Bericht des Treffens vom 8./9. September 2005 in Hannover “Forschungspotential für Zierpflanzenzüchtung und Zierpflanzenbau”

– 40 Teilnehmer –

Organisation:
Prof. Dr. Thomas Debener, Hannover; Dr. M. Mehring-Lemper, Hann.Münden

Das diesjährige Schwerpunktthema unterschied sich von denen vergangener Jahre dadurch, dass kein Themengebiet aus der Züchtung oder Züchtungsgenetik gewählt, sondern ein Forschungsstandort vorgestellt wurde. Das geht auf Diskussionen über die schwindenden Ressourcen für Züchtungsforschung bei Zierpflanzen an deutschen Universitäten zurück, welche auf der Tagung des Vorjahres einen breiten Raum eingenommen hatten. Da der ehemalige Fachbereich Gartenbau der Universität Hannover für gartenbauliche Forschung einer der letzten Universitätsstandorte ist, sollte durch die Vorstellung der hier mit Zierpflanzen befassten Institute das Potential für den Bereich Zierpflanzenzüchtung und Zierpflanzenbau deutlich gemacht werden.

Nach Begrüßung der Teilnehmer skizzierte Prof. Debener kurz die Struktur der neu gegründeten Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hannover und gab dann einen Überblick über die Arbeiten der eigenen Arbeitsgruppe „Allgemeine und molekulare Pflanzenzüchtung“. In Fortführung seiner am Institut für Zierpflanzenzüchtung in Ahrensburg begonnenen Arbeiten ist die Rose weiterhin das Hauptobjekt der Forschung, wenngleich kleinere Projekte auch an Dahlien, Tomaten und Osteospermum bearbeitet werden. Im Mittelpunkt stehen Probleme der Resistenz gegenüber drei wichtigen Rosenkrankheiten (Sternrußtau, Echter Mehltau und Falscher Mehltau). Dazu werden Untersuchungen durchgeführt zur Evaluation genetischer Ressourcen, zur molekularen Charakterisierung und Quantifizierung von Pathogenpopulationen, zur Kartierung von monogenischen Merkmalen und QTL-Loci mit molekularen Markern bis hin zur molekularen Analyse von an Resistenzreaktionen beteiligten Genen. Insgesamt erscheint in dieser Weise eine Fokussierung auf ein biologisches System und ein begrenztes Methodenspektrum notwendig, um die vorhandenen, beschränkten Ressourcen für die Forschung effizient nutzen zu können.

Abweichend von der Struktur der übrigen Vorträge stellte sodann Frau Mantana Buanong die Ergebnisse ihres Doktorandenprojekts in der Abteilung Zierpflanzenbau vor. Dabei geht es um die Haltbarkeit von Topfrosen, einer der wichtigsten Eigenschaften bei deren Produktion. Neben züchterischen Arbeiten zur Optimierung genetischer Faktoren werden Möglichkeiten untersucht, das Merkmal durch Inhibitoren zu beeinflussen. In eingehenden Analysen zur Wirkung und Effizienz verschiedener Ethylen-Inhibitoren ergab sich ein deutlich positiver Effekt der beiden Cyclopropene 1-OCP und 1-DCP, der jedoch für beide Substanzen unabhängig vom Genotyp ist.

Im Anschluss an diesen Vortrag gab Frau PD T. Winkelmann eine Übersicht über laufende Arbeiten der Abteilung Zierpflanzenbau. Außer den vorstehend bereits angesprochenen Arbeiten aus dem Bereich der Nacherntephysiologie unter besonderer Berücksichtigung des Ethylenstoffwechsels ist ein Schwerpunkt die Anwendung von in vitro-Verfahren zur Vermehrung, zur Erweiterung der genetischen Variabilität durch Protoplastenfusion sowie zur gentechnischen Veränderung von Zierpflanzen. Themen sind beispielsweise die Analyse von Faktoren zur Steuerung der somatischen Embryogenese bei Cyclamen persicum, die Lokalisierung genetischer Faktoren mit Hilfe molekularer Marker, verbesserte Methoden des Gentransfers bei Petunia und Pelargonium und die Erhöhung der genetischen Variabilität durch Protoplastenkultur bei Saintpaulia, Petunia und Cyclamen.

Im letzten Vortrag des ersten Halbtags stellte Dr. M. Zahn aus der AG Spezielle Ertragsphysiologie verschiedene Forschungsprojekte zu Prozessen der Signaltransduktion in Pflanzen am Beispiel der Phospholipasen A und C vor. Diese Untersuchungen wurden vor allem an Petunien durchgeführt. Sie bieten neben ihrer Bedeutung für die Grundlagenforschung auch mögliche Anwendungen in der Erhöhung der Resistenz von Pflanzen gegenüber Krankheitserregern. Des Weiteren wurde über Arbeiten an NO als Signalmolekül und die Wirkung von Schwerelosigkeit auf die Ausbildung des Zytoskeletts in keimendem Tabakpollen berichtet, wobei die Darstellung der Raketenexperimente zur Herstellung der Schwerelosigkeit bei den Zuhörern besonderes Interesse fand.

Nach den Vorträgen führten Herr Dipl. Ing. K. Dreier durch die neue Tageslichtversuchsanlage und das Phytotron und Frau Dr. Winkelmann durch das zentrale In vitro-Labor des Standorts Herrenhausen der Universität Hannover, deren Ausstattung nichts zu wünschen übrig ließ und rege Nachfragen und allgemeine Anerkennung hervorrief.

Der zweite Tag begann mit einer Darstellung der neuen Strukturen für die gartenbauwissenschaftlich relevanten Studiengänge B.Sc./M.Sc. „Gartenbauwissenschaften“ und „Pflanzenbiotechnologie“ durch Herrn Prof. E. Maiß, den ehem. Studiendekan des Fachbereichs Gartenbau. Neben einer sehr anschaulichen Präsentation der Studieninhalte erläuterte dieser auch die verbesserten Voraussetzungen für praktische Abschlussarbeiten vor allem in den M.Sc.-Studiengängen, die zu beidseitigem Vorteil auch für Kooperationsprojekte zwischen Praxis und Wissenschaft genutzt werden können.

In direktem Anschluss stellte Prof. Maiß das Institut für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz (IPP) vor, in dem zahlreiche Arbeiten mit Relevanz auch für die Zierpflanzenzüchtung und den Zierpflanzenbau durchgeführt werden. Es umfasst die Arbeitsgruppen Entomologie (Prof. Poehling), Virologie (Prof. Maiß), Epidemiologie (Prof. Hau), Phytopathologie (Dr. von Alten) und Bakteriologie (PD Dr. Wydra). In der AG Entomologie werden u.a. Fragen der biologischen Kontrolle des Thripsbefalls und des Einflusses von UV-absorbierenden Folien auf die Verteilung von Thripsen, Blattläusen und Weißen Fliegen bearbeitet. In der AG Phytopathologie ist der Schwerpunkt die Wirkung von Mykorrhizapilzen auf die Pflanzengesundheit sowie auf allgemeine Wachstumsparameter. Das Arbeitsspektrum der AG Virologie reicht vom molekularen Nachweis und der molekularen Charakterisierung verschiedener Pflanzenviren bis zur Biologischen Sicherheitsforschung. Die AG Bakteriologie arbeitet im Wesentlichen im Bereich der integrierten Bekämpfung von Bakteriosen, wobei ein breites Spektrum an Pathogenen (Xanthomonaden, Pseudomonaden, Erwinia, Agrobacterien und Phytoplasmen) in Labor- und Feldforschung abgedeckt wird.

Den zweiten Vortrag an diesem Morgen hielt Prof. W. Spethmann über den Bereich Baumschulforschung. Hier stehen neue Strategien zur Gehölzvermehrung im Vordergrund. Durch Verwendung von Langstecklingen konnten auch bei Gehölzen, die als schwierig zu vermehren bekannt sind, erheblich verbesserte Bewurzelungsraten erreicht und die Kulturdauer z.B. bei Alleebäumen oder Hochstammrosen um ein bis zwei Jahre verkürzt werden. Die gelegentlich auftretende Blüte sogenannter „Wasserreiser“ soll in einem Promotionsprojekt kausal untersucht werden.

Den Abschluss der Vorträge bildete ein Bericht über Arbeiten des Lehrgebiets Molekularbiologie (Prof. H.-J. Jacobsen) des ehem. Fachbereichs Biologie, den Frau Dr. A. Richter vortrug. Forschungsthemen betreffen hier vor allem Leguminosen (Erbsen, Bohnen und Kichererbsen), an denen molekulare Beziehungen zwischen Wirtspflanze und Pathogen (AG PD Dr. Krajinski), die Expression rekombinanter Antikörper (AG Dr. Reinhard) und die Verbesserung von Transformationsmethoden (AG Dr. Richter) bearbeitet werden.

An die Vorträge schloss sich eine kurze Diskussion über die Möglichkeiten der Forschungsförderung an der Nahtstelle von praktischer Zierpflanzenzüchtung und angewandter Forschung an. Danach konnten die Teilnehmer die Labors der AG Molekulare Pflanzenzüchtung besichtigen.

Das nächste Treffen der GPZ-AG Zierpflanzen (18) ist für 2006 in Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Firma Klemm & Sohn GmbH & CoKG geplant.

(Th. Debener, Hannover)