Nach der gemeinsamen Tagung mit der AG Getreide und der AG Saatgutwesen im Oktober 2007 stand für 2009 die erste eigene Tagung der Arbeitsgruppe Ertrags- und Stressphysiologie nach einer längeren Pause an.
41 Wissenschaftler aus Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen sowie Züchter meldeten sich zu einem abwechslungsreichen Programm am Institut für Resistenzforschung und Stresstoleranz des JKI in Groß Lüsewitz an. Am Nachmittag des 23. Juni fand die eigentliche Vortragsveranstaltung statt. Nach einer kurzen Begrüßung und einer einführenden Vorstellung des gastgebenden Institutes durch den geschäftsführenden Vizepräsidenten der GPZ und gleichzeitigen Leiters des Institutes, Dr. Frank Ordon, folgten die Fachvorträge.
Schwerpunktmäßig wurden Möglichkeiten der Nutzung von Modellierungskonzepten in der Pflanzenzüchtung aufgezeigt. So war das Thema des Hauptvortrages, den Professor Ewert von der Universität Bonn hielt: „Modellierung der Ertragsbildung (unter Stress) – von der Pflanze zum Bestand“. Herr Ewert zeigte eindrucksvoll, dass mathematische Modellierung das Verständnis komplexer physiologischer Prozesse verbessern kann, indem sie Reaktionen auf einer höheren Systemebene voraussagt. Das kann sowohl dem Züchter helfen, der viele verschiedene Merkmale in einem Genotyp kombinieren, als auch dem Landwirt, der die richtige Sorte und die passende Anbaustrategie wählen muss. Die Modellprognosen können jedoch immer nur so gut sein, wie die empirische Datenbasis, auf der die Modelle beruhen. Aufgrund der Komplexität gibt es noch viele Herausforderungen.
Ein weiterer Vortrag, in dessen Mittelpunkt die Modellierung stand, wurde von Dr. Ulf Böttcher von der Universität Kiel aus der Arbeitsgruppe von Professor Kage zu „Bestandestemperaturmessungen und Modellierung von Winterweizen als Mittel zur Phänotypisierung von Trockenstressreaktionen“ gehalten. Hierbei wurden die Bestandestemperaturwerte nicht nur in Abhängigkeit von der Lufttemperatur, Windgeschwindigkeit, Globalstrahlung etc., sondern auch von solchen Parametern wie Stomataschluss oder Tiefenwachstum der Wurzel und ihre Einbeziehung in die Modellierung interpretiert.
Auch in dem Vortrag von Dr. Jürgen Bender (vTI Braunschweig) zum „Risikofaktor Ozon – Einfluss von Genotyp und Umweltfaktoren auf die Ozonempfindlichkeit von Nutzpflanzen“ konnte neben der breiten inter- und intraspezifischen Variabilität in der Ozontoleranz der sinnvolle Einsatz eines Ozonflux-Modells für das Blatt zur Vorhersage der Schädigung gezeigt werden.
Im Vortrag von Dr. Christiane Balko (JKI Groß Lüsewitz) „Trockenstress bei Kartoffeln und Ackerbohnen: Einfluss von Zielgröße, Stressbedingungen und Kulturart auf die Beurteilung der Toleranz der Genotypen“ wurde der Einfluss der verschiedenen Faktoren auf das Toleranzranking der Genotypen diskutiert und Ursachen einander scheinbar widersprechender Versuchsergebnisse analysiert – ein Plädoyer für die möglichst exakte Erfassung und Beschreibung der Versuchsbedingungen.
Im letzten Fachvortrag von Dr. Bernd Hackauf (JKI Groß Lüsewitz) „Ein genomanalytischer Ansatz zur Erfassung des Potentials von Hybridroggen für den Anbau unter Trockenstressbedingungen“ wurden erste Ansätze zu diesen Schwerpunktthemen vorgestellt.
Herr Lütke Entrup von der GFP rundete den Nachmittag mit seinem Beitrag zur Auswertung des im März 2009 stattgefundenen Symposiums „Klimawandel – Züchtung für extreme Umwelten“ ab. Er fasste aus Sicht der GFP den Handlungsbedarf zusammen und versuchte, Fördermöglichkeiten für Wissenschaft und Forschung aufzuzeigen.
Am Vormittag des 24. Juni fand eine Feldführung statt, in deren Rahmen vor allem die aktuellen Stressversuche am Standort besichtigt und rege diskutiert wurden. Daran schloss sich bei wunderschönem Wetter eine Fahrt über das gesamte Versuchsfeld mit Erläuterungen durch den Versuchsfeldleiter, Herrn Pienz, an.