– 35 Teilnehmer –
Organisation und Leitung:
Dr. H.-R. Hofferbert, Ebstorf
Ziel der diesjährigen Sommertagung der AG war das Weser-Ems-Gebiet und die erste Station die Landmaschinenfabrik Grimme in Damme. Nach der Begrüßung durch den Firmeninhaber Franz Grimme stellte Herr J. Feld die Geschichte des 1861 als Schmiede gegründeten Unternehmens vor. Nachdem bereits 1936 der erste von Pferden gezogene Sammelroder vorgestellt wurde, dauerte es kriegsbedingt weitere 20 Jahre, bis die Serienfertigung von Kartoffelsammelrodern anlaufen konnte. Heute arbeiten etwa 750 Mitarbeiter am Standort Damme und weitere 250 Mitarbeiter in verschiedenen Ländern für die Grimme Gruppe, die über ein weltweites Vertriebsnetz mit über 70 Vertretungen verfügt. Seit 2003 wird als weiteres Geschäftsfeld die Zuckerrübenernte bearbeitet, für die ein selbstfahrender sechsreihiger Bunkerroder mit Bandlaufwerk angeboten wird.
Die Kartoffelsparte am Standort Damme erreichte im letzten Jahr einen Umsatz von ca. 107 Millionen Euro, von denen 10 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung investiert wurden. Diese Innovationskraft spiegelte sich auch in dem von Herrn U. Meierhans vorgestellten Maschinenprogramm wider, das von der Bodenseparierung über Legen, Pflege und Ernte bis zu Einlagerungstechnik reicht. Hinzu kommen neueste Entwicklungen im Bereich der Gemüsetechnik. Durch die weltweite Ausrichtung des Unternehmens ist eine überaus große Spannweite an Anforderungen abzudecken, die nur durch eine konsequente Anwendung der Modulbauweise bei der Maschinenentwicklung umzusetzen ist. Herr B. Kruthaup konnte dies bei seinen Ausführungen zur Mechanisierung des Kartoffelanbaus in den USA noch verdeutlichen. Um auch eine für die dortigen Produktionsbedingungen geeignete Technik anbieten zu können, hat die Landmaschinenfabrik Grimme den amerikanischen Maschinenhersteller Spudnik übernommen und in Blackfoot/Idaho ein neues Fertigungswerk aufgebaut.
Der abschließende Rundgang durch die Fertigungs- und Montagehallen der Landmaschinenfabrik Grimme vermittelte den Teilnehmern einen nachhaltigen Eindruck vom Stand der heutigen Landmaschinenproduktion. CNC-gesteuerte Werkzeugmaschinen, Schweißroboter und eine umweltorientierte Farbgebung dokumentierten ebenso den industriellen Stand der Fertigung, wie die auf kleinen Arbeitsgruppen basierende Organisation am Montageband und die eingehende Qualitätskontrolle der Maschinen vor der Auslieferung.
Die regionale Bedeutung des Kartoffelanbaus wurde am nächsten Morgen auf der Fahrt nach Meppen durch die vielen Kartoffelfelder beidseits der Straße deutlich. Herr Dr. K. Osmers stellte zunächst die Bezirksstelle Emsland der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dann die Arbeitsschwerpunkte der von ihm geleiteten Fachgruppe Pflanzenbau und Pflanzenschutz vor. In den beiden zur Bezirksstelle Emsland zählenden Landkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim ist noch eine hohe Zahl an landwirtschaftlichen Betrieben tätig, da Ackerbau und Tierhaltung vielfach gleichrangige Betriebszweige sind. Durch den Ausbau der Verarbeitungskapazitäten in den Stärkewerken der deutschen Emslandstärke und der niederländischen AVEBE konzentrieren sich die Landwirte im Gebiet der Bezirksstelle Emsland mit ca. 35.000 ha und in der angrenzenden niederländischen Region Drente mit weiteren 50.000 ha auf die Kartoffelproduktion. Dies führt z.T. zu einem Kartoffelanteil in der Fruchtfolge von bis zu 40 Prozent.
Mit dieser Anbaudichte ist auch der Krankheitsdruck auf den Flächen gewachsen und bestimmt zunehmend die Arbeit der Bezirksstelle. Exemplarisch ging Herr Dr. Osmers auf die Problembereiche Weißer Kartoffelnematode und Kartoffelkrebs ein. Die Quarantänekrankheit Kartoffelkrebs wurde 1999 das erste Mal in der Region gefunden, und zurzeit sind zwölf Befallsflächen amtlich festgestellt. Hinzu kommen 34 Befallsflächen auf niederländischer Seite, die den Kartoffelkrebs zu einem begrenzenden Faktor für den Kartoffelanbau werden lassen. Vor diesem Hintergrund untersucht die Bezirksstelle Emsland die Resistenz ausgewählter Sorten gegen den Pathotyp 8, während in den Niederlanden Sortenresistenzen gegen den Pathotyp 18 ermittelt werden. Die Ergebnisse werden von den Stärkefabriken in ihre Anbauplanung einbezogen, um einer Ausdehnung dieser Krankheit entgegen zu wirken.
Den Abschluss bildete die Besichtigung eines Anbauversuches der Bezirksstelle zu „Vermehrungsfaktoren der Kartoffelnematoden und Ertragsleistungen beim Anbau verschiedener Kartoffelsorten auf einer vom Weißen Kartoffelnematoden befallenen Fläche“ in Haren-Peermoor. Auf der stark befallenen Fläche wechselten sich quer zur Legerichtung unbehandelte und mit einem Nematizid im Herbst behandelte Anbauparzellen ab, so dass die Toleranz der einzelnen Sorten gegenüber dem Nematodenbefall deutlich sichtbar wurde. Zudem wird der Gehalt an Eiern und Larven vor und nach dem Anbau untersucht, um die sortenspezifische Vermehrungsrate der Nematoden zu erfassen. Auf einer benachbarten Fläche war im Rahmen eines von der EU geförderten Projektes zur „Qualitäts- und Renditeverbesserung der Kartoffelstärkekette“ (Agrobiokon – EDR) ein Versuch zur sortenspezifischen N- und K-Düngung angelegt, in dem auch Wechselwirkungen zwischen der Düngung und dem Nematodenbefall untersucht werden. Ein wesentliches Ziel des aus mehreren Segmenten bestehenden Projektes ist die Vernetzung der Daten und deren Verbreitung über das Internet.
(T. Reetz, Bonn)