– 40 Teilnehmer –
Organisation und Leitung:
Dr. H.-R. Hofferbert, Ebstorf
Zur diesjährigen Sommertagung der AG Kartoffelzüchtung und Pflanzguterzeugung begrüßte der Vorsitzende, Herr Dr. Hofferbert, in Freising-Weihenstephan über 40 Teilnehmer. Herr Prof. Wenzel stellte als Dekan zunächst den Standort und die Konzeption des Wissenschaftszentrums Weihenstephan der TU München vor. Die sechs Studienfakultäten sind in einzelne Forschungsdepartments unterteilt, wobei im Bereich Agrar- und Gartenbauwissenschaften 13 Professoren die Lehre und Forschung für drei Studiengänge vertreten. Schwerpunkte der weiteren Ausführungen waren die Erfahrungen mit Freisetzungsversuchen bei GMOs und vor dem Hintergrund der Berufung zum hauptamtlichen Dekan ein Rückblick auf seine eigenen Forschungsarbeiten im Bereich Kartoffeln. In der Diskussion kam die Sorge zum Ausdruck, dass die Kartoffel am neu besetzten Lehrstuhl für Pflanzenzüchtung nicht weiter bearbeitet und damit jahrelange Erfahrung auf diesem Gebiet unwiederbringlich verloren geht. Abschließend verabschiedete Herr Dr. Hofferbert Herrn Prof. Wenzel aus dem Ausschuss der AG und dankte ihm sowohl für die wertvollen Impulse bei der Ausschussarbeit als auch für sein vielseitiges und richtungweisendes Engagement im Bereich der Kartoffelforschung und -züchtung.
Die Vorstellung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und deren Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung (IPZ) übernahm der Leiter, Herr Dr. Doleschel. Die Aufgaben des IPZ umfassen u. a. die Bereitstellung von Fachinformationen, die angewandte produktionstechnischen Forschung, die Züchtungs- und Qualitätsforschung, die Biotechnologie, Genomik und Gentechnologie in der Pflanzenzüchtung, die Hopfenforschung und -beratung, die amtliche Saatenanerkennung, Saatgutuntersuchung und -forschung sowie die amtliche Verkehrskontrolle bei Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmitteln.
Nach einer kurzen Einführung von Herrn Kellermann als Leiter der Arbeitsgruppe Pflanzenbausysteme, Züchtungsforschung und Beschaffenheitsprüfung bei Kartoffeln des IPZ stellte Frau Dr. Behn die bisherigen Ergebnisse ihres dreijährigen Projektes zur Etablierung von Basiszuchtmaterial mit Resistenz gegen die Bakterielle Ringfäule (CMS) bei Kartoffeln vor. Neben der Optimierung eines praxisgerechten Nachweistestes für CMS wurden verschiedene Sorten, somatische Hybriden und Wildarten auf mögliche Resistenzquellen untersucht. Dabei wurden in S. acaule einige wenige resistente Akzessionen gefunden, die jetzt über eine Protoplastenfusion mit toleranten Sorten zur weiteren Resistenzzüchtung genutzt werden sollen. In der anschließenden Diskussion wurde auf die Gefahren der latenten Verschleppung von CMS durch neue tolerante bzw. resistente Sorten hingewiesen, die dann in Praxisbetrieben zu unerwarteten Befallsausbrüchen führen könnten.
Frau Yesu Song berichtete über Ihre Arbeiten zur Entwicklung molekularer Marker für den Nachweis von Resistenzgenen. Für den Bereich der zystenbildenden Kartoffelnematoden werden drei verschiedene Kreuzungspopulationen verwendet. Über ein Nachweissystem können Resistenzherkünfte aus S. spegazzinii gegen den Befall durch G. rostochiensis nachgewiesen werden. Weitere Systeme detektieren Resistenzherkünfte aus S. vernei. Ein Testsystem zum Nachweis einer Resistenz gegen G. pallida, Pathotyp Pa2, detektiert vermutlich Resistenzen aus der Quelle VTN62-33-3. In weiteren Untersuchungen befasst sich Frau Song mit Markern zum Kartoffelkrebs, für die als Vorarbeit verschiedene Phänotypisierungsmethoden, auch auf PCR-Basis, zur Einstufung des verwendeten Pflanzenmaterials vorgestellt wurden. Neben diesen eigenen Entwicklungen wurden ein bereits publiziertes Testsystem evaluiert und die Ergebnisse diskutiert. Über die Möglichkeiten des markerfreien Gentransfers berichtete Herr Dr. Reichmann am Beispiel der Amylopektin-Kartoffel. In einen ersten Ansatz wurden in einer markerfreien Transformation 10.000 Produkte erzeugt, von denen nach zeitintensiven Untersuchungen nur ein Stamm die angestrebte Amylose- und Promoterfreiheit aufwies. Auch bei dieser Vorgehensweise wird der neue Stamm als GMO eingestuft und unterliegt bei den gegenwärtig zwei Freilandversuchen besonderen rechtlichen Regelungen. In einem neuen Ansatz wird versucht, eine Markerfreiheit des neuen Produktes zu erreichen, indem zunächst eine Übertragung der neuen Eigenschaft mit einem Markergen erfolgt, das dann in einem zweiten Schritt über eine sequenzspezifische Rekombination entfernt wird. Dabei blieben jedoch einige wenige Basenpaare des Markergens zurück, deren Bedeutung jetzt näher untersucht wird. Zum Abschluss des Besuchs gab es in zwei Gruppen einen interessanten Institutsrundgang, bei dem weiter über die Forschungsarbeiten am IPZ diskutiert wurde.
Nach der Übernachtung in Wertingen stand am nächsten Morgen die Besichtigung der Versuchsstelle Anzenhof des Amtes für Landwirtschaft und Forsten (ALF) in Augsburg auf dem Programm. Herr Maurer wies dabei zunächst auf die besondere Stellung der Kartoffel im Dienstgebiet des ALF Augsburg hin, wo etwa 50 % der bayerischen Pflanzkartoffeln und 40 % des gesamten bayerischen Kartoffelanbaus beheimatet sind. Den Sortenversuch mit 15 Pommes frites-Kartoffeln stellte Herr Steppich anhand von Ergebnissen einer ersten Probe-rodung sowie den jeweils aufgelegten Knollen einer Staude vor. Darüber hinaus befindet sich auf dem Versuchsfeld ein produktionstechnischer Versuch mit Pommes frites-Sorten, bei dem sowohl die Bestandesdichte als auch die N-Düngung in zwei Stufen variieren.
Den weiteren Weg der Pommes frites-Kartoffeln vom Feld bis in die Tüte veranschaulichte die letzte Station der Sommertagung, das Kartoffel Centrum Bayern (KCB) in Rain am Lech. Den Betrieb und die Aufgaben des gemeinschaftlich von der BayWa und der Firma Weuthen geführten KCB stellte der Standortleiter Herr Färber vor. Seit 1999 ist KCB alleiniger Lieferant für das benachbarte Veredelungswerk und mittlerweile für die Beschaffung von jährlich 180.000 t Kartoffeln verantwortlich. Diese stammen vermehrt von guten Böden; über 30 % der Flächen stehen zur Ertrags- und Qualitätssicherung bereits unter Beregnung. Die Vertragslandwirte lagern den größten Teil des Erntegutes selbst ein, so dass das KCB nur über ein kleineres Lager zur Absicherung der Lieferbereitschaft verfügt. Die nicht für die Pommes frites-Produktion benötigten oder geeigneten Kartoffeln werden an weitere Abnehmer in Deutschland vermarktet.
Das weltweit agierende Verarbeitungsunternehmen AVIKO und den Standort Rain am Lech stellte der Fabrikleiter Herr Pohl vor. Als südlichstes europäisches Verarbeitungswerk der AVIKO werden hier nur tiefgefrorene Produkte hergestellt, die vor allem nach Süd-Ost-Europa exportiert werden. Dieser räumliche Vorteil ist aber mit relativ hohen Grundkosten am Standort verbunden, so dass für den konzerninternen Wettbewerb möglichst wenige Personalkosten, hohe Automationsgrade, hohe Energieeffizienz und geringe Produktionsmittelverbräuche wichtig sind. So zeigte sich beim Betriebsrundgang, dass in einer Schicht nur zwei Personen für die eigentliche Pommes frites-Produktion verantwortlich sind, während der größte Teil der im Dreischichtbetrieb arbeitenden Mitarbeiter in der Verpackung tätig ist. Die Lagerung der Fertigprodukte erfolgt in einem 18.000-t-Hochregallager, das sich bei -20 °C nur für einen kurzen Aufenthalt eignete.
(R. Peters, Dethlingen)