen der Entwicklung der Genetik in Berlin, bei der Erwin Baur eine zentrale Rolle zukam. Hier ist auch auf das kürzlich erschienene Buch von  R. Nürnberg, E. Höxtermann und M. Voigt, „Elisabeth Schiemann 1881-1972 Vom AufBruch der Genetik und der Frauen in den UmBrüchen des 20. Jahrhunderts“ hinzuweisen.

Nach einer Kaffeepause führte Dr. Hubert Kempf mit seinem Vortrag Weizenzüchtung bei der Secobra-Saatzucht – im Spannungsfeld von Wettbewerb, Handel, Landwirtschaft und Verbraucher“ in die praktische Pflanzenzüchtung ein. Anschließend zeigte er auf einer Feldrundfahrt die Zuchtfelder der Secobra in Feldkirchen. Zum Abschluss des Tages lud die Firma Secobra die Teilnehmer zu einem rustikalen Abendeessen ein.

 Am Morgen des 18. Juni hielt  auf der Versuchsstation der Saatenunion in Grünseiboldsdorf bei Moosburg Dr. Peter Doleschel einen Vortrag zur Geschichte der Pflanzenzüchtung in Bayern“. Anschließend zeigte Franz-Xaver Zellner kurze Videos zur Zuchtstation und zum Einsatz einer Drohne zur Feldbeobachtung. Die Zuchtstation verfügt über sehr ausgefeilte neue Technik für das Versuchswesen. Hierzu wurden eine Sämaschine, ein Häcksler und eine vielseitig verwendbare Erntemaschine vorgestellt, die über GPS gesteuert arbeiten. Ein Gerät zum Scheiteln von Raps demonstrierte die Vorteile des maschinellen Scheitelns im Vergleich zum Scheiteln von Hand.

Ein rustikaler Imbiss, zu dem die Saatenunion einlud, beschloss das Programm der Tagung.

 Die Geschäftssitzung fand am Abend des 17. Juni 2014 nach dem Abendessen statt. Für das nächste Treffen liegt ein Angebot von Prof. Thomas Debener aus Hannover vor. Als mögliche Termine nannte er eine der beiden Wochen vom 24.-28. August und 31. August – 4. September 2015. Dieser Vorschlag wurde angenommen.

Zur weiteren Arbeit der AG Geschichte entspann sich eine lebhafte Diskussion.  Prof. Röbbelen wies darauf hin, dass in der zurückliegenden Zeit einige Hefte in der Reihe „Vorträge Pflanzenzüchtung“ auf die Arbeit der AG Geschichte zurückgehen. In jahrelanger Arbeit wurde außerdem das Bibliografische Lexikon erstellt. Ein Thema für eine künftige Darstellung könnte die Zusammenführung des Bundessortenamtes mit der Zentralstelle für Sortenwesen in der DDR nach der Vereinigung sein. Dr. Meinel regte eine Ergänzung des Bibliografischen Lexikons an, da ja inzwischen einige Namen neu aufzunehmen sind. Prof. Röbbelen wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es heute schwierig ist, neue Ergebnisse einzelnen Personen zuzuordnen, da fast überall im Team gearbeitet wird. Das gilt für die Forschung, aber auch für die Züchtung neuer Sorten.  Interessant wäre hier eine Darstellung, wie sich die Arbeitsweisen im Laufe von Jahrzehnten verändert haben. Ein anderes Thema könnte sein, einzelne  Persönlichkeiten darzustellen. Hierzu hat der Vortrag von Prof. Höxtermann zu Elisabeth Schiemann ein Beispiel gegeben.

 W. E. Weber (Halle)