– 63 Teilnehmer –
Organisation: Dr. Stephan Hartmann, LfL Freising; Joachim Hütter, DSV Lippstadt; Dr. Reinhard Rossberg, DLG Frankfurt
Die 57. Fachtagung des DLG-Ausschusses „Gräser, Klee und Zwischenfrüchte“ in Bonn war dieses Jahr mit 56 Teilnehmern wieder zahlreich besucht. Herr Joachim Hütter (DSV Lippstadt) begrüßte die Teilnehmer und führte mit seinen einleitenden Worten gleich zum Thema Pflanzenschutz hin. Er umriss die Saatgutproduktion bei Gräsern von 2016 und verwies auf die Wichtigkeit des Pflanzenschutzes in Hinblick auf Qualität und Ertragsabsicherung bei der Saatguterzeugung. Er informierte über die derzeitige Situation der hohen Anzahl der unbearbeiteten neuen Zulassungsanträge und machte darauf aufmerksam, dass früher für die Zulassung eines Pflanzenschutzmittels die Risikobewertung im Vordergrund stand, heute hingegen die Gefahrenbewertung. Sein Appell, die Lobbyarbeit in diesem Bereich zu aktivieren, richtete sich an die politischen Entscheidungsträger und an alle Branchen des Ackerbaus. Er gab zu bedenken, dass als Konsequenz der derzeitigen Zulassungssituation die Samenvermehrung in Länder außerhalb Europas verlegt worden ist bzw. werden wird.
Die Vorträge der zehn Referenten waren geprägt vom diesjährigen Tagungsthema „Produktionstechnik und Wirtschaftlichkeit der Saatgutproduktion“ .
Herr Hütter moderierte die ersten Sektion.
Herr Steen Andersen (DLF, Hladké Životice, Tschechische Republik) stellte die Saatgut-Produktion von DLF in Russland und China vor. Er beschrieb den Beginn der Geschäftsbeziehungen, ging auf die Absatzmärkte ein und präzisierte die Absatzmengen. Er lenkte das Augenmerk des Publikums auf die jeweiligen landestypischen Besonderheiten, wie z.B. Möglichkeiten des Absatzes, mangelnde Ausstattung und Mitarbeiter zu Beginn in Russland bis hin zu ökonomischen Eingriffen des Staates in den Import im Falle von China und Unsicherheiten durch die Abhängigkeit schwankender Wechselkurse.
Im zweiten Vortrag informierte Herr Dr. Vinzenz Bauer (Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Oldenburg) in seinem Vortrag „Grünlandwirtschaft –quo vadis?“ über Marktbeobachtungen zum Thema Grünland. Die Grundfutterversorgung ist für eine optimale Milchproduktion von fundamentaler Bedeutung. Dr. Bauer zeigte die ökonomischen Entwicklungen zum Milchviehbestand und produzierter Milchmenge – bei sinkender bzw. stagnierender Anzahl von Milchkühen erfolgte ein stetiger Anstieg der Milchleistung pro Tier über die letzten Jahre. Um die Marktpotentiale der Grünlandwirtschaft auszuschöpfen sind eine Reihe von Rahmenbedingungen notwendig, angefangen von der Milchverarbeitung und –verwertung, Vermarktung, Schaffen neuer Produktsegmente über politische Eingriffe in die Landwirtschaft sowie die Bewegungen auf den globalen Milch- und Fleischmärkten.
Im dritten Vortrag informierte Herr Michael Konrad (Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG, Hohenkammer) über die Saatgutproduktion unter ökologischen Rahmenbedingungen. Hier ist insbesondere die Rotkleevermehrung eine wichtiges und beliebtes Fruchtfolgeglied im Ökolandbau, die hohe Deckungsbeiträge sichert. Es wurden die rechtlichen Voraussetzungen der Saatgutvermehrung im Ökolandbau aufgezeigt und Informationen zu den praxisrelevanten Themen wie Anbau, beginnend bei der Ansaat, die Bestandesführung mit Schnitten, Düngung und Beikrautregulierung, die Ernte bis hin zur Aufbereitung gegeben und auf die Vermarktungsmöglichkeiten des Saatgutes eingegangen sowie die Diskussion zur Eingruppierung des Rotklees in „Kategorie I“ gemäß der Verordnung (EG) Nr. 889/2008 Art. 45 (5) oder der Allgemeinen Genehmigung Art. 45 (8) erwähnt. Herr Konrad schloss den Vortrag mit den Perspektiven der Kleevermehrung ab.
Die Moderation der zweiten Sektion übernahm Herr Dr. Walter Scherb (Meiners Saaten GmbH, Dünsen).
Herr Markus Berendes (Deutsche Saatveredelung AG, Lippstadt) referierte über die Bekämpfung von Ausfallsamen von Zwischenfrüchten in der Fruchtfolge. Der Hintergrund dieser Untersuchung ist, dass im Rahmen des Greenings neue Kulturarten als Zwischenfrucht für den Anbau attraktiv werden, für die aber bisher noch keine Anwendung Pflanzenschutzmitteltestung bestand. Herr Berendes zeigte in seinem Vortrag die Ergebnisse und Wirkungsgrad verschiedener Pflanzenschutz-Präparate beim Anbau der neuen Zwischenfruchtarten auf.
Das Thema „Pflanzenschutz in Phacelia“ war Gegenstand des Vortrages von Herrn Ralf Dittrich (Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Nossen). Hierzu wurden in dieser Zwischenfrucht verschiedene, für andere Kulturen zugelassene Herbizide auf ihre Verträglichkeit in Hinblick auf die Saatguterzeugung von Phacelia getestet. Ein besonderes Augenmerk galt der hohen Ertragsleistung bei gleichzeitig guter Verträglichkeit gegenüber dem Pflanzenschutzmittel. Für eine Anwendung in der Kultur Phacelia müssten von den Pflanzenschutzdiensten der Bundesländer Genehmigungen der Herbizide dementsprechend erteilt werden.
Im letzten Vortrag vor der Mittagspause stellte Herr Lutger Deters (S & M Teepker GbR, Handrup) die Erfahrungen eines Praktikers in Bezug auf die Saatgutproduktion dar. Nach der Vorstellung des Betriebes schilderte Herr Deters die Planung und Durchführung des aufgrund der regionalen Flächenknappheit intensiv geführten Ackerbaus auf dem Betrieb. Weiterhin beschrieb er die betrieblichen Strategien und Möglichkeiten für die Saatgutproduktion von Grassamen und Winterrübsen und erläuterte die betrieblichen Chancen und Risiken der Zukunft.
Nach der Mittagspause führte Herr Dr. Beat Boller (Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zürich, Schweiz) durch die Vorträge.
Herr Dr. Stephan Hartmann (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising) informierte das Fachpublikum über drei neue Projekte, die derzeit in Kooperation mit zahlreichen Projektpartnern aus Forschung und Wirtschaft unter Beteiligung der LfL stattfinden. Im Projekt GRUENLEGUM (Langtitel: „Grünleguminosen als Eiweiß- und Raufuttermittel in der ökologischen Geflügel- und Schweinefütterung“) wird ein interdisziplinärer, arbeitsteiliger Ansatz verfolgt, um für die gesamte Produktkette miteinander verzahnte Lösungen zu erarbeiten. Hierbei wird durch die Trennung von Blattmasse und Stängel von Grünleguminosen (Rotklee und Luzerne) in Hinblick auf die Verfütterung an Monogaster untersucht, um eine höhere Konzentration von Eiweiß und Aminosäuren gezielter für die monogastrische Ernährung einsetzen und optimal nutzen zu können. Im Arbeitpaket „Pflanze stehen hierbei die Punkte „Nutzung genetischer Diversität“ und „Optimierung der Produktionstechnik im Fokus.
Im Rahmen von GEOCARE (Langtitel: „Geoinformationstechnologie für landwirtschaftlichen Ressourcenschutz und Risikomanagement“) werden die frei und kostenlos verfügbaren Sentinel-Daten des europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus genutzt, ein ressourceneffizienten und steuermittelsparenden Methode zur Ertragsbestimmung im Grünland zu entwickeln.
Im Projekt DRYeGRASS, sind im Langtitel „Genetische Analyse der Trockenstresstoleranz bei Deutschem Weidelgras (Lolium perenne) mittels phänologischer, physiologischer und molekularer Differenzierungsmethoden“ Ziele und Arbeitsprogramm benannt.
Anschließend beschrieb Herr Dr. Christoph Grieder (Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zürich, Schweiz) die Züchtung sexueller Sorten bei Wiesenrispe, das Vorgehen und die Auswirkungen. Hierbei wurden auch die Wege der sexuellen und apomiktischen Samenbildung bei der Wiesenrispe erläutert und wie das bei der Entwicklung sexuellen Materials am Agroscope praktisch berücksichtigt wird.
Die letzte Sektion moderierte Herr Dr. Stephan Hartmann (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising).
Herr Dr. Beat Boller (Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zürich, Schweiz) trug zum Abschluss seiner Karriere „Die schöne Kunst der wissensbasierten Klee- und Gräserzüchtung“ vor und resümierte für das Publikum seinen „Rückblick auf 28 Jahre in der Futterpflanzenzüchtung am Reckenholz“. Er begann seine Rückschau bei den Erfolgen seiner Vorgänger und entführte die Zuhörer auf eine Reise zu den zahlreichen Sorten und Arten, die über die Zeit am Agroscope und Partnerstationen gezüchtet wurden und zeigte die speziellen Regionen in der Schweiz, aus welchen Ökotypen von Weidelgräsern gesammelt wurden, die das Ausgangsmaterial späterer erfolgreicher Sorten darstellten. Zum Abschluss seines Vortrages ging er noch auf die Vorteile der Polyploidisierung ein und wies auf erfolgreiche Verbesserung von Sorten durch Integration von endophytischen Pilzen in der Züchtung hin.
Im letzten Vortrag ging Herr Michael Hamann (Deutsche Saatveredelung AG, Lippstadt) „Aktuelles aus der Wirtschaft“ auf aktuelle Entwicklungen und den Stand der nationalen und internationalen Saatgutproduktion und Lagermengen des Gräsermarktes für das laufende Kalenderjahr ein.
Der Vorsitzende Herr Hütter schloss mit dem Dank an alle Referenten die Veranstaltung.
Stephan Hartmann, Weihenstephan