– ca. 250 Teilnehmer –
Leitung des wissenschaftlichen Komitees:
PD Dr. Friedrich Pank, Bad Suderode
In der Zeit vom 18. bis 21. Februar 2008 fand die 5. Fachtagung Arznei- und Gewürzpflanzen und das 18. Bernburger Winterseminar als gemeinsame Tagung in den Räumen der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Sachsen-Anhalt in Bernburg-Strenzfeld statt. Veranstalter waren der Deutsche Fachausschuss für Arznei-, Gewürz- und Aromapflanzen, das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt, die Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Sachsen-Anhalt und der Verein Saluplanta e.V., Bernburg. Mitveranstalter waren die Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung, die Gesellschaft für Pflanzenzüchtung mit ihrer AG 17 Arznei- und Gewürzpflanzen sowie die Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft.
Die Teilnehmer kamen aus neun europäischen Staaten und waren insbesondere Anbauer, aber auch Aufbereiter, Händler und Verarbeiter von Arznei- und Gewürzpflanzen. Wissenschaftliche Einrichtungen waren vertreten insbesondere durch Spezialisten für die Analytik sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, für Anbaufragen und für Züchtungsforschung sowie für angewandte Taxonomie. Zur Eröffnung der Fachtagung waren die Landwirtschaftsministerin des Landes Sachsen-Anhalt, Frau P. Wernicke, und der stellvertretende Präsident der gastgebenden Landesanstalt, Herr F. Holz, gekommen. In einem Grußwort ging Frau Ministerin Wernicke auf die besondere Bedeutung des Bereiches Arznei- und Gewürzpflanzen ein. Sie betonte, dass die gesetzlich vorgegebenen hohen Qualitätsanforderungen, die Sicherung von Ertrag und Qualität gegenüber Schaderregern und die Pflanzenschutzgesetzgebung eine große Herausforderung für die Forschungsarbeiten darstellen. Ein erfolgreicher Anbau von Arznei und Gewürzpflanzen sei nur möglich, wenn vor dem Anbau der Absatz gesichert ist, wenn der Produzent eine zureichende Risikobereitschaft zeigt, wenn spezielle Kapazitäten in Trocknung und Aufbereitung bereitstehen und wenn an den Instituten innovative Forschungsarbeit geleistet wird. Abschließend versprach sie, den Bereich Arznei- und Gewürzpflanzen auch zukünftig zu unterstützen.
Das Vortragsprogramm der Fachtagung war in sechs Sektionen gegliedert: 1. Aus der Praxis für die Praxis, Marktchancen für Phytopharmaka, 2. Züchtung und Inkulturnahme, 3. Anbautechnik, 4. Mechanisierung und Nacherntetechnologie, 5. Pharmazeutische Biologie und Analytik, 6. Recht, Qualitätssicherung und Applikationen.
In Sektion 1 wurde bei der Darstellung der Marktentwicklung für Phytopharmaka u.a. berichtet, dass die Entwicklung des Weizenpreises als Leitpreis für pflanzliche Produkte der Landwirtschaft auch für die Aufkaufpreise für Arznei- und Gewürzpflanzen eine entscheidende Rolle spielt.
In Sektion 2 wurden Ergebnisse eines Vergleichsanbaus von zahlreichen Genbankmustern der Petersilie (Petroselinum crispum) vorgestellt und dabei neben der Bonitur morphologischer und inhaltstofflicher Merkmale für diese Kultur auch die erste genetische Distanzanalyse mittels molekularer Marker präsentiert. Daneben wurde eine in vitro-Vermehrungstechnologie für Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) und eine Züchtungsstrategie für Speisemohn (Papaver somniferum) vorgestellt. Ein Sortenvergleich von Salbei (Salvia officinalis) war ebenso interessant wie die Entstehung der Hybridsorte ‘Regula’ in dieser Art.
In Sektion 3 ging es um Mischanbau von ein- und zweijährigem Kümmel (Carum carvi), um den Blattertrag von Artischocke (Cynara cardunculus) und eine im deutschen Anbau neue Pflanze der traditionellen chinesischen Medizin (TCM): Astragalus mongholicus. Daneben standen die Samenübertragbarkeit von Mycosphaerella anethi bei Fenchel (Foeniculum vulgare) und die Regulierung von Zikaden (Eupteryx sp.) in Melisse (Melissa officinalis) zur Diskussion.
In Sektion 4 wurden Einflussfaktoren der Nacherntetechnologie auf die Produktqualität erörtert. Besonders wurden Aspekte der Trocknung behandelt. Für die Extraktgewinnung wurde als neues Verfahren die Nutzung von Mesophasen und Emulgatoren vorgestellt.
In Sektion 5 wurde über Untersuchungen zu Inhaltsstoffen zentralasiatischer Allium-Arten, des Flavonoidmusters unterschiedlicher Crataegus-Arten und einiger chinesischer Heilpflanzen aus deutschem Anbau im Vergleich mit chinesischer Handelsware vorgetragen. Als ein neuer analytischer Ansatz beispielsweise zur Beschreibung der intraspezifischen Variabilität einer Art wurde die nicht zielgerichtete Erfassung aller Inhaltsstoffkomponenten, im gegebeben Fall aller flüchtigen Pflanzeninhaltsstoffe, vorgestellt. Ebenfalls wurden Möglichkeiten und Probleme der Nutzung von ionisierender Strahlung bei der Entwesung von Drogen besprochen.
Sektion 6 befasste sich mit Aspekten der Qualitätssicherung von Extrakten und pflanzlichen Ausgangsstoffen für Arzneimittel. Weitere Vorträge betrafen Präparate der traditionellen chinesischen Medizin, den Russischen Estragon (Artemisia dracunculus) und den Einsatz von Kräutern und Gewürzen als funktionelle Zutaten in Funktionellen Lebensmitteln.
Posterbeiträge gab es: drei in der Sektion 1, sechzehn in Sektion 2, siebenundzwanzig in Sektion 3, sechs in Sektion 4, sieben in Sektion 5 und fünf in Sektion 6.
Am 21.2.2008 wurden im Rahmen der Tagung zwei Fachexkursionen durchgeführt: Die Exkursion 1 „Züchtungsforschung“ führte 46 Teilnehmer in das Julius-Kühn-Institut (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen nach Quedlinburg. Hier wurden Aufgaben und Möglichkeiten des Institutes für ökologische Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz erläutert. Es folgten Ausführungen zum Thema Virosen der Arznei- und Gewürzpflanzen im Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik und eine Darstellung der Aufgaben in der Arbeitsgruppe Arznei- und Gewürzpflanzen des Institutes für Züchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst. Abschließend wurden den Teilnehmern die technischen Eckdaten und gärtnerischen Möglichkeiten des Forschungsgewächshauses erläutert. Bei der Exkursion 2 „Kräuterverarbeitung, Zwiebelaufbereitung“ wurde 57 Tagungsteilnehmern Einblick in die Anbau- und Verarbeitungstechnologie in der Agrargenossenschaft Calbe e.G. geboten.
(Frank Marthe, Quedlinburg)