Bericht über die gemeinsame Vortragstagung der AG Krankheitsbekämpfung und Resistenzzüchtung in Getreide, Hülsenfrüchten und Raps und der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft am 05./06. Dezember 2011 in Fulda “Fortschritte in der Krankheitsbekämpfung und Resistenzzüchtung bei landwirtschaftlichen Kulturpflanzen”

– 125 Teilnehmer –

Organisation:
Prof. Dr. T. Miedaner, Hohenheim, Prof. Dr. P. Zwerger, Braunschweig, und Dr. B. Holtschulte, Einbeck

Die gemeinsame Resistenztagung der drei oben genannten Organisationen in Fulda ist erfreulicherweise zu einem festen Termin geworden. Es ist nach wie vor die einzige Veranstaltung, die Phytopathologen, den amtlichen Pflanzenschutzdienst und Pflanzenzüchter zusammenbringt.

Der erste Tag wurde wie immer von der AG Krankheitsbekämpfung gestaltet und widmete sich zunächst der Neuregelung des Pflanzenschutzrechts. In Ergänzung des EU-Pflanzenschutzmittel-Rechtspakets, bestehend aus der „Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 („EU-Pflanzenschutzmittelverordnung”) sowie der „Richtlinie 2009/128/EG („Rahmenrichtlinie Pestizide“), wurde im Dezember 2011 von Bundestag und Bundesrat ein neues Pflanzenschutzmittelgesetz verabschiedet. Darin enthalten sind ergänzende Bestimmungen sowie Grundsatzregelungen für die Umsetzung der Rahmenrichtlinie Pestizide auf Bundesebene (K. Schorn, Bonn). Die Ausführungsgesetzgebung bei der Umsetzung hat auf Ebene der Bundesländer zu erfolgen. Damit wird im Pflanzenschutzmittelbereich in der Zukunft vieles neu (C. v. Kröcher, Hannover). Alle EU-Staaten müssen künftig nationale Aktionspläne zur Verringerung von Risiken und Auswirkungen, die durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln entstehen können, erarbeiten. Der Integrierte Pflanzenschutz soll ab 2014 in allen EU-Staaten verbindliches Ziel werden, um die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß zu beschränken. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Praxis, aber auch die Resistenzzüchtung haben, wenn dieses Ziel ernst genommen wird. Neu ist auch ein Zonensystem zur Zulassung, das einen erleichterten Zugang zu PSM anderer Mitgliedstaaten derselben Zone gewährleisten soll. Als kritisch wird dabei die Einteilung Deutschlands in eine Mittlere Zone gesehen, während Frankreich komplett zur Südlichen Zone gehört (V. Koch-Achelpöhler, Frankfurt).

Bei der Resistenzzüchtung gegen tierische Schaderreger standen zunächst die Weizengallmücken mit drei Vorträgen im Vordergrund (J. Lehmhus, Braunschweig; M. Taylor, Peine; S. Haas, Quedlinburg). Weitere Vorträge galten der Resistenz von Raps, Mais und Lupinen gegen tierische Schädlinge (B. Ulber, Göttingen; A. Berndt, Quedlinburg; F. Foiada, Freising). Deutlich wurden bei allen Vorträgen die großen Schwierigkeiten der Phänotypisierung bei Befall mit Insekten, auch wenn künstliche Infestierung angewendet werden kann. Die Wiederholbarkeiten der Versuche sind trotz aller Anstrengungen oft nur gering, was den bescheidenen Zuchtfortschritt auf diesem Gebiet erklärt.

Der zweite Tag galt zunächst Vorträgen aus dem Schnittpunkt zwischen Phytopathologie und Pflanzenzüchtung. Dabei eröffnete ein Einführungsvortrag von P. Schweizer, Gatersleben, neue Einblicke in die Nichtwirtsresistenz und ihre mögliche Nutzung in der Zukunft. Es wurde klar, dass Nichtwirtsresistenz von Gerste gegenüber Weizenmehltau einen aktiven Vorgang der Pflanze darstellt, für den es inzwischen mehrere Kandidatengene gibt. Ein weiterer Schwerpunkt waren bodenbürtige Viren an Getreide, wo T. Kühne, Quedlinburg, einen umfassenden Überblick über den Forschungsstand bei Gerstengelbmosaikvirus gab und U. Kastirr, Quedlinburg, neue Erkenntnisse über den Viruskomplex bei Roggen vorstellte. In Genbankmaterial fanden sich vielversprechende Populationen und Wildroggenakzessionen. Ein zweiter Schwerpunkt bestand in der Vorstellung des Auswertungsprogrammes RESI in seinen biometrischen (E. Moll, Kleinmachnow) und anwendungstechnischen Aspekten (K. Flath, Kleinmachnow). Es ermöglicht SAS-basiert die varianzanalytische Auswertung von Resistenzdaten, deren Umsetzung in Bonituren, die Durchführung multipler Mittelwertvergleiche sowie die übersichtliche Darstellung der Ergebnisse. Am Beispiel Weizen/Gelbrost wurden die Fortschritte in der praktischen Resistenzzüchtung der letzten Dekade deutlich. In weiteren Vorträgen ging es um die Laborbefunde zur Resistenz von Fusarium culmorum gegen Azolfungizide (A. Serffling, Quedlinburg), wobei die enorme Anpassungsfähigkeit dieser Erreger deutlich wurde. S. Rietz, Kiel, zeigte schließlich Möglichkeiten zur Nutzung von Kohl-Wildformen für die Sclerotinia-Resistenz.

Der letzte Teil der Tagung widmete sich der biotechnologiegestützten Resistenzzüchtung bei Gerste und Weizen. Von den rund 60 molekularen Markern und den Hunderten von QTL, die bei Gerste und Weizen jeweils für die Detektion von Resistenzen zur Verfügung stehen, wird derzeit nur ein halbes Dutzend von privaten Zuchtbetrieben benutzt (T. Miedaner, Hohenheim). Ursachen sind die mangelnde Dauerhaftigkeit monogenischer Resistenzen, fehlende diagnostische Marker, die oft schwierige Verifikation von QTL in anderem genetischen Hintergrund und die genetischen Kosten. Bei Gerste ging es um die Nutzung hochdichter Karten (D. Perovic, Quedlinburg), die die Suche nach Kandidatengenen erleichtern, sowie die Nutzung der Resistenz gegen Ramularia-Blattflecken (B. Ruge-Wehling, Groß Lüsewitz) bzw. Mehltau (J. Rode, Halle/S.). Abschließend berichteten zwei Vorträge über die notwendigen Vorarbeiten bzw. erzielten Ergebnisse von Genexpressionsanalysen auf Resistenz gegen Cercospora bei Zuckerrüben (F. Weltmeier) bzw. Ährenfusariosen bei Weizen (M. Diethelm, Freising).

Die Tagung gab wieder einen guten Überblick über das komplette Gebiet der Krankheitsresistenz, angefangen von den gesetzlichen Rahmenbedingungen über methodische Arbeiten, Übersichtsreferate und detaillierte Ergebnisdarstellungen bis hin zu modernen molekularen Techniken. Die nächste Tagung wird am gleichen Ort vom 09.-10.12.2013 stattfinden.

(T. Miedaner , Hohenheim)