Nachruf für Prof. Gerd Weber (*01.09.1946 – …26.02.2024)

Prof. Gerd Weber verstarb am 26. Februar 2024 nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren.

Prof. Gerd Weber, wurde am 01. September 1946 in Jena geboren und verbrachte seine Jugend in Köln, wohin die Familie 1962 gezogen war. Nach dem Abitur studierte er an der dortigen Universität Biologie und Chemie und absolvierte sein Diplom in den Fächern Genetik, Botanik und Biochemie unter der Leitung von Prof. Klaus Rajewsky und Dr. Eckehart Kölsch. Im Anschluss promovierte er in den Jahren 1971 – 1974 am Institut für Genetik der Universität Köln und dem Heinrich-Pette-Institut für experimentelle Virologie und Immunologie, Hamburg, zu dem Thema: „Untersuchungen zur Niedrigzonentoleranz gegen den Bakteriophagen fd in Inzuchtmäusen“, betreut durch Prof. Klaus Rajewsky und Prof. Peter Starlinger. Im Jahr 1987 habilitierte sich Gerd Weber im Fach Botanik an der Universität Kaiserslautern mit dem Thema „Molekularbiologie und Genetik somatischer Pflanzenzellen“, ein Gebiet, das sein weiteres wissenschaftliches Wirken entscheidend prägen sollte.

Nach der Promotion verbrachte Gerd Weber insgesamt 5 Jahre in Kanada und den USA, zunächst (1975 – 1977) als DFG Stipendiat im heutigen NRC Plant Biotechnology Institute, Saskatoon, im Labor der frühen Gewebekulturexperten Dr. O.L. Gamborg und Dr. F. Constabel und danach (1977 – 1980) an der University of Utah, Salt Lake City, im Labor von Prof. K.G. Lark. In dieser Zeit entwickelte Gerd Weber nicht nur seine ausgezeichnete Expertise auf dem Gebiet der pflanzlichen Gewebekultur, sondern auch eine große Leidenschaft für den nordamerikanischen Kontinent, sowie, im Englischen, sein ausgeprägtes US-amerikanisches Idiom – nicht selten hielt man ihn deshalb spontan für einen Amerikaner.

1980 kehrte Gerd Weber zurück nach Deutschland und arbeitete bis 1992 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am damaligen Max-Planck-Institut für Zellbiologie, Ladenburg, bevor er am 02.09.1992 den Ruf auf die Professur für Spezielle Pflanzenzüchtung, Universität Hohenheim, Stuttgart, annahm. Dort engagierte er sich für die Diplom- und Bachelorstudiengänge der Agrarbiologie, als Schnittstelle zwischen Molekularbiologie, Genomanalyse, Biotechnologie und der klassischen Pflanzenzüchtung.

Wissenschaftlich schlug sein Herz für die pflanzliche Gewebekultur und die Möglichkeiten, die sich daraus für die Pflanzenzüchtung ergaben. Nach Exkursen in die Mikromanipulation von Zellen, Organellen und Chromosomen mittels mikroskopisch feiner Glasnadeln und der Laser-gestützten optischen „Pinzette“, war es vor allem die Anwendung der Gewebekultur zur biotechnologischen Unterstützung der Hopfenzüchtung, für die sich Gerd Weber bis zuletzt intensiv engagierte.

Gerd Weber zeichnete sich durch eine unbändige, grundsätzliche Neugierde für Wissenschaft, durch die er seinem/r Gegenüber stets mit echtem und ehrlichem Interesse begegnen konnte, aus. Seine offene, freundliche und kommunikative Art und die Tatsache, dass er nie verlegen war, fundierte Fragen zu stellen, ermöglichte es ihm, ungezählte internationale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Hervorzuheben ist hier u.a. sein Bemühen um die Vernetzung zwischen Costa Rica und der Universität Hohenheim. Die große Bedeutung, die ein gut entwickeltes wissenschaftliches Netzwerk entfalten kann, gehört zu den wichtigen Tugenden, die er seinen Schülern und Schülerinnen mit auf den Weg gegeben hat. Seine humorvolle, persönliche und direkte Art der Kommunikation und seine große Hilfsbereitschaft führten zu seiner großen Beliebtheit bei Studierenden und erleichterten es ihm, Jungwissenschaftler/innen für die Forschung zu begeistern.

In tiefer Dankbarkeit und mit aufrichtiger Anteilnahme für seine Familie und Freunde werden wir Prof. Gerd Weber als großartigen Hochschullehrer, engagierten Forscher und vorbildlichen Menschen und Freund stets in Erinnerung behalten.

Nils Stein

(Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) und Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)