Die GPZ trauert um Prof. Dr. Friedrich Wolfgang Porsche

NACHRUF für Prof. Dr. Friedrich Wolfgang Porsche, Weizenzüchter, geb. 29.03.1928 in Steinigtwolmsdorf/Oberlausitz

Unser Ehrenmitglied, verehrter Kollege und hoch angesehener Weizenzüchter Wolfgang Porsche ist am 17. September 2019 von uns gegangen. Prof. Porsche wurde Im Jahre 1995 Mitglied der GPZ, im Jahre 2002 wurde er zu ihrem Ehrenmitglied gewählt.

Friedrich Wolfgang Porsche besuchte Oberschulen in Dresden und Bautzen, um dann eine zweijährige Landwirtschaftslehre zu absolvieren. Damit waren die Voraussetzungen geschaffen für ein Studium der Landwirtschaft an der Universität Halle/Saale (1951-1954). Dortselbst wurde Porsche bei Professor G. Könnecke im Jahre 1962 zum Dr. agr. promoviert; das Thema der Dissertation war „Untersuchungen über den Anbauwert von Sorghum-Varietäten (Sorghum vulgare Pers.) im mitteldeutschen Raum“; ein seinerzeit zweifellos innovatives Thema.

Sein beruflicher Werdegang führte Dr. Porsche zunächst als Betriebsassistent zur VEG Berthelsdorf und Beicha in Sachsen, als Anbauberater für Saatgutvermehrung in den Bezirk Leipzig, und schließlich als Wiss. Mitarbeiter an die Forschungsstelle für Getreidezüchtung, Kloster Hadmersleben (1956-1964). Im Jahre 1965 wurde Dr. Porsche Leiter der Weizenzüchtung im Institut für Getreideforschung, Bernburg-Hadmersleben, eine Tätigkeit, die er bis zur politischen Wende in Deutschland im Jahre 1990 wahrnahm. Seine neue Aufgabe war nun die eines Geschäftsführers der Saatzucht-Agrar GmbH Kloster Hadmersleben und Saatzucht Hadmersleben GmbH (1990-1994).

ln mehr als drei Jahrzehnten aktiver Weizenzüchtung hat Wolfgang Prosche die große Tradition der Hadmerslebener Weizenzüchtung fortgesetzt. Die Zuchtmethodik wurde in seiner Ägide maßgeblich weiterentwickelt, moderne Zucht- und Serienprüfungs-Verfahren wurden eingeführt. Dabei wurden aktuellste Zuchtziele verfolgt, mit einem übergeordneten Ziel: „die ertragreiche Backweizensorte“. Im Sinne hoher Ertragsstabilität wurde langjährig auf stabile Krankheitsresistenz selektiert, wobei unkonventionelle, rassenunspezifische Resistenzen genutzt wurden. Auch die systematische Selektion auf Auswuchsfestigkeit und Winterhärte diente letztendlich der Entwicklung stabiler und ertragreicher Qualiätsweizensorten. Gerade dabei war die Zusammenarbeit mit dem Institut Mironovka/Ukraine sicherlich mitbestimmend für das erreichte hohe Niveau der Stresstoleranz.

Aus der Hadmerslebener Weizenzüchtung gingen so in der Ägide von F.W. Porsche etwa zwei Dutzend Winter- und Sommerweizen-Sorten hervor, die im In- und Ausland eine große Anbauverbreitung gewannen; eine besondere Erwähnung verdient der 1974 zugelassene Winterweizen ‘Alcedo’ im Hinblick auf seinen Nutzen in Züchtung und Anbau gleichermaßen. ‘Alcedo’ und Nachfolger bildeten die Grundlage der Produktion qualitativ hochwertiger Back- und Aufmischweizen der DDR in den 1980er Jahren.

Die hohe Anerkennung, die Wolfgang Porsche in Fachkreisen genoss, kommt zum Ausdruck in der Wahl zum Vorsitzenden der Züchtergemeinschaft Weizen (1965-1990) sowie als Mitglied der Sektion Züchtungsforschung der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR (1981-1990). Seine äußerst erfolgreiche Tätigkeit hat zudem zu verschiedenen Ehrungen und Auszeichnungen geführt:  Verdienter Züchter 1975, sowie Verleihung des Nationalpreises der DDR für Wissenschaft und Technik 1976 und 1986. Im Jahre 1977 wurde Dr. Porsche zum Professor der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin ernannt.

Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen von Wolfgang Porsche befassen sich erwartungsgemäß vor allem mit Weizen. So ging es im Laufe der Jahrzehnte um die züchterische Verbesserung des Verarbeitungswertes bei Weizen (1965) sowie Probleme der modernen Getreideverarbeitung und Getreidechemie (1965), Dreifachkreuzungen in der Kombinationszüchtung (1968), Probleme der Resistenzzüchtung des Weizens bei der Intensivierung und Verstärkung des Getreidebaues (1968), Untersuchungen an Spitzenqualitäts-Backweizen (1970), Verhalten von unterschiedlichen Genotypen in Rein- und Mischsaat (1972), Untersuchungen über die Kombinationseignung standfester Winterweizensorten (1976), Verbesserung der Widerstandsfähigkeit des Weizens gegenüber Fußkrankheiten (1977), Resistenzverhalten gegenüber Blattkrankheiten (1977), Untersuchungen an proteinreichen Herkünften des Weizens (1979), Züchtung von Winterweizen mit hoher Auswuchsfestigkeit (1980), Züchtung von Winterweizen auf Feldresistenz gegen Mehltau (1983), Züchtung von Weizen mit guter Backqualität (1984), Probleme und Ergebnisse der Ertragszüchtung bei Winterweizen (1986).

Diese Auswahl seiner wissenschaftlichen und züchterischen Arbeiten belegt die auch heute noch hohe Aktualität der Themen, die Prof. Dr. Wolfgang Porsche bearbeitet hat. Sein Werdegang und erfolgreicher Lebensweg sind gleichermaßen Vorbild für angehende Weizenforscher und Pflanzenzüchter und sollten dazu ermutigen, einen solchen Weg einzuschlagen.

Die GPZ dankt ihrem verstorbenen Ehrenmitglied Wolfgang Porsche für seinen hohen Einsatz für die deutsche Weizenzüchtung und Qualitätsweizenerzeugung. Wir werden Herrn Professor Porsche als geschätzten Kollegen stets in bester, anerkennender Erinnerung behalten.