– > 60 Teilnehmer –
Organisation und Leitung:
Dr. H.-R. Hofferbert, Ebstorf
Der Vorsitzende der AG, Dr. Hofferbert, begrüßte die Teilnehmer und führte als Moderator in das Programm des ersten Halbtages ein. Den Anfang machte Dr. Hallmann, BBA Münster, mit einem Überblick über die aktuelle Befallssituation bei Meloidogyne chitwoodi und Meloidogyne fallax in Europa und Deutschland. Dabei unterstrich er die sehr niedrigen Schadschwellen bei diesen Erregern, die sich auch noch im Lager weiterentwickeln können. Anschließend fasste Dr. Niere, BBA Münster, die wesentlichen Auswirkungen der in Überarbeitung befindlichen EU-Richtlinie für Kartoffelnematoden hinsichtlich des Bereiches Prüfung und Bewertung der Resistenz von Kartoffelsorten zusammen. Intensive Diskussionen gab es danach um die Bodenmenge bei der Probenahme, die zukünftig einheitlich bei 150 ml/ha liegen und durch 100 Einstiche/ha gewonnen werden soll. Zudem wurde eine EU-weite Vereinheitlichung der Resistenzbewertung im Rahmen der Wertprüfung sowie die Umsetzung eines amtlichen Bekämpfungsprogramms auf befallenen Flächen vereinbart.
Einen Überblick über die Biologie und die Schadbilder des Gewöhnlichen und des Netzschorferregers sowie mögliche Konsequenzen für die Schorfresistenzprüfung gab Dr. Niepold, BBA Braunschweig. Mit einem Biotest an Radieschen, die über eine Resistenz gegen Netzschorf verfügen, lassen sich die beiden Schorfarten schnell und sicher unterscheiden. Zurzeit werden bei der BBA Kartoffelsorten nur auf ihre Anfälligkeit gegenüber Gewöhnlichem Schorf bonitiert. Aber in einigen westeuropäischen Ländern ist in den letzten Jahren ein vermehrtes Auftreten von Netzschorf beobachtet worden.
Über den Einsatz der maschinellen Kühlung bei Pflanzkartoffeln berichtete Herr Schorling, KTBL-Versuchsstation Dethlingen. Neben grundlegenden Hinweisen zur Planung und zum Betrieb solcher Anlagen wurden auch erste Ergebnisse eines Lagerungsversuchs mit mehreren unterschiedlich keimfreudigen Sorten vorgestellt. Eine weitere Möglichkeit zur Qualitätserhaltung von Pflanzkartoffeln während der Lagerung könnte der Einsatz von natürlichen Keimhemmungsmitteln sein, deren Wirkung reversibel ist; solche Mittel sollen unter bestimmten Bedingungen sogar später auch zu einem höheren Knollenansatz führen können. Jedoch wird ihre Akzeptanz in der Praxis auch von den damit verbundenen Kosten abhängig sein. Über einen Verfahrensvergleich unterschiedlicher Kistenfüllsysteme unter den Gesichtspunkten Arbeitsbedarf, Knollenbeschädigung und Kosten berichte Dr. Peters, KTBL Dethlingen. Die Ergebnisse hingen in hohem Maße von der Dimensionierung der Großkisten ab; die wenig-sten Knollenbeschädigungen entstanden in flachen Kisten mit einer großen Grundfläche. Demgegenüber erhöhten die stationären Kistenfüller die Beschädigungswerte nur in geringem Maße und ohne eindeutige Unterschiede des jeweiligen Systems.
Zu den rechtlichen Fragen um Umgang mit gentechnisch verändertem Saat- und Pflanzgut nahm Herr Herrlinger, BDP Bonn, Stellung. Anhand praxisbezogener Beispiele verdeutlichte er das Zusammenwirken der unterschiedlichen nationalen und internationalen Rahmenbedingungen. Als Folge sind in Deutschland weitere Hemmnisse beim versuchs- und praxisbezogenen Anbau von GMOs zu erwarten, die hinsichtlich dieser Züchtungsmethodik die Wettbewerbsfähigkeit weiter beeinträchtigen werden.
Vor dem Hintergrund der sich auch bei Bioprodukten verändernden Verzehrsgewohnheiten stellte Herr Th. Haase, Gesamthochschule Kassel/Witzenhausen, den Einfluß der Düngung und Sortenwahl auf den Ertrag und die Qualität ökologisch erzeugter Verarbeitungskartoffeln vor. Alle Varianten führten im Anbaujahr 2003 zu verarbeitungsfähigen Chips, wobei sich die Düngungsvarianten nicht unterscheiden ließen. Während der Lagerung kam es in den Knollen zu einer deutlichen Anreicherung des Gehaltes an reduzierenden Zuckern, jedoch ohne dass dieser einen eindeutigen Einfluß auf die Backfarbe erkennen ließ. Dr. Nitsch, Landwirtschaftskammer Hannover in Bremervörde, verglich mehrjährige eigene Versuchsergebnisse zum Aufnahmeverlauf von Makro- und Mikronährstoffen in Kartoffelpflanzen mit Literaturdaten und zeigte dabei standortbedingte Unterschiede auf. Einen wesentlichen Einfluß auf die Nährstoffaufnahme hatten Niederschlagsmenge und -verteilung in der Vegetationsperiode. Die bei der Applikation von Blattdüngern in gestressten Beständen erwartete Ertragsstabilisierung wurde in diesen Versuchen nicht bestätigt; sie war teilweise noch schlechter.
Über umfangreiche Untersuchungen zur Virusverteilung in Knollen und Pflanzen an primär oder sekundär infizierten Pflanzen berichtete Dr. Kürzinger, LFA Gülzow. Augenstecklinge ließen sich ohne einen Verlust der Aussagekraft sowohl aus dem Kronen- und Nabelende als auch aus der Mitte der Knollen gewinnen, und auch bei den Augenstecklingen selbst war der Virusnachweis mit allen Pflanzenteilen möglich. Jedoch weisen die einzelnen Knollen derselben Staude eine erhebliche Nachweisbreite auf, die besondere Aufmerksamkeit bei der Probennahme erfordert. In ihrem folgenden Vortrag konzentrierte sich Frau Dr. Lindner, BBA Braunschweig, auf die Verbreitung des PVY NTN. In den letzten Jahren war eine zunehmende Dominanz der PVY N-Stämme gegenüber den PVY°-Stämmen zu verzeichnen. Gleichzeitig nahm beim PVY N der Anteil des PVY NTN-Stammes auf über 90 Prozent zu. Allerdings hatte eine höhere Anfälligkeit einzelner Sorten gegenüber PVY NTN nicht automatisch auch einen höheren Anteil an Knollennekrosen im Erntegut zur Folge.
Die Veränderungen in der ernährungsphysiologischen Bewertung von kohlenhydratreichen Nahrungsmitteln, wie Brot oder Kartoffeln, die in den USA und in Westeuropa mit der verstärkten Akzeptanz von Glyx-Diäten verbunden sind, können nach Auffassung von Dr. Haase, BFEL Detmold, nicht negiert werden. Die diesen Diäten zugrunde liegende Bewertung der Nahrungsmittel nach ihrem Glykämischen Index (GI), d.h. der durch das untersuchte Nahrungsmittel ausgelösten Blutzuckererhöhung, ist nach Meinung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nur mit vielen Einschränkungen anwendbar. Aber vor allem amerikanische Wissenschaftler nutzen diesen GI zu einer Neustrukturierung der Ernährungspyramide und tragen damit zu einem merklichen Verzehrsrückgang auch bei Kartoffeln bei. Aussagen zur Bewertung europäischer bzw. deutscher Kartoffelsorten hinsichtlich ihres GI liegen zurzeit noch nicht vor; sie wären jedoch für eine sachliche Aufarbeitung dieses Themas von grundlegender Bedeutung.
(H.R. Hofferbert, Ebstorf; R. Peters, Dethlingen)