Die GPZ Arbeitsgruppe Arznei- und Gewürzpflanzen veranstaltete am 6. Oktober 2009 eine Vortrags- und Diskussionstagung im Institut für gartenbauliche Kulturen und Obst – Quedlinburg (ZGO-Q).
Seit der letzten separaten Sitzung der Arbeitsgruppe im August 2006 waren wir im Jahr 2008 Mitveranstalter der 5. Fachtagung Arznei- und Gewürzpflanzen und des 18. Bernburger Winterseminars. In der zurückliegenden Zeit gab es eine Reihe von Veränderungen. Die diesjährige Tagung wurde erstmalig gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Heil- und Gewürzpflanzen der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften unter Leitung von Prof. Dr. B. Honermeier, Gießen ausgerichtet.
Nach dem Übergang des Gründers und langjährigen Leiters der GPZ – AG 17, Herrn Dr. F. Pank in den Ruhestand im Jahr 2006 wird die Arbeitsrichtung am Institut für Züchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst – Quedlinburg (ZGO-Q) fortgeführt. Im Zuge der Neustrukturierung der Ressortforschung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bildet das ZGO-Q seit 2008 gemeinsam mit den Instituten der vormaligen Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ), der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) und zwei Instituten der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) das Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI).
Ein wichtiges Anliegen des Institutes für Züchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst – Quedlinburg ist die Entwicklung von Methoden und Strategien, die genetische Ressourcen für den Arznei- und Gewürzpflanzenanbau erschließen und die biologische Vielfalt erhöhen. Die Forschung ist dabei auf die Produktqualität und die Erzeugung gesunder Pflanzen auf Basis von Resistenzen gegen Phytopathogene gerichtet.
Der Austausch wissenschaftlicher und technologischer Informationen hat hierbei große Bedeutung. Dieser Umstand war Motivation für die Übernahme der Leitung der GPZ-AG 17 und Anliegen der gemeinsamen Tagung. Im Mittelpunkt stand die Melisse (Melissa officinalis) als eine der Modellkulturen innerhalb des geplanten und teilweise bereits gestarteten „Demonstrationsprojektes Verbesserung der internationalen Wettbewerbsposition des deutschen Arznei- und Gewürzpflanzenanbaus am Beispiel der züchterischen und anbautechnologischen Optimierung der Produktion von Kamille, Baldrian und Melisse“.
Zu dem ganz auf Melisse zugeschnittenen Thema der Tagung trafen sich 44 Teilnehmer. Durch acht Präsentationen gelang es den Bogen der Arbeiten an Melisse von der Unkrautregulierung über Anbau, Züchtung und Analytik bis zur erstmaligen Darstellung eines neuen Phytopathogens zu spannen. Neben den Bemühungen dem geringen und möglicherweise weiter schwindenden Umfang zugelassener Herbizide alternativ eine leistungsfähige mechanische Unkrautbekämpfung entgegenzusetzen sind Ansätze für die Ertragssteigerung von ätherischem Öl und von Rosmarinsäure durch Verfahrensoptimierung und Züchtung besonders hervorzuheben. Die Analytik sekundärer Inhaltsstoffe in Melisse ist ein seit langem bearbeitetes Gebiet. Die Umstellung auf moderne Analyseverfahren erfordert umfangreiche Vergleichsmessungen und führte zu neuen Erkenntnissen hinsichtlich Menge und Zusammensetzung einzelner Stoffgruppen. Themenfelder mit großer Bedeutung für die moderne Pflanzenzüchtung, wie die Erzeugung doppelhaploider Linien gilt es in nächster Zukunft zu entwickeln, da hierdurch bedeutende Fortschritte bei der Entwicklung neuer Sorten zu erwarten sind. Ebenso verhält es sich mit phytopathologischen Fragestellungen. Hier ist es gelungen ein neues Virus zu identifizieren und erstmals zu beschreiben.
Die Ausstrahlung der GPZ als Forum von praktischer Pflanzenzüchtung, Züchtungsforschung und Grundlagenforschung in den europäischen Raum zeigte sich auch für den Bereich Arznei- und Gewürzpflanzen anhand der Beiträge und der Teilnehmer aus insgesamt fünf Ländern.
Quedlinburg, Dezember 2009
Dr. F. Marthe