– 32 Teilnehmer –
Die Tagung begann um 13:30 Uhr im Hörsaal „Blaue Grotte“, Herrenhäuser Str. 2, der Leibniz-Universität Hannover. In den beiden ersten Vorträgen stand die Rose im Mittelpunkt. Prof. Thomas Debener gab in seinem Vortrag „Anwendung neuer Sequenzierungs- und Markertechnologien in der Züchtungsgenetik von Rosen“ einen Einblick in seine genetischen Arbeiten zur Resistenz gegen Sternrußtau und zeigte dabei, in welcher Weise moderne molekulargenetische Methoden zur Aufklärung der Resistenz eingesetzt werden. Über den züchterischen Ansatz, Marker zur Selektion auf Resistenz zu finden, hinaus ist das Ziel, die Resistenz genetisch aufzuklären. Dabei kommt der schnellen und bezahlbaren Sequenzierung von Genomabschnitten im Bereich eng gekoppelter Marker eine entscheidende Bedeutung zu.
Frau Eilike Vemmer stellte in ihrem Vortrag „Rosen im Wandel der Jahrhunderte“ ausführlich den geschichtlichen Werdegang der Rose von den Anfängen der Antike bis hin zu den modernen Kulturrosensorten. Immer wieder kamen neue Formen hinzu, zunächst durch Einführung neuer Arten aus fernen Ländern. Kreuzungen zwischen Arten führten und Mutanten führten immer wieder zu neuen Variationen hinsichtlich Form, Farbe und Habitus. In den letzten Jahrhunderten stieg die Formenvielfalt planmäßige Züchtung und gezielte Kreuzungen noch einmal stark an. Der Vortrag von Frau Vemmer beeindruckte die Zuhörer auch durch die zahlreichen schönen Rosenbilder.
In den beiden folgenden Vorträgen stand der Berggarten in Herrenhausen im Mittelpunkt. In seinem Vortrag „Auf der Suche nach Pflanzen – Der Reisebericht des Hofgärtners Heinrich Ludolph Wendland aus dem Jahr 1820“ erläuterte Prof. Joachim Wolschke-Bulmahn, unter welchen Umständen damals der noch junge Hofgärtner seine Reise durchführte. Es fügte sich äußerst glücklich, dass 2010 das Reisetagebuch Heinrich Ludolph Wendlands von seiner Reise in die Schweiz, nach Österreich und Preußen sowie durch eine Reihe kleinerer deutscher Länder an die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek übergeben wurde. Dieses (private) Tagebuch war nicht unter den Beständen der Königlichen Gartenbibliothek, sondern wurde von der Familie mit anderen Nachlassmaterialien der Leibniz Bibliothek zur Verfügung gestellt. Die Tagebuchaufzeichnungen waren nur für den privaten Gebrauch bestimmt, sind jetzt aber transkribiert worden und auch als Buch erhältlich (Hubertus Fischer, Georg Ruppelt, Joachim Wolschke-Bulmahn (Hg.), Das Reisetagebuch des Hofgärtners Heinrich Ludolph Wendland aus dem Jahr 1820, CGL Studies, AVM.edition).
Im anschließenden Vortrag „Die Herrenhäuser Gärten und ihre Pflanzenschätze“ gab Prof. Anke Seegert zunächst einen Abriss über die Geschichte des Berggartens und ihrer jeweiligen Leiter, zu denen ja auch der vorher genannte Heinrich Ludolph Wendland gehört. Der Berggarten war zunächst ein Wirtschaftsgarten, die Entwicklung zum Botanischen Garten setzte im 18. Jahrhundert ein. Einen großen Einschnitt brachten dabei die Bombenabwürfe im zweiten Weltkrieg, die einen großen Teil der Sammlung, das große Palmenhaus und die anderen Gewächshäuser vernichteten. Jedoch überlebten einige der alten Bäume, zu denen auch die Süntelbuche gehört. Im Folgenden ging Frau Seegert dann auf die einzelnen Sammlungen und die dabei verfolgten Ziele ein. Im Berggarten werden nicht nur Pflanzensammlungen, sondern auch verschiedene Sorten gezeigt. Dadurch wirken die einzelnen Abteilungen sehr anziehend auf die Besucher. Dieser Vortrag wurde dann am zweiten Tag ergänzt durch einen sehr ausführlichen Rundgang durch den Berggarten, wobei Frau Seegert zu zahlreichen Themenbereichen wie Steppen-und Präriegarten, das Kanarenhaus, Moor und Heide, der Blumenwiese oder der Süntelbuche den Teilnehmern sehr aufschlussreiche Erläuterungen gab. Ein besonderes Problem stellt gegenwärtig die Lindenallee zum Mausoleum dar, die nicht mehr standsicher ist, aus Naturschutzgründen aber auch nicht gerodet werden darf. Den Abschluss dieses Rundganges bildete ein Besuch der Gewächshäuser mit der weltbekannten Orchideensammlung.
In Hannover Herrenhausen sind verschiedene Gartentypen eng beieinander. Herzstück ist dabei der barocke Große Garten, der deswegen nahezu unverändert erhalten blieb, weil nach seiner Anlage der Kurfürst von Hannover englischer König wurde und daher die Sommerresidenz in Hannover nicht mehr im Mittelpunkt stand. Dieser Garten wurde zum Abschluss des ersten Tages besichtigt. Aber auch die nach dem Barock aufkommende Form des englischen Landschaftsgartens ist mit dem an den Großen Garten angrenzenden Georgengarten und dem Welfengarten vertreten.
In der Arbeitssitzung am Morgen des zweiten Tages ging es um die künftige Entwicklung der AG Geschichte. In der AG kommen Züchter und Wissenschaftler zusammen, für die vor der Wende höchst unterschiedliche Voraussetzungen für ihre Tätigkeit gegeben waren. Zwei wichtige Aktivitäten in früheren Jahren waren die Erarbeitung des Bibliographischen Lexikons und eine Tagung zur Pflanzenzüchtung im Dritten Reich. Prof. Weber wies darauf hin, dass im Laufe der Jahre die Teilnehmerzahl abgenommen hat. Das traf auch für diese Tagung zu. Eine kurze Diskussion entspann sich um die Frage eines Vergleiches der Züchtung unter den Bedingungen in den alten und neuen Bundesländern vor 1989. Herr Meinel wies darauf hin, dass die hierbei eine wichtige Rolle spielende Eigentumsfrage nicht von dieser AG sachgerecht untersucht werden kann. Trotzdem soll dieser Aspekt auf der nächsten Tagung der AG angesprochen werden. Herr Debener wies auf die Probleme für die Pflanzenzüchter in der Auseinandersetzung mit Vertretern der ökologischen Richtung hin. Hier fehlt es bei vielen Vertretern, auch unter jungen Studierenden, sehr oft am Grundwissen für eine sachgerechte Diskussion. Herr Kley nahm dies zum Anlass, auf ein für die Züchtung sehr wichtiges Problem hinzuweisen. Die EU-Verordnung 511/2014, die geht weit über die im Nagoya-Protokoll niedergelegten Grundsätze hinaus geht, ist überbürokratisch und schränkt den Zugang zu und die Nutzung von pflanzengenetischen Ressourcen vor allem für die Pflanzenzüchtung ein. Die Züchtung wird vor das nahezu unlösbare Problem gestellt, für Materialbeschaffungen zahlreiche Einzelverträge mit den jeweiligen Partnerländern abzuschließen. Als noch schwieriger wird es sich erweisen, bei Neuanmeldung von Sorten einen lückenlosen Herkunftsnachweis über alle bei der Entwicklung der Sorte verwendeten Ressourcen zu führen. Auch diese Problematik soll bei der Tagung in 2016 angesprochen werden. Geplant ist, diese Tagung bei der Nordsaat in Böhnshausen durchzuführen und dabei eine breite Diskussion in den Mittelpunkt zu stellen.
W. E. Weber (Halle)