-250 Teilnehmer –
Organisation:
Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ), Göttingen
Das Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) an der Universität Göttingen hat am 2. September die 9. Göttinger Zuckerrübentagung ausgerichtet, an der rund 250 Teilnehmer aus Wirtschaft, Verbänden, Wissenschaft & Forschung, Behörden und weiteren Institutionen teilnahmen. Aufgabe der Wissenschaft ist nicht nur die Forschung, sondern auch der Wissenstransfer in Gesellschaft, Politik und Praxis. Die Göttinger Zuckerrübentagung bot den aus allen Bereichen der Zuckerrüben- und Zuckerproduktion kommenden Teilnehmern ein Forum des Austausches, das die direkte Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis ermöglicht. So wird auch weiterhin eine rentable, umweltschonende und von den Verbrauchern akzeptierte Zuckerproduktion aus Rüben ermöglicht.
Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft ist in Deutschland durch gesetzliche Vorschriften streng reguliert. Unerwünschte Nebenwirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt sollen so minimiert werden. Auf europäischer Ebene sind im vergangenen Jahr die gesetzlichen Regelungen zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln neu festgeschrieben worden. Die in Deutschland geltende „gute fachliche Praxis“ im Pflanzenschutz entspricht aber schon jetzt weitestgehend den Forderungen der EU. Am Institut für Zuckerrübenforschung werden zur Zeit erstmals und beispielgebend für eine Ackerbaukultur Leitlinien eines integrierten Pflanzenschutzes im Zuckerrübenanbau erarbeitet. Diese sollen den Landwirten die weitere Umsetzung der EU-Anforderungen erleichtern, die gesellschaftliche Akzeptanz erhöhen und so einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Zuckerrübenanbaus leisten. Im Rahmen dieses Projekts durchgeführte Untersuchungen zur Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen bei unterschiedlichem Herbizideinsatz zeigten, dass die Anzahl und Menge der eingesetzten Herbizide Regenwurmdiversität und biologische Aktivität nahezu nicht beeinflusste. Standortfaktoren sowie die Bodenbearbeitung hatten dagegen deutliche Effekte.Die Züchtung neuer Zuckerrübensorten ermöglicht es, den Rübenertrag kontinuierlich zu steigern, um dem wachsenden Bedarf an pflanzlicher Biomasse zu begegnen. Der Widerstandsfähigkeit von Zuckerrüben gegenüber Krankheiten und Schädlingen kommt dabei besondere Bedeutung bei der Erhöhung der Ertragsleistung zu, wie Dr. Hubert Uphoff (Syngenta Seeds) am Beispiel von Blattkrankheiten in Zuckerrüben zeigte. Speziell unter dem Gesichtspunkt der neuen Anforderungen der EU zum integrierten Pflanzenschutz ist daher der Beitrag der Züchtung zum Erhalt der Pflanzengesundheit unerlässlich.Unter den durch pilzliche Erreger verursachten Erkrankungen sind Fusarienerkrankungen stärker in den Fokus gerückt, dies insbesondere bei Getreide, da die pilzlichen Erreger teilweise Mykotoxine produzieren. Generell verhindern vielfältige Fruchtfolgen ein verstärktes Auftreten einzelner Schaderreger. Ob der Anbau von Zuckerrüben in Getreidefruchtfolgen einen besonderen Beitrag zur Verringerung eines Fusarienbefalls im Getreide leisten kann, sollen weitere Untersuchungen des IfZ zeigen.Eine aktuelle Studie des niederländischen Zuckerrübenforschungsinstituts IRS in Zusammenarbeit mit dem IfZ zeigt, dass die Bewirtschaftung durch den Landwirt einen höheren Einfluss auf den Ertrag hat als die Bodenbedingungen und die Anbauintensität (Dünge- und Pflanzenschutzmittel). Eine nach dem derzeitigen Stand des Wissens zeit- und maßnahmenoptimierte Gestaltung des Managements durch den Landwirt könnte also in vielen Fällen die Wirtschaftlichkeit eines Betriebes nochmals erhöhen.Zuckerrüben eignen sich aufgrund ihrer stofflichen Zusammensetzung hervorragend als Rohstoff zur Nutzung in Biogasanlagen. Untersuchungen des IfZ zeigen ihre Konkurrenzfähigkeit hinsichtlich des erzielbaren Biogasertrags im Vergleich zum Ertrag aus anderen landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Damit trägt auch der Anbau von Zuckerrüben als Energiepflanze für Biogasanlagen dazu bei, vielfältige Fruchtfolgen zu erhalten und Maismonokulturen zu verhindern. Weitere umfangreiche Forschungsergebnisse sind hierzu aus dem IfZ zu erwarten.
Prof. Dr. B. Märländer, Göttingen