Bericht zur GPZ-Tagung der AG 3 – Cytogenetics Meeting 2021 am 27. und 28. September 2021 in Görlitz

-65 Teilnehmer –

“Wir erleben ein Goldenes Zeitalter“

Bei der Zytogenetik geht es um die Biologie von Chromosomen. Aktuelle Fragen aus diesem Bereich wurden im September bei einem zweitägigen Treffen in Görlitz diskutiert. Über seine Bilanz, die Perspektiven sowie die Rolle des IPK spricht Mitorganisator Prof. Andreas Houben, Leiter der Arbeitsgruppe Chromosomenstruktur und -funktion am IPK, im Interview mit Christian Schafmeister. 

Wie viele Kolleginnen und Kollegen sind der Einladung nach Görlitz gefolgt? Und was ist für Dich besonders wichtig gewesen?

Wir hatten 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Tschechien und Großbritannien und damit deutlich mehr als erwartet und doppelt so viele wie bei unserem letzten Treffen 2019 in Dresden. Die Vorträge waren allesamt auf einem sehr hohen Niveau. Und was zudem erfreulich ist: die Community war sehr jung, das stimmt mich zuversichtlich beim Blick in die Zukunft.

Was war der inhaltliche Schwerpunkt der Tagung? Welche Fragestellungen treiben die Kolleginnen und Kollegen gerade besonders um?

Ich nenne einmal drei Beispiele: Ein Thema war, wie die Stabilität von Hybriden verbessert werden kann. Konkret ging es um synthetischen Raps, der aus der gezielten Kombination von Wildarten entsteht, in der ersten Generation aber häufig nicht stabil ist. In einem anderen Vortrag ging es um Hortensien. Hier war die Frage, wie man über die Manipulation der Genomgröße zu neuen Sorten kommt. Und wir haben diskutiert, wie über die Manipulation der Meiose ganz gezielt Rekombinationen induziert werden können. Im Grundsatz geht es in den meisten Fällen darum, Aspekte aus der angewandten Chromosomen-Biologie und Grundlagenfragen zu verknüpfen.    

Wird die Zytogenetik künftig noch an Bedeutung gewinnen? Und was ist auf diesem Gebiet noch zu erwarten?

Das Potenzial ist riesig. Wir erleben gerade das Goldene Zeitalter der Chromosomen-Biologie. Das ist auch auf internationaler Ebene klar zu erkennen. Es reicht heute einfach nicht mehr aus, die DNA zu untersuchen. Es geht darum, wie einzelne Sequenzen verpackt, transportiert, reguliert und repariert werden.

Wie erklärt sich dieser Schub?

Nun, wir haben heute neue Techniken an der Hand, die es vor einigen Jahren noch nicht gab oder die noch nicht so ausgereift waren. So hat es etwa bei der sequenzbasierten Genomanalyse große Sprünge nach vorne gegeben. Aber auch die hochauflösenden Mikroskope, die uns mittlerweile zur Verfügung stehen, sind eine wichtige Säule für unsere Arbeit. All das ermöglichst es uns, auch neue Fragestellungen zu adressieren.

Gespräch zwischen Christian Schafmeister und Prof. Andreas Houben

17.11.2021