Bericht der Vortragstagung im Institut für Zuckerrübenforschung am 7. September 2006 in Göttingen

Leitung: Prof. Dr. B. Märländer, Göttingen

Das Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) an der Georg-August-Universität Göttingen hatte die Mitglieder der GPZ-AG zur diesjährigen 7. Göttinger Zuckerrübentagung eingeladen. Teilnehmer waren rd. 300 Personen aus Wirtschaft, Politik, Verbänden und Wissenschaft aus Deutschland sowie dem deutschsprachigen Ausland. Das Programm enthielt ein breites Spektrum von Vorträgen über aktuelle Forschungsergebnisse und ließ überdies viel Raum zur Diskussion. Die Schwerpunkthemen betrafen Bodenschutz, Leistungspotenzial, Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz. Außer den 11 Hauptvorträgen fand eine Podiumsdiskussion zum Ertragspotenzial von Zuckerrüben statt.

Bodenschutz ist zurzeit auf nationaler Ebene ein intensiv behandeltes Thema. Ziel eines vorsorgenden Bodenschutzes muss es sein, die Wirkung schwerer Maschinen insbesondere bei der Zuckerrübenernte zu verringern und damit negative Auswirkungen auf Bodenstruktur und Pflanzenwachstum zu verhindern. Das kann durch Weiterentwicklungen im Maschinensektor, aber auch durch die Erhöhung der Tragfähigkeit von Böden z.B. durch Umstellung auf pfluglose Bodenbearbeitung erreicht werden.

Die Ertragsleistung der Zuckerrübe liegt in Deutschland zurzeit bei etwa 10 Tonnen Zucker pro Hektar. Unter den veränderten Voraussetzungen der Zuckermarktreform muss es das Ziel sein, Mindererlöse durch höhere Erträge zu kompensieren. Da das physiologisch mögliche Ertragspotenzial bisher offenbar noch nicht ausgeschöpft ist, sollten weitere Leistungssteigerungen möglich sein. Die neue Zuckermarktordnung stellt aber auch an die Zuckerfabriken erhöhte Anforderungen hinsichtlich der Kapazitätsauslastung. Da aus Gründen des Bodenschutzes die Zuckerrübenernte bis Mitte November abgeschlossen sein soll, werden zukünftig die Lagerungszeiten bis zur Verarbeitung erhöht sein. Ergebnisse aus Forschungsprojekten am IfZ zeigen, dass eine längere Lagerung bei entsprechendem Management auch ohne Ertragsverluste möglich ist und damit eine effiziente und umweltschonende Verarbeitung in der Zuckerfabrik si chergestellt werden kann.

Rübenertrag und -qualität sind durch eine Vielzahl von Krankheiten bedroht. Zunehmend verursacht die Späte Rübenfäule Ertragsverluste im deutschen Zuckerrübenanbau. Fruchtfolgeversuche zur Resistenz von Zuckerrüben gegenüber dem Rhizoctonia-Erreger als Grundlage einer integrierten Kontrolle ergaben deutliche Effekte von Sortenwahl und Fruchtfolge auf die Befallsausprägung. Anschließend wurde in einem Überblick über die Pathogenität verschiedener geographischer Herkünfte des Rizomaniavirus die derzeitige Problematik aufgezeigt: Die Krankheit, die augenblicklich über natürliche Resistenzen erfolgreich kontrolliert ist, birgt für die europäische Zuckerproduktion weiterhin Gefahren, weil die verfügbaren partiellen Resistenzen eine Infektion mit dem Virus sowie seinem pilzlichen Vektor nicht verhindern und deshalb eine Ausbreitung der Krankheit ermöglichen. Wegen des gro&szl ig;flächigen Anbaus von resistenzgenetisch uniformem Sortenmaterial befürchtet man das Auftreten von resistenzüberwindenden Isolaten.

Chemischer Pflanzenschutz bietet die Möglichkeit, Produktqualität und Erträge zu sichern. Der Zuckerrübenanbau ist durch einen vergleichsweise sehr geringen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ausgezeichnet, da Krankheiten und Schädlinge zum großen Teil durch gezielte Resistenzzüchtung reguliert werden. Im Programm der Bundesregierung zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln wird dennoch eine weitere Verringerung des Einsatzes gefordert. Dem entsprechen Konzepte eines umweltverträglichen Pflanzenschutzes, die sich auf Sortenresistenzen und Schadensschwellen stützen.

Unter den Teilnehmern der Tagung waren Vertreter aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette des Lebensmittels Zucker: Zuckerunternehmen, Unternehmen der Pflanzenzüchtung, Hersteller von Pflanzenschutzmitteln, Düngemitteln und Landmaschinen, Vertreter aus Rübenanbauerverbänden, Arbeitsgemeinschaften, Fachpresse sowie Fachberater aus anderen Institutionen. Mit der Göttinger Zuckerrübentagung bot das IfZ erneut ein interessantes Forum des Wissensaustauschs. Unter den veränderten Bedingungen der neuen Zuckermarktordnung kommt diesem besondere Bedeutung zu, um eine umwelt- und verbraucherfreundliche sowie rentable Produktion von Zuckerrüben und Zucker auch weiterhin gewährleisten zu können.

(Stephanie Kluth, Göttingen)